2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Offen, ehrlich und den richtigen Draht zur Mannschaft: Der Polizist Walter Lang kam als Feuerwehrmann zum SV Bad Heilbrunn und führte die Mannschaft nun zum Aufstieg. FOTO: NICK SCHEDER
Offen, ehrlich und den richtigen Draht zur Mannschaft: Der Polizist Walter Lang kam als Feuerwehrmann zum SV Bad Heilbrunn und führte die Mannschaft nun zum Aufstieg. FOTO: NICK SCHEDER

Heilburnner Coach Lang spricht über das Aufstiegsrezept

Wie wird man Meister?

HSV-Coach Walter Lang hat jedes seiner Teams um mindestens eine Klasse verbessert und sieht sich als Freund und Helfer

Benediktbeuern/Bad Heilbrunn – Gewinnt die Mannschaft, ist die Mannschaft gut. Verliert sie, ist der Trainer schuld: Walter Lang ist der lebende Beweis dafür, dass dieses Vorurteil falsch ist: Der 50-jährige Benediktbeurer hat bisher jeden seiner Vereine um mindestens eine Spielklasse verbessert: Mit dem SV Gelting gelang ihm der Aufstieg in die Kreisklasse, den Lenggrieser SC brachte er als Coach zunächst in die Kreisliga, bei seinem zweiten Engagement acht Jahre später in die Bezirksliga, und nun hat er den SV Bad Heilbrunn souverän zur Meisterschaft in der Kreisklasse geführt.

Vor zwei Jahren kam der Polizist noch als Feuerwehrmann ins Naturheilmittelstadion, um den HSV vor dem drohenden Abstieg zu bewahren. „Ich denke, der Trainer ist eine ganz wichtige Position im Verein, er hat durchaus Einfluss auf das Abschneiden der Mannschaft“, sagt Lang. „Aber er kann nur schaffen, was die Mannschaft hergibt.“

Anders gesagt: Nicht jeder Trainer kann aus einem Team, das das Zeug zum Aufstieg hat, den Aufstieg herauskitzeln. Lang gelingt das offensichtlich gut. Dazu gehören seiner Meinung nach viele Faktoren. Nicht zuletzt ein gutes Team mitsamt Physios. „Denn was hilft die beste Mannschaft, wenn die Spieler dauernd verletzt sind?“ Generell sei es wie im Job: Harte Arbeit führt zum Erfolg.

Ein Trainer muss sich Respekt verschaffen, aber auch die Spieler respektieren. Er muss Werte jenseits der Taktiktafel vermitteln und einen Weg vorgeben. Wenn es nicht wie geplant läuft, führt der direkte Weg zum Ziel: Einzelkritik, Besprechung der Mannschaftstaktik, klare Vorgaben. „Jeder muss wissen, was er auf dem Platz zu tun hat.“ Im Optimalfall erkennen die Spieler verschiedene Situation aus dem Training im Spiel sofort wieder und können entsprechende Handlungsmöglichkeiten abrufen.

Für Lang ist die Theorie ein wesentlicher Aspekt für einen guten Trainer. Er selbst hat die B-Lizenz, hat dafür drei Wochen lang die Schulbank gedrückt. „Das macht durchaus Sinn.“ Denn so kann der Übungsleiter seinen Spielern die Trainings-Methodik nahebringen, weiß, wann Kraft- oder Schnelligkeits-Training angebracht ist. „Über das Training kann man viel bewirken, Reizpunkte setzen.“ Die richtige Vorbereitung auf ein wichtiges Spiel könne durchaus 15 oder 20 Prozent mehr rauskitzeln, glaubt er.

Entscheidende Prozentpunkte, die einen Trainer zum Aufstiegs-Trainer machen können. „Man muss sich um vieles kümmern, auch jenseits des Fußballs. Nur wenn Vertrauen da ist, kommt man an die Spieler ran.“ Es muss menschlich passen, der Draht zur Mannschaft müsse da sein. Zu viel Vertrautheit sei aber auch wieder nicht gut. Lang nennt das „gefährliche Nähe“. Die erlebte er in Lenggries, als er die Mannschaft nach seiner Rückkehr sieben Jahre lang trainierte. „Irgendwann fehlt die nötige Distanz, man wird zu sehr Kumpel.“ Dann ist der Punkt erreicht, wo aufhören besser ist. „Da kann ein neuer Trainer wieder mehr bewegen“, glaubt Lang.

Ihm selbst sei für den Trainerjob viel vom Leben mitgegeben worden. Vielleicht auch vom Beruf. Als Polizist könne ihn kaum noch etwas erschüttern. „Da sieht man viele Seiten des Lebens – die guten und die schlechten“, sagt Lang. „Man kriegt einfach mit, wie’s zugeht.“ Das bekam er auch auf dem Fußballplatz mit. Lang wuchs in Benediktbeuern auf, wurde mit dem TSV groß, musste seine Spieler-Karriere allerdings wegen eines Knorpelschadens relativ früh mit 25 Jahren beenden. Mit seiner Frau Franziska hat er zwei (fast) erwachsene Töchter: Michaela (20) und Kristina (16). Seit 28 Jahren ist er bei der Polizei, mittlerweile Oberkommissar. „Klingt beeindruckend, aber ich gehe auch ganz normal auf Streife, kümmere mich in Schulen um Fortbildungen.“ Die eine oder andere Massenschlägerei ist auch dabei, oder Dinge wie einer alten Frau über die Straße zu helfen. Aber Lang ist gerne der gute Polizist, der klassische Schandi: „Ich sehe mich wirklich als Freund und Helfer.“

Er ist ein offener Mensch, ehrlich, begeisterungsfähig, witzig und gerade heraus. Auch beim Fußball. Er muss für Ordnung sorgen, die Mannschaft aber auch mal wieder aufrütteln. Auf dem Platz ist Lang nicht immer ruhig – obwohl er behauptet, schon wesentlich ruhiger geworden zu sein. Doch während eines HSV-Spiels ist er manchmal mindestens bis auf den Spielplatz im Kurpark zwei Blöcke weiter zu hören, wenn ihm etwas missfällt. „Wenn ich meinen Spielern etwas sagen will, müssen sie mich hören können“, sagt er. Denn er will Fortschritte sehen. Deswegen ist er zuweilen nach einem 5:1-Sieg nicht zufrieden, findet immer noch ein Detail, das er verbessert haben möchte.

Nie ganz zufrieden zu sein – vielleicht ist auch das Teil des Erfolgsrezepts. „Ich verliere einfach nicht gerne“, sagt Lang. „Auch wenn das jetzt in der Kreisliga wieder öfter passieren wird.“ Welchen Aufstieg hat er als den schönsten empfunden? Schwer zu sagen, meint Lang. „Der Erfolg mit Heilbrunn war top, weil er vor der Saison nicht abzusehen war.“ Auch den Durchmarsch in die Bezirksliga mit dem LSC mit nur einer Niederlage in der ganzen Saison fand er schön. „Es ist ein besonderer Moment“, schrieb er damals nach dem Sieg in Garmisch per SMS, als der Aufstieg feststand. „Aber auch der Aufstieg mit Gelting war eine schöne Geschichte“, erinnert sich Lang. Damals gewann der SV übrigens in der Relegation – gegen Heilbrunn.

Aufrufe: 08.6.2017, 09:16 Uhr
Isar-Loisachbote: Nick SchederAutor