2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
– Foto: Robert Lottré

"Frust bringt dich an der Konsole nicht weiter"

Nachspielzeit mit Sven Mengel +++ Der erste FuPa eSport-Champion über FIFA 21 und den Zusammenhalt beim A-Ligisten

Johannisberg. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Unsere aktuelle Ausgabe dreht sich dabei um die anstehende dritte Saison der FuPa eSport-Liga, für die ihr euch zeitnah anmelden könnt. Unser Gast Sven Mengel gewann im Januar die erste Saison des kompetitiven Formats. Sven erzählt uns, wie er mit dem neuen FIFA-Teil zurecht kommt und was er anderen Spielern rät, um ihr Gameplay zu verbessern.
FuPa: Sven, seit Anfang Oktober ist mit FIFA 21 der neueste Teil der populären Fußball-Simulation erhältlich. Wie zufrieden bist du mit dem Spiel?

Sven Mengel: Bisher gefällt mir das Spiel ganz gut. Ich fand es vor allem zu Beginn erfrischend, dass das Verteidigen wesentlich anspruchsvoller war und sich besonders in der Hintermannschaft die Spreu vom Weizen getrennt hat. Wie schon in den letzten Jahren hat EA aber leider wieder früh ein umfangreiches Update veröffentlicht, welches viele Dinge nochmal grundlegend verändert hat. Deswegen ist es auch immer schwer, ein Gesamtfazit über ein komplettes Jahr FIFA zu ziehen, da es selbst innerhalb des Spielzyklus immer wieder massive Veränderungen gibt.

Besonders in engen K.o-Duellen hast du in der Vergangenheit deine Qualitäten unter Beweis gestellt. Wie schaffst du es, in solchen Alles-oder-nichts-Situationen nicht die Nerven zu verlieren?

Jeder FIFA-Spieler hat schon mal mit Frustration oder gar Aggression zu kämpfen gehabt, wenn es im Spiel nicht läuft. Solche emotionalen Ausbrüche bringen dich aber leider nicht weiter und richten mehr Schaden an als das sie nutzen. Deswegen habe ich mir angewöhnt, immer ruhig zu bleiben und die Fehler bei mir selbst zu suchen. Durch diese Herangehensweise ist mein Spiel wesentlich konstanter geworden und hat besonders in Drucksituationen schon oft den Unterschied gemacht.

In jedem Jahr gibt es immer wieder geheime Tricks oder Taktiken, die schnell zum Erfolg führen. Gibt es auch dieses Jahr wieder einige dieser sogenannten "Exploits"?

Natürlich gibt es auch dieses Jahr wieder einige Spezialbewegungen, die besonders effektiv sind. War das im vergangenen Jahr noch der "Drag-back", habe ich dieses Jahr vor allem den "Elastico" für mich entdeckt. Es gibt seit neuestem auch einen Trend, dass Spieler vom Anstoß weg mit dem Stürmer über den Platz jonglieren, sodass man keine Möglichkeit für einen richtigen Zweikampf hat. Diese Technik fordert aber einiges an Übung und führt bei den Meisten eher zu Ballverlusten als zum Erfolg.


Der Unterschied zwischen Profis und Amateur-Spielern besteht aus den zahlreichen Übungsspielen, bei welchen die Profis gezielte Aspekte trainieren. Trainierst auch du gezielt, oder spielst du einfach drauf los?

Ich bin jemand, der FIFA immer noch rein zum Spaß spielt. Ich kann mit dieser ewigen Tüftelei wenig anfangen und versuche einfach meinen Spielstil durchzuziehen. Es ist in der Tat so, dass sich in den letzten Jahren vor allem mit FUT-Champions viel in diese "Try-Hard"-Richtung bewegt hat. Viele Profis sind mittlerweile auch Influencer und haben auf Youtube und Twitch eine riesige Fanbase. So gibt es mittlerweile viele Zuschauer, die sich in Nachahmung versuchen und sich die Tricks der Profis aneignen. Ich sehe das eher kritisch, da der Spaß durch diese Entwicklung häufiger mal auf der Strecke bleibt. Ich glaube allerdings nicht, dass in dieser Hinsicht in naher Zukunft ein Umdenken stattfindet, sodass man sich mit diesen Gegebenheiten einfach abfinden muss.

Wir waren im Januar bei unserem Finalturnier sehr von deiner Mannschaft beeindruckt. Du hattest ein halbes Dutzend Unterstützer dabei, die die Veranstaltung wie ein Johannisberger Heimspiel wirken ließen. Hat dich dieser Support zum Sieg gepusht?

Meine Teamkollegen waren auf jeden Fall eine große Hilfe. Unsere Mannschaft ist eine verschworene Einheit, die auf und neben dem Platz alles für den Nebenmann gibt. Ein Grund für dieses Zusammenhalt sehe ich darin, dass bei uns kein Geld verdient wird. Somit spielen wirklich nur Jungs hier, die sich voll mit dem Verein identifizieren.

Vor der Saison-Unterbrechung habt ihr vier Spiele in Folge gewonnen und belegt dadurch aktuell Platz vier. Wo soll es nach der Winterpause hingehen?

Wir sind insgesamt gut in die Saison gestartet und wollen uns im neuen Jahr in der oberen Tabellenhälfte festsetzen. Die ersten Wochen waren hart, weil der Großteil unseres Kaders durch die englischen Wochen körperlich am Limit war. Wir werden versuchen, konditionell auf einem guten Niveau zu bleiben. Dafür hat uns unser Trainer schon einige Laufpläne zukommen lassen. Auch wenn wir momentan Vierter sind, verspüren wir null Erfolgsdruck, denn ein eventueller Aufstieg hat in unserer Saisonplanung keine Rolle gespielt. Umso schöner, dass wir uns nach zwei eher mäßigen Jahren in der Spitzengruppe wiederfinden. Nun freue ich mich aber erstmal auf die neue eSport-Saison und hoffe, am Ende wieder vorne mit dabei zu sein.
Aufrufe: 014.11.2020, 16:30 Uhr
Niklas AllmrodtAutor