2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
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Erste Niederlage für die Spatzen

Regionalliga

Ulm - Ein kleiner Exkurs von der Regionalliga Südwest in die große Fußballwelt: Wenn sich Trainer Pep Guardiola von Manchester City einen Vorwurf gefallen lassen muss, dann den, dass er wichtige Partien vornehmlich in der Champions League durch Taktik-Experimente verzockt. Grämen muss er sich nicht, denn Experimente können auch glücken, wie Roland Seitz bewies. Der Trainer des VfR Aalen gewann im Donaustadion nicht die Champions League (oder sonst einen Titel), aber sein Team schlug den SSV Ulm 1846 2:0.

Als „Trainer-Glück“ bezeichnete Seitz hinterher, dass sein für das Team neue 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld funktionierte - zumindest in der ersten Halbzeit, als Aalen nach enormen Pressing zu Beginn zunächst das 1:0 per Foulelfmeter durch den Ex-Ulmer Alessandro Abruscia (8.) und später nach einem Konter das 2:0 durch Kai Merk (34.) erzielt hatte. Danach war es bedeutungslos, ob im Mittelfeld eine Raute oder Kette war, denn der Schwerpunkt der Partie hatte sich ins Defensivdrittel des VfR verschoben. Die Spatzen waren überlegen, Aalen mauerte und besonders in der Schlussphase passte die spätere Analyse von Ulms Trainer Holger Bachthaler: „Wir könnten jetzt noch spielen und würden trotzdem kein Tor erzielen.“

Allein Seitz' Kniff, seine Mannschaft mit einer Raute spielen zu lassen, reichte nicht aus, um die individuell stärkeren Ulmer zu ärgern. Deshalb hatte es Aalens Trainer genau auf diese Individualität abgesehen. „Wir haben gesagt: Wir spielen das gleiche System wie die und nehmen Vinko Sapina raus“, sagte Seitz. Sapina ist bei den Ulmern das Bindeglied zwischen Verteidigung und Mittelfeld, wenn das Angriffsspiel der Spatzen nicht über die Außenbahnen läuft, läuft es über ihn. Um Sapina also „rauszunehmen“, bediente sich Seitz seines Spielers Alessandro Abruscia. Der war im Sommer von den Spatzen gekommen. „Alessandro kennt Sapina in- und auswendig“, so Seitz. Abruscia war der auffälligste Aalener, besonders in der Frühphase des Spiels. Viel lief über ihn, er schien überall präsent zu sein.

Seine frühe Führung per Elfmeter nach einem Foul von Thomas Geyer war die Konsequenz - eine logische, denn die ersten Minuten waren an den Spatzen vorbeigegangen (Bachthaler: „verhaltener Beginn“). Es dauerte 20 Minuten, ehe Ulm besser wurde, aber einige Minuten später trotzdem das 0:2 kassierte. Die Abwehr war zu weit aufgerückt.

Diese Führung reichte den Gästen, die fortan hauptsächlich verteidigten. „Das ist das Ekligste, was es gibt“, sagte Vinko Sapina über Aalens Mauertaktik. „Aber das ist normal, da wird es in dieser Saison noch reichlich Spiele geben, die so ablaufen werden. Worüber ich mich extrem ärgere ist: Sonst waren wir hinten immer extrem gut und haben meist zu null gespielt. Diesmal haben wir zwei richtig blöde Tore kassiert und das kotzt mich gerade schon ein bisschen an.“

Weshalb Ulm kein Kapital aus der starken Schlussphase und einigen Chancen schlug, dafür hatte Sapina keine Erklärung: „Ich weiß nicht, manchmal ist es Pech, aber man kann nicht alles auf Pech schieben. Manchmal fehlt die letzte Konzentration, der letzte Wille. Eigentlich haben wir das, aber phasenweise fehlt es uns auch. Jeder Spieler muss den hundertprozentigen Willen in sich reinbekommen. Nur so kann man oben angreifen. Wenn mindestens zwei Spieler nicht dahinterstehen, ist es schwer.“ Durch die Niederlage stehen die Spatzen, die am Mittwoch bei Mainz 05 II spielen (15 Uhr), auf Rang acht.

Ulm: Heimann - Rinaldi (78. Jann), Reichert, Geyer, Kehl (78. Kilic) - Heußer, Sapina, Beck (53. Higl), Coban - Rühle, Morina.

Aufrufe: 028.9.2020, 06:17 Uhr
gioeAutor