2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Urgestein und Konstante beim SV Alemannia Waldalgesheim: Kapitän Marcel Fennel.	Archivfoto: Luge
Urgestein und Konstante beim SV Alemannia Waldalgesheim: Kapitän Marcel Fennel. Archivfoto: Luge

»Unsere Konstanz war bisher die Inkonstanz«

MARCEL FENNEL Kapitän von Alemannia Waldalgesheim spricht über das ständige Auf und Ab beim Fußballverbandsligisten in dieser Saison

Waldalgesheim. Marcel Fennel ist das Urgestein und die Konstante beim Fußball-Verbandsligisten SV Alemannia Waldalgesheim. Der 32-Jährige, der seine Jugend beim TuS Stromberg, Hassia Bingen und dem FSV Mainz 05 verbrachte, danach zwei Jahre für Eintracht Bad Kreuznach die Fußballstiefel schnürte, spielt aktuell seine zwölfte Saison an der Waldstraße. Der Spielführer der Alemannia nimmt im AZ-Interview Stellung zur derzeitigen Situation der Grün-Weißen in Liga und Pokal.

Herr Fennel, haben Sie schon einmal eine ähnliche Saison erlebt wie diese?

Nein. Wir haben noch nie nach einer ähnlichen Anzahl von Spielen in der Verbandsliga so schlecht dagestanden. Ich kann mich erinnern, dass wir in unserer ersten Oberliga-Aufstiegssaison einmal drei der ersten vier Spiele verloren haben. Aber eine solch durchwachsene Verbandsliga-Hinserie habe ich mit der Alemannia noch nicht mitgemacht.

War der Auftakt mit den zwei 5:1-Siegen gegen Rüssingen und den Ludwigshafener SC zu gut?

Zu gut gibt es nicht. Unser Anspruch ist es gewesen, uns oben festzusetzen. Danach ging es allerdings zu schwankend weiter, und zwar was das Personal und die Leistung jedes Einzelnen betrifft. Unsere Konstanz war bisher die Inkonstanz.

Steht das abschließende 2:3 gegen die SG Rieschweiler symbolisch dafür?

Natürlich. Nicht nur die einzelnen Spiele sind einmal gut, einmal schlecht. Wir haben auch innerhalb der Partien Schwankungen, die schwer zu erklären sind. Gegen Rieschweiler müssen wir uns nur die unnötigen Gegentore betrachten. Ein solides Spiel von der ersten bis zur 90. Minute haben wir kaum einmal geschafft. Bei uns wechseln sich ständig Höhen und Tiefen ab, da fehlt einfach die Solidität.

Woran liegt das?

Sicherlich auch an unseren zahlreichen Verletzten und dem wechselnden Personal, aber das darf keine Ausrede sein. Denn die, die hintendran stehen, haben die Chance bekommen zu spielen. Da kam oft einfach zu wenig. Die Jungs sollten alle die Ambition haben zu spielen und zu zeigen, dass sie auch spielen wollen. Es muss eine Weiterentwicklung folgen, man darf nicht zu schnell Selbstzufriedenheit walten lassen. Es ist enttäuschend, wenn sich jemand gegen Rüssingen oder den LSC feiern lässt und dann wieder Verstecken spielt.

Ist der Kader allein dafür verantwortlich?

Ich habe eher das Gefühl, dass das ein Generationenproblem ist. Da fehlt oft das Feuer, unbedingt etwas erreichen zu wollen. Vielleicht ist bei einigen die Gier nach Erfolg nicht ausgeprägt genug. Die Jungs kriegen allgemein zu viel abgenommen, anstatt selbst Initiative zu zeigen. Insgesamt waren die letzten drei Jahre ziemlich enttäuschend und nicht so, wie ich mir das vorgestellt hätte.

Im Sommer 2014 wurde die Alemannia Verbandspokalsieger. Ist das „Wunder von Mehlingen“ wiederholbar?

Auf jeden Fall. Ich habe zwar damals gedacht, dass dieses Erlebnis einmalig bleibt, aber wir haben dieses Jahr wieder alles in der Hand und nichts zu verschenken. Die Wormatia ist zwar absoluter Topfavorit, aber in einem Spiel ist alles möglich, ähnlich wie damals gegen den SVN Zweibrücken. Aber wir müssen erstmal die Hürde in Gau-Odernheim überspringen. Das wird schwer genug.

Sehen Sie Parallelen zu 2014?

Nein. Das Zustandekommen ist ein ganz anderes. Damals bekamen wir nichts geschenkt, diesmal hatten wir bei der Auslosung schon etwas Glück. Die Mannschaften, die zu uns kamen, haben gepasst wie die Faust aufs Auge. Damals war uns in der Oberliga bewusst, dass es um den Klassenerhalt geht, heute sind viele eine Liga tiefer doch eher überrascht, dass der Blick nach unten geht. Und letztlich ist auch unsere Mannschaft eine völlig neue, nur noch Patrick Walther, Felix Pauer und ich sind dabei.

Zu Ihnen. Hätten Sie mit 21 Jahren geglaubt, dass Sie so lange beim SVA bleiben würden?

Zu 100 Prozent nein! Ich hatte vor, noch einmal höherklassig zu spielen, aber zwei schwere Knieverletzungen und die kaputte Schulter waren nicht im Plan. Damit war das Thema durch. Und dann habe ich mich bei der Alemannia immer sehr wohl gefühlt, hatte nie den absoluten Drang zu wechseln.

Wie geht es weiter mit Ihnen?

Ich muss schauen, was beruflich passiert, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Ich mache jetzt den Trainerschein und will mir alle Optionen offenhalten, zumal mein Vertrag auch im Sommer ausläuft. Noch gehöre ich ja nicht zum ganz alten Eisen und habe schon noch Ambitionen, weiter zu spielen. Allerdings definitiv nicht im unterklassigen Bereich.



Aufrufe: 016.12.2017, 10:00 Uhr
Jochen WernerAutor