2024-05-17T14:19:24.476Z

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Favorit auf Platz eins in der Kreisliga Mitte: Die Elf des TSV Venne mit stilechtem Mannschaftsfoto und Nico Fehlhauer (stehend, links).
Favorit auf Platz eins in der Kreisliga Mitte: Die Elf des TSV Venne mit stilechtem Mannschaftsfoto und Nico Fehlhauer (stehend, links). – Foto: Florian Großeloser

Kreisliga Mitte: Im Osten was ganz Neues

Venne Favorit, viele Derbys versprechen eine spannende Runde

Sie ist komplett neu und stellt sich als Fußball-Kreisliga Mitte vor – wer auf der Karte ihr geografisches Einzugsgebiet im Landkreis Osnabrück prüft, erkennt aber, dass sie eigentlich Kreisliga Ost heißen müsste: In der im Zuge der Corona-Anpassungen des Spielbetriebs neu etablierten Staffel spielen zehn Teams aus den Räumen Wittlage (5), Melle (3) und östlicher Randlage Osnabrück (2) in einer Hin- und Rückrunde einen Meister und Teilnehmer an der Aufstiegsrunde in die Bezirksliga aus – und einen Absteiger.
Favorit ist der TSV Venne, aber der TV Bohmte und der SC Melle II melden auch Ansprüche an.

Der Favorit: Holpriger hätte der Start von Nico Fehlhauer beim TSV Venne nicht verlaufen können: Bei der ersten Anfahrt zum Vereinsgelände landete der neuen Trainer, vom Navigationsgerät irritiert, mit dem Auto im Acker und musste aus dem Matsch befreit werden, per Radlader, den Vennes sportlicher Leiter Jochen Thelker organisierte. „Das war als Auftakt so gut – da müssen wir jetzt was draus machen“, sagte Fehlhauer augenzwinkernd bei den „Bolzplatzultras“: Im Amateurfußballpodcast der NOZ Medien erklärte der 45-Jährige, ein gewichtiges Wort im Meisterrennen mitreden zu wollen: Seine gestandene, aber in der Tiefe zuletzt noch dünn besetzte Elf um Sturm-Talent Christian Ndombasi (19) ist nun breit aufgestellt: Neben Lennart Holtmeyer aus Hollage und Jannes Meyerrose aus Holdorf schlossen sich in Dimitri Breinert, Sven Herrmann und Leon Schmeddes drei Spieler der SG Ostercappeln/Schwagstorf dem TSV an – wobei die Wechsel von jenem Verein, mit dem Venne eine Jugend-Spielgemeinschaft betreibt, nicht ohne Störgeräusche abliefen. „Wir wissen, wo wir herkommen mit unserem verrückten Umfeld: Unser Kader hat knapp 22 Jahre Durchschnittsalter“, weiß Fehlhauer um viel Potenzial, aber auch Gefahren auf dem Weg durch die Saison. Der Start glückte mit dem 3:0-Sieg beim TV Wellingholzhausen.

Die Herausforderer: Als solcher gilt zuerst der TV Bohmte, der schon mit starken Testspiel-Resultaten (6:2 gegen Bramsche, nur 1:2 gegen Landesligist Voxtrup) beeindruckt hatte und nun zum Auftakt des Auftakt-Spieltages den SuS Vehrte mit 4:2 in die Schranke wies. Im zweiten Jahr nach dem Abstieg aus der Bezirksliga hat an der Ovelgönne in Dirk Schomäker und Andre Sporleder ein neues Trainerduo die Elf um Torjäger Rene Frese übernommen. Das Team ist weitgehend zusammengeblieben, auch Ex-Coach Daniel Meier zu Farwig macht als Spieler weiter. Vehrte indes geht mit seiner jungen Mannschaft ins zweite Kreisligajahr, holte nach guten Auftritten in der Südstaffel (29 Punkte aus 18 Spielen) in Malte Strotmann aus Lechtingen einen neuen Torwart, während im Sturm Rabea Houchee mithelfen soll, die Lücke zu schließen, die Gereon Wellmanns Karrierreende hinterlässt.
Viele Ligakenner sehen die Reserve des SC Melle als Mitfavorit auf die Meisterschaft – Trainer Thomas Egbers, der in seine erste volle Saison mit dem Team geht, bleibt defensiv: „Wir müssen uns erstmal hinten anstellen. Aber wir haben eine gute Truppe und können eine gute Rolle spielen.“ Mit Tobias Zahl (SV Bad Rothenfelde) und Dominik Johanning (Riemsloh) hat Melle II Stamm- und Ersatztorhüter verloren – Niclas Radke und Youngster Arne Häfner stehen nun im Tor.

