2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Ob sich die Spieler des FV Walbertsweiler/Rengetsweiler noch lange über den 4:2-Sieg gegen den FC Neustadt von zehn Tagen freuen können? Die Schwarzwälder haben nämlich Protest gegen die Wertung des Spiels eingelegt, weil sie sich vom WaRe-Stadionspr Foto: Bodon
Ob sich die Spieler des FV Walbertsweiler/Rengetsweiler noch lange über den 4:2-Sieg gegen den FC Neustadt von zehn Tagen freuen können? Die Schwarzwälder haben nämlich Protest gegen die Wertung des Spiels eingelegt, weil sie sich vom WaRe-Stadionspr Foto: Bodon
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Störende Nebengeräusche beim FV WaRe

Salem-Keeper Livgöcmen: "Zehn Jahre Pause taten mir gut!"- Knackmuß kehrt heim

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Pfullendorf / ok - Noch größer als der Ärger über die 2:3-Auswärtsniederlage beim Hegauer FV am Sonntag saß und sitzt bei Joachim Ruddies, Trainer des Fußball-Landesliga-Aufsteigers FV Walbertsweiler/Rengetsweiler, der Frust über die "Nebengeräusche", die es beim 4:2-Sieg über Tabellenführer FC Neustadt am Wochenende zuvor gegeben hat. Die Neustädter haben nämlich beim Südbadischen Fußball-Verband Protest eingelegt gegen die Wertung des Spiels, weil sie sich bei ihrer Niederlage vom Stadionsprecher des FV Walbertsweiler/Rengetsweiler verunglimpft sahen. Neustadts Trainer Klaus Gallmann sagt: "Ja, der Protest läuft. Denn was da passiert ist, darf im Fußball keine Schule machen."

Was war geschehen? Nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 aus abseitsverdächtiger Position durch den Neustädter Samma in der 33. Minute, verstieg sich der Sprecher zu der Durchsage: "1:2-Anschluss für den FC Neustadt durch ein Abseitstor, das der Schiedsrichter nicht ahndete." Damit nicht genug. Gallmann: "Es kamen rund 60 Minuten lang ständig kommentierende Geräusche über die Anlage. Klatschen, Schnalzen, immer auf Aktionen von uns abzielend. Meine Spieler fühlten sich veralbert."

Ersteres Vergehen räumte der FV WaRe gleich nach dem Spiel unumwunden ein. Joachim Ruddies: "Dass diese Durchsage so kam, stimmt. Dafür haben wir uns bei allen Beteiligten, also dem FC Neustadt, dem Schiedsrichter und dem Verband, auch in aller Form entschuldigt. Das ging wirklich gar nicht." Der Stadionsprecher, so Ruddies weiter, habe dieses Amt erst zum zweiten Mal ausgeübt. Und offenbar auch zum letzten Mal: "Künftig wird das jemand anders bei uns machen", sagt Ruddies.

Was die übrigen Geräusche angeht, die laut Gallmann 60 Minuten lang immer wieder mal zu hören gewesen seien, sagt Ruddies: "Da stand eine Gruppe von vier oder fünf Kindern neben dem Stadionsprecher. Die haben mit ihren Handys Geräusche gemacht, die dann über die Anlage zu hören waren." Ein Vorstandsmitglied habe die Kinder schließlich verscheucht.

Was Ruddies nun besonders ärgert: "Nach dem Spiel hat mir der Neustädter Trainer noch fair zum Sieg gratuliert. Kein Wort fiel über das andere Thema. Und zwei Tage später höre ich dann, dass er Protest einlegt gegen die Spielwertung!" Gallmanns Erklärung hierfür: "Direkt nach dem Spiel hatten wir das auch nicht vor. Erst, als wir am Tag darauf den Bericht des Schiedsrichters vorliegen hatten, der unsere Eindrücke im Wesentlichen bestätigte, haben wir beschlossen, zu protestieren. Uns allein hätte man das doch gar nicht alles geglaubt." Gallmann sagt aber auch: "Auf dem Platz lief alles vorbildlich. Es war ein absolut faires Spiel und auch zwischen den Trainerbänken war alles völlig okay." Es gehe Neustadt nun auch gar nicht in erster Linie darum, die Punkte am grünen Tisch zurückzuholen, sagt Gallmann: "Die hat WaRe verdient gewonnen. Aber nochmal: Das Drumherum darf keine Schule machen. Deshalb wollen wir mit dem Protest ein Zeichen setzen."

