Per Traumtor hat Benedikt Specker den SV Bad Heilbrunn auf Rang zwei geschossen. Im Interview spricht er seinen Treffer, Glück und große Fußstapfen.
Bad Heilbrunn – Auf ihn stürzte sich die ganze Mannschaft: Der SV Bad Heilbrunn begrub Offensivmann Benedikt Specker kurz vor der Halbzeitpause in einem menschlichen Haufen unter sich. Der 23-Jährige sorgte nicht nur für das Siegtor am Sonntag beim 1:0 in Raisting. Sein Treffer hat zusätzlich das Potenzial, zum Tor des Monats gekürt zu werden: Ein Fallrückzieher in den Winkel, Specker mit hohem Luftstand erwischte den Ball waagrecht in der Luft liegend, Volltreffer. Der Sachbearbeiter in einer Warngauer Firma im Gespräche über den seltenen Glückstreffer, die Fußstapfen seines Bruders Max und den Prozess zum Führungsspieler.
Herr Specker, wie oft haben Sie den Schuss geübt?
(lacht) Gar nicht, einen Fallrückzieher kann man eigentlich nicht trainieren ...
„Das Tor wäre deutlich weniger wert gewesen, wenn wir das Spiel nicht gewonnen hätten.“
Benedikt Specker
...den kann man oder kann ihn nicht?
Das möchte ich nicht sagen, aber es ist eine intuitive Geschichte, das wird von der Situation bestimmt, der Ball muss genau so kommen wie man es braucht, da gehört viel Glück dazu, wenn er dann auch noch so reingeht. Das wird vermutlich nie wieder passieren. Na ja, so schnell nicht mehr, ich will’s mal nicht ausschließen (lacht).
Und dann geht der Ball auch noch genau in den Winkel. Genau so haben Sie das sicher geplant, oder?
Na ja, ich wollte schon aufs Tor schießen, wenn man schießt, will man immer das Tor treffen, und ins lange Eck wollte ich auch. Aber damit es so passt, da muss schon ein bisschen was zusammenkommen. Außerdem wäre das Tor deutlich weniger wert gewesen, wenn wir das Spiel nicht gewonnen hätten. Da gehört das ganze Team dazu. Auch zum Beispiel ein Tommy Pföderl, der einfach immer für drei läuft, und man deswegen vielleicht ein paar Körner übrig hat für solche Sachen.
„Man muss es schon probieren wollen, sonst ist die Situation ohne Ergebnis vorbei. Und ich hab’s versucht.“
Benedikt Specker
Wie kam es überhaupt zu der Situation, dass Sie einen Fallrückzieher eingesetzt haben?
Dem ging ein weiter Einwurf vom Dodo (Anton Krinner, d. Red.) voraus. Der landete bei einem Gegenspieler im Strafraum, der hat ihn mit einer Bogenlampe geklärt. Die kam dann genau zu mir, ich stand kurz unbedrängt da. Der Ball kam hinter mich und leicht seitlich. Stoppen hätte ich ihn kaum können, dazu war keine Zeit oder er wäre vielleicht versprungen. Da bin ich hochgesprungen und wollte ihn eben aus der Luft mit dem Rücken zum Tor auf den Kasten bringen.
Groß überlegen kann man in der Situation vermutlich nicht, nach dem Motto „jetzt könnte ich vielleicht mal einen Fallrückzieher probieren“...
(lacht) Nein, dann geht es wahrscheinlich komplett in die Hose. Da kann man sich keine Gedanken machen. Aber man muss es schon probieren wollen, sonst ist die Situation ohne Ergebnis vorbei. Und ich hab’s versucht.
„Ich glaube, er hat den Heilbrunner Fußball jetzt über Jahre geprägt, schade dass er nun aufhören muss.“
Benedikt Specker über Bruder Maxi.
Mit Erfolg. Wann haben Sie gemerkt, dass das etwas wird?
Ich hab’ relativ schnell gemerkt, dass ich gut in der Luft lag und den Ball auch gut getroffen habe. Und dann hab’ ich ihn nur noch einschlagen sehen, das ging alles ganz schnell. Und dann war auch gleich Halbzeit.
Schön, wenn einem so ein Tor gelingt, das dann auch noch spielentscheidend ist?
Klar. Man freut sich immer, wenn man ein Tor schießt. Aber noch schöner ist es tatsächlich, wenn es dann auch noch so eines ist und man der Mannschaft damit zum Sieg verhilft. Da hat wirklich alles zusammengepasst.
Sie sind heuer generell gut drauf, haben fünf Tore in sechs Spielen gemacht: Wollen Sie in die großen Fußstapfen ihres Bruders Maximilian treten?
(lacht) Na ja, der Maxi ist schwierig zu ersetzen. Ich glaube, er hat den Heilbrunner Fußball jetzt über Jahre geprägt, schade dass er nun aufhören muss. Aber ich versuche schon irgendwo, seine Fußstapfen auszufüllen, auch wenn das tatsächlich extrem schwierig ist.
„Das Selbstbewusstsein wächst mit den Treffern.“
Benedikt Specker.
Seit Sie seine Rückennummer 8 übernommen haben, läuft’s...
(lacht) Ja, das stimmt, in der Vorsaison hab’ ich nicht so viel getroffen. Ich bin aber momentan auch körperlich fit, habe derzeit keinerlei Beschwerden, weder mit dem Knie noch sonst wo. Und das Selbstbewusstsein wächst mit den Treffern.
Ist Ihr Bruder ein Vorbild für Sie?
Schon. Maxi ist einer, zu dem ich immer aufgeschaut habe. Deswegen habe ich mich auch richtig gefreut, als wir zusammen in einer Mannschaft gespielt haben. Das hätte ruhig noch länger gehen können. Aber wir müssen seine Entscheidung respektieren, es geht bei ihm einfach nicht mehr. Jetzt müssen wir versuchen, die Lücke als Mannschaft aufzufangen.
„Mein Ziel ist es schon, möglichst lange möglichst weit oben mitzuspielen.“
Benedikt Specker
Das klappt bisher recht gut, Ihr seid punktgleich mit Tabellenführer Murnau auf Rang zwei, wo soll die Reise nach dem Abstieg hingehen?
Ich kann nicht für Team und Trainer sprechen, aber mein Ziel ist es schon, möglichst lange möglichst weit oben mitzuspielen. Und ich denke, für jeden ist es das Hauptziel, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, wie in den beiden Jahren zuvor. Wir haben bisher in jedem Spiel gesehen, dass wir mithalten können. Wir wollen einfach weiter Punkte sammeln.
Die Mannschaft ist nach den Abgängen von Maxi Specker oder auch Sebastian Mertens eine andere geworden: Sie sind mit 23 Jahren schon einer der älteren ...
Ja, das geht relativ schnell, dass man nicht mehr gerade aus der Jugend raus ist und sich vielleicht hinter den älteren verstecken kann. Jetzt müssen wir selbst mehr Verantwortung übernehmen. Das ist eine Aufgabe in die man reinwächst, ein Prozess. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber man ist schon gezwungen, die Herausforderung anzunehmen, wenn solche Charaktere wie der Stutz oder Maxi nicht mehr da sind. Da bin ich auf dem Weg. (NICK SCHEDER)