Nach Platz fünf zuletzt sind die Erwartungen beim TV Wellingholzhausen kaum gewachsen. Das junge Team von Trainer Veit Usslepp muss den Abgang von Torjäger Jannis Lemme zum Hagener SV verkraften. Zum Auftakt verlor der WTV zwar 0:3 gegen Venne, aber überzeugte dennoch spielerisch. Nach dem schweren Auftaktprogramm – es folgen Riemsloh, Melle II und Bohmte – weiß der WTV, wohin die Reise in dieser Saison gehen wird.
Oben mitspielen will auch Trainer Alexander Heinz mit seinem SV Wissingen. Längst ist aus der Elf, die unter Ex-Coach Christian Ohmann 2016 vor allem mit jugendlichem Elan aus der 2. Kreisklasse in die Kreisliga marschierte, eine gestandene Elf mit vielen erfahrenen Spielern geworden. Beim 1:3 gegen Melle II am Sonntag betrug das Durchschnittsalter der Startelf um Kapitän Timo Unland genau 28 Jahre.


Die Außenseiter: Einen Umbruch muss Trainer Manuel Hausner beim TSV Riemsloh meistern. Vier Stammspieler gingen – mit Benjamin Rentz und Jan-Wilhelm Klei beide Innenverteidiger. Talente aus der Jugend werden als Ersatz Zeit brauchen, sich an die neue Liga zu gewöhnen. Die Zielsetzung ist somit klar vor Hausner: „Wir wollen die Klasse halten.“ Der TSV steigt erst am kommenden Wochenende in den Ligabetrieb ein, hinterließ in der ersten Bezirkspokalrunde aber einen soliden Eindruck beim 0:4 gegen Landesligist SC Melle.
Einen heftigen Aderlass musste in den letzten Monaten auch die SG Ostercappeln Schwagstorf hinnehmen: Neben den nach Venne gewechselten Spielern ging auch Offensivkraft Marvin Mosel. Keine leichte Aufgabe für den neuen Coach Daniel Willer Maletz, aus dem mit Talenten und Spielern aus der 2. Mannschaft ergänzten Kader eine kreisliga-taugliche Elf zu formen. Als Motivationsspritze kann taugen, dass man nur ein Team hinter sich bringen muss, um in diesem Jahr den Abstieg zu vermeiden.
Auf das erste Jahr in der Kreisliga seit 2011 freut sich die SG Wimmer/Lintorf: Die Trainer Frank Beermann – Vater des VfL-Profis Timo Beermann – und Reiner Kiehl sehen bei ihrer jungen, lernfähigen Elf das Potenzial, die Liga zu halten. Der Auftakt ist geglückt mit dem 3:3 gegen den Hunteburger SV. Mittelfeldspieler Niclas Fricke sicherte in Abwesenheit von Torjäger Nico Tesch (20) mit seinem Tor in letzter Minute das Remis. Für Hunteburg freut sich indes Michael „Toto“ Winter als Trainer auf eine „attraktive Liga mit vielen Derbys“. Seine eigene Elf sieht er angesichts des anstehenden Reifeprozesses vieler einheimischer Spieler aus der Jugend und der zweiten Mannschaft noch in der Entwicklungsphase.
Wichtiger ist Winter und den HSV-Machern aber ein anderer zentraler Punkt, den sicher alle Kollegen aus der Liga so unterschreiben: „Wir hoffen, dass alle gesund bleiben. Das steht an oberster Stelle. Und wir hoffen, dass in diesem Zuge Fußball für alle in dieser schwierigen und noch nie vorhandenen Situation zugänglich bleibt.“

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Dieser Text ist Teil der Vorschauseiten zum Amateurfußball, die auch in dieser Woche in der Neuen Osnabrücker Zeitung erscheinen.
Aufrufe: 016.9.2020, 08:00 Uhr
Sven Schuer, Benjamin Kraus / NOZAutor