2024-05-02T16:12:49.858Z

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Abteilungsleiter Kevin Bosio wird in der Rückrunde den Bezirksligisten SV Achberg als Trainer betreuen. ArchivFoto: Alexander Hoth
Abteilungsleiter Kevin Bosio wird in der Rückrunde den Bezirksligisten SV Achberg als Trainer betreuen. ArchivFoto: Alexander Hoth
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Wie Kevin Bosio in Dreifachfunktion den SV Achberg vor dem Abstieg retten möchte

Eigentlich sollte Abteilungsleiter Kevin Bosio einen neuen Trainer suchen, jetzt ist er selbst Coach des SV Achberg.

Achberg / sz - Für Kevin Bosio ist der SV Achberg Familie. Seit vielen Jahren ist der 33-Jährige im Verein, seit einiger Zeit engagiert er sich als Leiter der Fußballabteilung und jeden Sonntag schnürt er sich die Fußballschuhe, um mit der ersten Mannschaft in der Bezirksliga anzutreten. Und nun kommt eine weitere bedeutende Aufgabe hinzu: In der Rückrunde wird Bosio den SV Achberg als Trainer betreuen.

Geplant war das so allerdings nicht. Nachdem Aufstiegstrainer Michael Riechel zum Ende der Hinrunde das Handtuch geschmissen hatte, war Kevin Bosio im Winter vor allem damit beschäftigt, einen geeigneten Nachfolger zu finden. "Aber unsere Wunschtrainer haben leider nicht zugesagt", erklärt Bosio im Gespräch mit der "Lindauer Zeitung". Gemeinsam mit dem Vereinsvorstand fiel dann die Entscheidung, dass der Mittelfeldspieler, der sowieso bereits den Vorbereitungsplan zusammengestellt hatte, die Mannschaft übernehmen soll. "Wir waren uns einig, dass das die beste Lösung ist, bevor wir eine Entscheidung übers Bein brechen und einen Trainer holen, der nicht zum Verein passt." Zusammen mit seinen Mannschaftskameraden Martin Reischmann (31) und Philipp Mosimann (40), die zudem die zweite Mannschaft in der Kreisliga B betreuen werden, wird Bosio nun versuchen, den direkten Wiederabstieg der ersten Mannschaft in die Kreisliga A zu verhindern.

Allerdings musste der 33-Jährige zuvor ein klärendes Gespräch zu Hause führen. Durch die Dreifachfunktion als Trainer, Spieler und Abteilungsleiter wird die Zeit für die junge Familie noch knapper – und das obwohl Kevin Bosio und seine Frau bald ihr zweites Kind erwarten. "Natürlich musste man das durchsprechen. Aber auch meine Familie lebt den Fußball und steht voll hinter dem Verein", sagt der Trainer, der sich auf die neue Aufgabe freut.

Ganz unbekannt ist Bosio die Funktion als Trainer des SV Achberg allerdings nicht. Bereits von 2013 bis 2016 hat er die Grün-Weißen in der Kreisliga A gecoacht. "Das hat mir damals großen Spaß gemacht. Leider hat es dann zeitlich wegen Beruf und Familie nicht mehr gepasst", erzählt er. Schon damals hat er sich weitestgehend als Spieler zurückgehalten. Auch jetzt will er sich wieder hauptsächlich auf seine Trainingsarbeit konzentrieren und nur noch bei personellen Engpässen selbst wieder die Fußballschuhe schnüren. "Ich halte nicht so viel von Spielertrainern", sagt er und erklärt: "Man macht sich immer angreifbar."

Dem SV Achberg wird somit in der Rückrunde ein erfahrener Mittelfeldspieler fehlen, Bosio stand bei allen 17 Vorrundenspielen auf dem Platz. Dennoch hat es im Kader keine Veränderungen in der Winterpause gegeben – weder bei den Zu-, noch bei den Abgängen. Dafür sind vier talentierte A-Jugendspieler zum Team gestoßen, die mit der ersten Mannschaft trainieren und in der Rückrunde auch zum Einsatz kommen könnten. Der Trainer ist überzeugt, dass der derzeitige Tabellen-15. den Klassenerhalt in der Bezirksliga schaffen kann: "Das ist eine Mannschaft, aus der man noch viel rausholen kann."

Dafür muss es Bosio aber gelingen, dass sich das Team, das im Sommer mit dem Aufstieg in die Bezirksliga den größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert hat, wieder als Einheit zusammenfindet. Eben diesen fehlenden Zusammenhang hatte Bosios Ex-Trainer und Vorgänger Michael Riechel bei seinem Abschied harsch kritisiert: "Die Disziplin war bei manchen Spielern einfach nicht mehr da und der Mannschaftsgedanke ist immer mehr verloren gegangen", sagte Riechel der "Lindauer Zeitung" nach seinem Abgang.

Auch Bosio hat die Unzufriedenheit im Kader wahrgenommen. Er sagt aber: "Dass Spieler ihre Stimme erheben, wenn es mal nicht läuft, ist ganz normal. Es können nicht immer elf Freunde auf dem Platz sein." Dennoch wünscht sich der Neu-Trainer ein besseres Miteinander. Gleich in seiner ersten Ansprache als Trainer habe er das "klar und deutlich angesprochen", erzählt er. "Wir müssen noch enger zusammenstehen. Dann ist in der Rückrunde vieles möglich."

Aufrufe: 04.2.2020, 18:45 Uhr
Schwäbische Zeitung / Martin DeckAutor