2024-05-08T14:46:11.570Z

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Engagierter Trainer: Der Geinsheimer Meikel Schönweitz betreut  Deutschlands U19-Auswahl.	Foto: Imago
Engagierter Trainer: Der Geinsheimer Meikel Schönweitz betreut Deutschlands U19-Auswahl. Foto: Imago

Prägende Erfahrungen unter Tuchel

Portrait: DFB-Juniorentrainer Meikel Schönweitz aus Geinsheim spricht über seine Arbeit / Fordern und Fördern der Jugend

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Einen Gast aus der „Trainerhochburg Geinsheim“ kündigte Kai Becker grinsend an. Becker ist Regionalmarktleiter bei der Volksbank (Voba) in Groß-Gerau, wo sein einstiger Mannschaftskollege beim SV 07 Geinsheim, Meikel Schönweitz, am Donnerstagabend einen Vortrag für Voba-Mitglieder hielt. Becker spielte mit seiner Bemerkung darauf an, dass es auch der ehemalige Geinsheimer Fußballer David Wagner als Trainer erfolgreich ist – als Aufsteiger in die englische Premier League mit dem Provinzklub Huddersfield Town.

Und Schönweitz, als Aktiver beim SV 07 in der Bezirksoberliga und Landesliga am Ball, hat es vom F-Jugend-Betreuer zum Junioren-Nationaltrainer gebracht. Er ist seit dieser Saison für die U19-Auswahl der Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zuständig. Geplant sei das alles nicht gewesen, versicherte der 37-Jährige. Nicht, als sein Vater Horst den damals Dreizehnjährigen bat, ihn beim Jugendtraining zu unterstützen. Nicht, als er nach dem Sportstudium das Angebot des Hessischen Fußballverbandes bekam, dort Verbandssportlehrer zu werden. Nicht, als er auf Anfrage in der Nachwuchsarbeit des FSV Mainz 05 anheuerte. Und selbst dann nicht, als ihn 2014 Hans-Dieter Flick, damals DFB-Sportdirektor, anrief und fragte, ob er eine Junioren-Nationalmannschaft übernehmen möchte. Damals stieg Schönweitz bei der U 16 ein.

Der Fußball-Lehrer (seine Lehrgangskollegen waren unter anderem Mehmet Scholl, Stefan Effenberg und Christian Wörns) erzählte von prägenden Erfahrungen bei Praktika, insbesondere beim damaligen Mainzer Trainer Thomas Tuchel. All diese Eindrücke, verbunden mit Selbstreflexion, hätten ihn weitergebracht.

Und so handhabt es Schönweitz nach wie vor. Lösungs- und aufgabenorientiertes Denken und Handeln ist sein Grundprinzip. Daran mangele es vielen Spielern, die in der Wohlfühloase Profifußball viel zu viele Aufgaben des Lebensalltags aus der Hand genommen bekämen. Obwohl es im Fußball wie im Leben notwendig sei, selbstständig Lösungen finden zu können.

„Respekt vor der Aufgabe, aber Überzeugung in der Umsetzung“ nannte Schönweitz als weiteres Erfordernis, um sich weiter zu entwickeln. Respekt, das bedeute Tugenden wie Wertschätzung, Bodenständigkeit und Bescheidenheit, die ungemein wichtig seien in der „surrealen Welt“ Profifußball. Schönweitz deutete an, was passieren kann, wenn Berufsfußballer den Realitätsbezug verlieren: Immer mal wieder höre man, dass Spieler nach der Karriere in die Insolvenz schlittern.

Zu den Aufgaben von Schönweitz als Junioren-Nationaltrainer gehört nicht nur die Zusammenstellung des Spielerkaders, also das Finden der Jahrgangsbesten, sondern auch viel Kommunikation. Mit Vereinen, Verbänden, Schulen, Eltern und, besonders unangenehm, mit einer Meute an Beratern. Wenn ein Spieler in eine Junioren-Auswahlmannschaft eingeladen werde, bekomme er sogleich massig Anrufe von Beratern, die ihm einen Vertrag anböten. Doch wer davon ist seriös? Da seien die Jugendlichen und ihre Eltern oft überfordert und gerieten an den Falschen.

Schönweitz ist sich bewusst, dass er eine Karriere entscheidend beeinflussen kann. Im Guten wie im Schlechten. Er nannte zwei Beispiele, ohne Namen zu verraten: Er habe einen Spieler, der bei seinem Vorgänger noch Stammkraft gewesen sei, nicht mehr nominiert: „Weil ich von ihm nicht überzeugt war.“ Aber der Geinsheimer erzählte auch von einem Teenager, der bei seinem Verein im Mittelfeld kaum eine Rolle spielte. Aber Schönweitz sah bei ihm Talente, die ihn zum Innenverteidiger befähigen könnten. Auf dieser Position habe er sich im Auswahlteam hervorgetan.

Aufrufe: 07.8.2017, 14:17 Uhr
Dirk WinterAutor