2024-04-30T13:48:59.170Z

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Verärgerung über Reutlinger Fans

WFV-Pokal

Reutlingen/Ulm - „Wir verurteilen jede Form von Gewalt vor, während und nach den Spielen unserer Mannschaften.“ Mit diesem gemeinsamen Aufruf an die Fans hatten die Chefs beider Vereine - des Fußball-Oberligisten SSV Reutlingen 05 und des Regionalligisten SSV Ulm 1846 - vor dem WFV-Pokalspiel am Mittwoch an die Fairness sowie gegenseitigen Respekt appelliert und zu Besonnenheit aufgerufen. Bis auf ein paar Zwischenfälle und vor allem im Vergleich zu vergangenen Derbys dieser beiden Vereine blieb es auch weitgehend ruhig und friedlich.

Dennoch echauffieren sich trotz des 4:1-Erfolgs über den Erzrivalen etliche Ulmer - nicht nur Fans der Spatzen - über eine Aktion der Reutlinger Fans. Das Internetportal faszination-fankurve.de hatte berichtet, dass auf einem Banner, das während des Spiels im Reutlinger Fan-Block hochgehalten wurde, folgende provokante Sätze zu lesen war: „Paris kann überall passieren. Das Ulmer Münster heiß sanieren.“ Eine unverhohlene Anspielung auf den jüngsten Brand in Kathedrale Notre-Dame im Herzen der französischen Hauptstadt.

Münsterpfarrer Ernst-Wilhelm Gohl bezeichnet die Aktion als „bodenlos“ und „geschmacklos“. Für ihn gleicht sie einem Aufruf, das Münster anzuzünden. Er würde die Urheber gern fragen, ob sie sich vorstellen können, was sie da geschrieben haben: „,Zünden Sie dann das Münster an, würde ich sie fragen“, so Gohl.

Der Pfarrer findet es nicht nur geschmacklos mit Blick auf den Brand in Notre-Dame, sondern auch in Zusammenhang mit den jüngsten Anschlägen in Sri Lanka - und damit der Frage nach der Sicherheit in Kirchen. Wie stark müssen Kirchen, die jederzeit und für jeden zugänglich sein wollen, gesichert sein? Sicherheitskontrollen vor dem Gottesdienst wie vor einem Fußballspiel? Aussagen wie in Reutlingen seien überflüssig, sagt Gohl: „Die Menschen denken nicht, wenn sie so was schreiben.“

„Geschmacklos“ empfindet Sabrina Bietz-Pannier, seit elf Jahren Fanbeauftragte des SSV Reutlingen 05, die Aktion. Sie hätte gern verhindert, dass es gezeigt wird - zumal der restliche Verlauf des Pokalabends vergleichsweise positiv gewesen sei. Doch weder sie selbst noch der Vorstand des Vereins hätten davon gewusst, sagt sie. Als der Banner gezeigt wurde, sei sie nicht im Stadion gewesen. Sie wisse zwar, wer hinter der Aktion steckt, sagt dies aber nicht. Gespräche mit den Beteiligten hätten aber bereits stattgefunden. „Ihnen war die Tragweite, was es bewirkt, nicht bewusst“, sagt Bietz-Pannier. „Wir haben deutlich gesagt, dass wir die Aktion nicht gut fanden.“

Dass es bei einem Derby wie am Mittwoch zu Provokationen kommt, sei normal, sagt Max Rieck, Sprecher des SSV Ulm 1846 Fußball: „Ein solches Spruchband ist aber geschmacklos, vor allem gegenüber der Katastrophe und den Menschen in Paris.“ Die Spatzen sehen jedoch keinen weiteren Grund, sich noch mit dem Thema zu beschäftigen.

Die Polizei, die mit ihrem Einsatz rund das Stadion an der Kreuzeiche in Reutlingen insgesamt zufrieden war, werde den Fall ebenfalls nicht verfolgen. Aus Sicht der Ermittler sei kein Straftatbestand erfüllt. Es habe sich weder um einen Aufruf zu einer Straftat noch um Volksverhetzung oder eine Beleidigung gehandelt, sagt Andrea Kopp, Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen. „Unschön“ sei die Aktion dennoch gewesen.

Aufrufe: 027.4.2019, 08:07 Uhr
kromAutor