2024-03-18T14:48:53.228Z

Querpass
Beim Spiel zwischen Babelsberg und Cottbus (2:1) im April 2017 stürmten Fans beider Lager den Platz. Foto: Sven Bock
Beim Spiel zwischen Babelsberg und Cottbus (2:1) im April 2017 stürmten Fans beider Lager den Platz. Foto: Sven Bock

Babelsberg gegen den NOFV, die nächste Runde

Der Streit zwischen den Filmstädtern und dem Nordostdeutschen Fußballverband geht weiter. SVB-Präsident Archibald Horlitz bezichtigt den Sportgerichtsvorsitzenden Stephan Oberholz der Lüge.

Der Streit zwischen Regionalligist SV Babelsberg 03 und dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) geht in die nächste Runde: 03-Präsident Archibald Horlitz wirft Sportgerichts-Chef Stephan Oberholz nach einem Interview vor, zu lügen.

Es ist jetzt schon neun Monate her, aber noch immer erhitzt das Skandalspiel zwischen Babelsberg und Cottbus die Gemüter: Während eine Revision des DFB läuft, die die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen den FC Energie wegen antisemitischer Gesänge und gezeigter Hitlergrüße anstrebt, gibt es einen neuen alten Nebenschauplatz. Wieder einmal wendet sich der Klub an den Verband.

Nach einem Interview des Vorsitzenden des NOFV-Sportgerichts, Stephan Oberholz, im Deutschlandfunk wirft Babelsberg-Boss Archibald Horlitz dem Funktionär jetzt vor, zu lügen. Oberholz hatte das Vorgehen des NOFV verteidigt und beteuert, von "irgendwelchen Nazigebärden schlicht und ergreifend" nichts gewusst zu haben. Horlitz konterte in einer öffentlichen Stellungnahme: "Sie lügen, schlicht und ergreifend".

Ein Stein des Anstoßes: Im NOFV-Urteil, das den SV Babelsberg zu 7000 Euro Strafe verdonnerte, tauchten Rufe wie "Arbeit macht frei, Babelsberg 03" und erhobene rechte Arme im Gästeblock nicht auf. Dafür aber die Antwort eines Babelsberger Fans. "Etwa ab der 15. Spielminute rief eine Person aus dem Babelsberger Fanblock in Richtung des Cottbusser Fanblockes: ‘Nazischweine raus’", sagt Oberholz im Deutschlandfunk-Interview. Gleichzeitig macht der Funktionär klar: "Das ist vollkommen selbstverständlich in den Sportgerichten, dass solche Rufe, die sich gegen Nazis wehren, niemals bestraft werden können."

Dass die Passage dennoch im Urteil gelandet ist, schildert Oberholz als Unachtsamkeit. "Das hätte man besser rausgelassen. Weil das hat ja nur zu Unklarheiten und Verwirrung geführt und zu dem durchaus nachzuvollziehenden Vorwurf des Vereins, wir hätten genau diese Äußerung bestraft. De facto ist dieses nicht geschehen."

Aber warum steht die Aussage überhaupt im Urteil? Oberholz: "Teilweise machen wir das copy and paste."

Babelsbergs Präsidenten Archibald Horlitz bringt vor allem die Aussage auf die Palme, man hätte von den rechten Gesängen und den erhobenen Armen nichts mitbekommen. Obwohl man beim NOFV neben einer Schiedsrichter-Befragung auch TV-Bilder ausgewertet hat.

"Da muss man leider konstatieren, dass Sie hier lügen oder offensichtlich mit einem extremen Verlust der Sehfähigkeit geschlagen sind. Selbst in der Stellungnahme des FC Energie Cottbus vom 7. Mai 2017, die an das NOFV-Sportgericht ging, wurde ausführlich auf die Vorgänge eingegangen", schreibt Horlitz, der auch einen Briefwechsel mit dem Verband öffentlich macht, den es nach der DFB-Intervention gegeben habe. Ein Auszug:

"Nun zu Ihren konkreten Fragen:

Wann und wie oft beim Spiel der Hitler-Gruß von welchen Personen oder Personengruppen gezeigt wurde, respektive wo sich diese Personen jeweils befunden haben?

Der Hitlergruß wurde von Cottbus-Anhängern im Gästeblock gezeigt. Dies begann nach Augenzeugenberichten bereits vor Spielbeginn durch mehrere Personen. Die Handlungen setzten sich auch mittelbar nach Anpfiff des Spiels fort. Einzelne Personen sowie Personengruppen sind in Videoaufnahmen erkennbar, dessen Link am Ende der Mail angefügt ist. Wie aus Stellungnahmen des FC Energie Cottbus hervorgeht, sind die Personen u.a. der Bewegung 'Inferno Cottbus' zuzuordnen.


Wann, durch wen und von wo die Schmähgesänge: 'Arbeit macht frei, Babelsberg 03' angestimmt wurden, wie oft dies geschah und welche Lautstärke und Intensität dies aufwies?

Diese Schmähgesänge wurden von Anhängern im Gästeblock vorgetragen. Dies geschah in deutlich hörbarer Lautstärke bzw. Intensität. Auch hier verweisen wir auf den Videomitschnitt."

Während nun auf großer Bühne erst einmal entschieden wird, wie es in der Sache weitergeht - noch gibt es keine DFB-Entscheidung - wird auf kleiner Bühne weiter gestritten. Laut Babelsberg-Chef Horlitz beharrt der NOFV noch immer auf eine Gegendarstellung der Potsdamer. Die lehnen diese ab.

Aufrufe: 029.1.2018, 19:35 Uhr
Marc SchützAutor