Im Bericht von Schiedsrichter Leroy Gallus (Freiburg-Opfingen) taucht überdies ein weiterer Vorwurf gegen WaRe auf, erhoben vom Unparteiischen, nicht vom FC Neustadt, wohlgemerkt: Aus dem Publikum sei demnach ein Neustädter Spieler mit brauner Hautfarbe während des Spiels mit rassistischen Lauten beleidigt worden. Ruddies bestreitet dies resolut: "Da ist absolut nichts dran, da haben wir nichts gehört." Gallmann teilt die Wahrnehmung seines Trainerkollegen: "Wenn ich davon etwas was gehört hätte, hätte ich sofort meine Spieler zusammengerufen und wir hätten das Spiel abgebrochen. Aber niemandem von uns sind solche Geräusche zu Ohren gekommen."

Beim 1:0-Landesligaderbysieg beim SV Denkingen am Sonntag verdiente sich Rot-Weiß Salem-Torhüter Bahadir Livgöcmen einmal mehr Bestnoten. Dabei hatte der 38-Jährige das Kapitel Torhüter in seiner fußballerischen Vita eigentlich längst geschlossen. Und als er vor eineinhalb Jahren vom SV Bermatingen als (Feld-)Spielertrainer zum FC Rot-Weiß Salem wechselte, da wussten die Salemer gar nicht, was für ein fußballerisches Multitalent sie da verpflichtet hatten. Livgöcmen, aufgewachsen im Raum Frankfurt, spielte in seiner Jugend nämlich unter anderem bei Zweitligist FSV Frankfurt und kam in Hessen zu manchen Auswahleinsätzen - als Torhüter wohlgemerkt. Nachdem er der Liebe zu seiner späteren Ehefrau Özden wegen vor über einem Jahrzehnt an den Bodensee gezogen war, wechselte er das Metier, kickte fortan bei der Spvgg. F.A.L. , dem FC Beuren-Weildorf und bei RWS bloß noch im Feld.

Als sich in der vergangenen Saison Salems Stammkeeper Patrick Hummel schwer an der Schulter verletzte, sprang Livgöcmen erstmals ein. Und überzeugte sofort. Als Hummel nach seinem Comeback zu Beginn dieser Saison noch Schwächen zeigte, machte RWS-Coach Michael Krause Livgöcmen zur neuen Nummer eins. "Es ist unglaublich, wie gut er hält", sagt Vorstand Jörg Allgaier, als ehemaliger Salem-Keeper selbst ein Mann vom Fach. "Für mich ist er der vielleicht beste Torhüter der Landesliga."

"Die zehn Jahr Torwartpause haben mir offenbar gut getan", sagt Livgöcmen lächelnd. "Aber mal im Ernst", fügt er an: "Wenn du selber lange im Feld gespielt hast und weißt, wie die Feldspieler ticken, dann hast du es als Torwart in vielen Situationen einfacher. Du ahnst eher, was sie vorhaben." Allgaier ist jedenfalls heilfroh, einen Spieler wie Livgöcmen im Club zu haben: "Solche Typen braucht ein Verein", sagt der Präsident.

Am vergangenen Samstag saß Markus Knackmuß (41) erstmals als neuer Trainer des FC Radolfzell auf der Bank, die Christian Rau rund zehn Tage zuvor geräumt hatte. Knackmuß feierte bei seinem Debüt gleich einen 2:0-Sieg über den FC Bad Dürrheim. Der frühere SC Pfullendorf-Regionalligaprofi, der bei Jahn Regensburg, FC Augsburg und Dynamo Dresden lange Jahre in der 2. Bundesliga spielte, war zuletzt als Nachfolger von Martin Braun bis zum 30. Juni Cheftrainer des FC 08 Villingen gewesen, und seither ohne Verein. In Radolfzell galt Knackmuß, der in Rietheim bei Villingen lebt, nun als Wunschkandidat. Kein Wunder, schließlich stammt der stämmige Ex-Mittelfeldspieler von der Mettnau, spielte einst schon in der Jugend für den FC Radolfzell. Nun hat sich der Kreis geschlossen.

Aufrufe: 07.10.2015, 11:45 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor