2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Werner Kunstmann war maßgeblich am größten Erfolg der Vereinsgeschichte des SV Ascha beteiligt.
Werner Kunstmann war maßgeblich am größten Erfolg der Vereinsgeschichte des SV Ascha beteiligt. – Foto: Johann Ring

Werner Kunstmann: Der Kaiser von Ascha

Trainer, die man kennt (49): Der 75-Jährige führte den Dorfklub aus dem Landkreis Straubing-Bogen um die Jahrtausendwende von der damaligen A-Klasse bis in die Bezirksoberliga

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 49. Teil geht es um Werner Kunstmann (75), der über 30 Jahre lang viele Vereine in ganz Niederbayern trainierte und dabei vor allem beim SV Ascha große Erfolge feierte.

Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Mit dem SV Ascha wurden wir in der Saison 1999/2000 Meister in der Bezirksliga West und stiegen somit als kleiner Dorfverein erstmals in die Bezirksoberliga Niederbayern auf. Am vorletzten Spieltag besiegten wir unseren unmittelbaren Verfolger, die SpVgg Deggendorf, durch ein Freistoßtor von Klaus Gospodarek mit 1:0. Nach der Meisterschaft in der damaligen A-Klasse (heute Kreisliga) 1998 war das unser zweiter Aufstieg innerhalb von zwei Jahren.

Welcher Spieler, hat dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Da fallen mir zwei Spieler ein. Der erste war Heribert Spanfellner, der in meiner Zeit beim SV Haidlfing in der Bezirksliga zwischen 1971 und 1974 unser Mittelstürmer war und von vielen höherklassigen Vereinen umworben wurde. Mit seiner dynamischen Art sowohl im Training als auch im Spiel, seinem ungebrochenen Willen und seinen vielen Toren war er Garant für viele Siege und damit für einen Spitzenplatz in der Bezirksliga. Der zweite Spieler, den ich erwähnen möchte, war bei meiner letzten Trainerstelle beim SV Ascha Klaus Gospodarek. Er hatte die Fähigkeit, Freistöße aus 16 bis 20 Metern so geschickt zu schießen, dass wir unser Spiel auf diese Fähigkeiten ausrichteten und dadurch so manche Partie für uns entscheiden konnten.


2000 feierte der SV Ascha den Aufstieg in die Bezirksoberliga.
2000 feierte der SV Ascha den Aufstieg in die Bezirksoberliga. – Foto: Homepage SVA

Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Da muss ich zwei Vereine nennen, den ETSV 09 Landshut und natürlich den SV Ascha. Bei beiden Vereinen war ich einige Jahre und konnte dort meine Vorstellungen als Trainer immer umsetzen. In Landshut war ich mit Unterbrechung insgesamt sechs Jahre und zu dieser Zeit war es nicht überall möglich, mit dem ganzen Spielerkader zu arbeiten. In Landshut hatte ich diese Möglichkeit. Für mich als Trainer war das eine gute Voraussetzung und die Erfolge blieben nicht aus. Beim SV Ascha, meiner letzten Trainerstelle, fand ich diese Möglichkeiten nicht vor. Es gelang uns aber dennoch, mit den Möglichkeiten eines Dorfvereins nach drei Jahren zielstrebiger Arbeit die meisten Stammspieler ins Training zu bekommen und damit die Voraussetzungen zu schaffen, um Erfolg zu haben. Es hat sich gezeigt, wenn einem die Zeit gegeben wird, zielstrebig zu arbeiten, dass sich der Erfolg für den Verein einstellt.

Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
In meiner sechsjährigen Zeit beim ETSV 09 Landshut mit Rudi Bauer, vier Jahre mit Hans Heckner in Ergolding sowie sieben Jahre in Ascha mit Hans Schambeck. Alle drei waren Vereinsführer, die mir mit ihren beruflichen Möglichkeiten als Trainer viel ermöglicht haben - zum Beispiel hinsichtlich Training und Trainingslager. Wir hatten auch weitgehend dieselbe Meinung über Mannschaftsführung und Spielauffassung. So entstand ein gegenseitiges Vertrauen, sodass sich einer auf den anderen verlassen konnte. Mit allen dreien hatte ich nach meiner Trainertätigkeit weiterhin regen Kontakt. Das zeigt die gute Freundschaft, die sich in dieser Trainerzeit entwickelt hat.

Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Dettmar Cramer. Der spätere Coach des FC Bayern München war mein Trainer in der Jugendnationalmannschaft. Er hatte eine besondere Art, Spieler zu begeistern, um für die Sache alles zu geben. Das war auch immer mein Bestreben als Trainer.

Hast Du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut?
Ich war 30 Jahre im Trainergeschäft tätig und habe in der damaligen Zeit von der B-Klasse (heute Kreisklasse) bis zur Bayernliga trainiert. Dabei konnte ich allen Spielklassen etwas abgewinnen und menschlich immer etwas dazulernen. Daher habe ich absolut nichts zu bereuen.

Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Bei einer so langen Trainerlaufbahn gibt es viele Spiele, in denen man um Auf- oder Abstieg gekämpft hat. Das letzte Punktspiel als Trainer mit dem SV Ascha im Jahr 2001 war aber ein ganz besonderes Spiel. Bei der SpVgg Lam haben wir 3:1 gewonnen und uns den Verbleib in der BOL gesichert. Wir hatten die letzten zehn Punktspiele nicht verloren und uns dadurch gerettet. Für mich war das als Trainer ein schöner Abschluss.

Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Ich finde, dass man die Zeiten nicht miteinander vergleichen sollte. Zu jeder Zeit gab es gewisse Besonderheiten. Was mich stört, ist, dass im Amateurbereich das Geld eine so große Rolle spielt und die Spieler mit den gezeigten Leistungen dem nicht mehr gerecht werden.

Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du bzw. hast Du favorisiert?
Ich komme aus einer Zeit, in der der Trainer das Sagen hatte. Aus meiner Sicht verderben zu viele Köche den Brei. Zum Schluss muss dann doch der Trainer für alles den Kopf hinhalten.

Werner Kunstmann (rechts) im Doppelinterview mit Trainerlegende Karsten Wettberg (links).
Werner Kunstmann (rechts) im Doppelinterview mit Trainerlegende Karsten Wettberg (links). – Foto: Johann Ring

Wie kann/hat Dich ein Spieler auf die Palme bringen können?
Ich konnte es nicht ertragen, wenn ich angelogen wurde. Genau so schlimm waren Fehlpässe ohne Not.

Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?
Mich beeindruckt die Arbeitsweise von Pep Guardiola. Er will Fehler minimieren, um das Ziel immer Ballbesitz zu haben, zu erreichen.

Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Der Nichtaufstieg in die Landesliga Mitte mit dem ETSV 09 Landshut im Jahr 1986. Wir haben als großer Favorit beide Aufstiegsspiele gegen den 1. FC Passau und den TSV Straubing verloren.

Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Das Problem gibt und gab es schon immer. Die Vereine bekommen halt so einen guten Spieler, der ihnen weiterhelfen soll. Ich habe meine Laufbahn auch als Spielertrainer begonnen. Wichtig finde ich, dass der Spielertrainer seine Trainerausbildung absolviert, um die Aufgaben zu bewältigen, die auf ihn zukommen, wenn er als Trainer an der Seitenlinie agiert.

Zur Person:
Der aus dem SV Saal/Donau hervorgegangene Werner Kunstmann, der in seiner aktiven Zeit in der U19-Jugendnationalmannschaft kickte und dort unter anderem mit späteren Legenden wie Gerd Müller, Günter Netzer oder Berti Vogts in Berührung kam, startete seine Trainerkarriere 1970 beim SV Ascha, den er 1974 zur Meisterschaft in der B-Klasse (damals Kreisklasse) führte und für weitere vier Jahre in der A-Klasse betreute. Parallel dazu war der ehemalige Vertragsspieler des SSV Reutlingen und des TSV Schwaben Augsburg, der später auch noch für den TSV Straubing auflief und 20 Spiele in der Bayerischen Amateurauswahl absolvierte, auch noch bei den damaligen Bezirksligisten SV Haidlfing, SpVgg Landshut und ETSV 09 Landshut tätig.

Nach einem einjährigen Intermezzo beim Bayernligisten FC Vilshofen sowie mehreren Kurzzeitengagements beim FC Ergolding, der SpVgg Plattling, dem SV Winzer, dem TSV Bogen und dem SV Salching kehrte Kunstmann 1985 zum ETSV 09 Landshut zurück. Mit den "Eisenbahnern" verpasste er 1986 in zwei Entscheidungsspielen den Aufstieg in die Landesliga. Im Anschluss coachte er unter anderem noch den TB Regenstauf, die SpVgg Deggendorf sowie noch zweimal den FC Ergolding, ehe er 1995 zum SV Ascha zurückkehrte.

In seiner zweiten Amtszeit beim SVA toppte er die Erfolge aus den 70er Jahren noch einmal mit der Meisterschaft in der A-Klasse 1998 und schließlich dem Titel in der Bezirksliga West im Jahr 2000. Der damit verbundene Aufstieg in die Bezirksoberliga bedeutete den bis heute größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Bei seiner Verabschiedung im Jahr 2001 konnte Werner Kunstmann auf 30 Jahre Trainertätigkeit zurückblicken, von denen er insgesamt 14 Jahre allein beim SV Ascha als Trainer gearbeitet hatte. Ganz nebenbei leitete der heute 75-Jährige auch noch die Geschicke der Gemeinschaft der Fußballtrainer Niederbayerns, bei der er von 1984 bis 2008 24 Jahre lang als 1. bzw. 2. Vorstand wirkte. Für dieses Engagement wurde er 2008 zum Ehrenvorsitzenden der GFT ernannt.

Aufrufe: 012.8.2020, 12:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor