2024-05-08T14:46:11.570Z

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"Da steckt viel harte Arbeit drin"

Regionalligist SSV Jeddeloh hat am Ostersonntag den Einzug in den DFB-Pokal geschafft. Nach dem äußerst knappen Weiterkommen im Elfmeterschießen und den beiden darauffolgenden Ligaspielen gegen Hannover 96 II und bei Altona 93 fanden sowohl der sportliche Leiter Ansgar Schnabel als auch der Teammanager Gerhard Meyer Zeit, uns ein umfassendes Interview zu geben.

Frage: Mit ein paar Tagen Abstand gesehen: Wie fühlt es sich an, mit dem SSV Jeddeloh im DFB-Pokal zu stehen?

Schnabel: In der Zeit seit Ostersonntag hat sich viel verändert. Wir werden auf einmal in ganz Deutschland wahrgenommen. Wir sind das kleine Dorf, das auf einmal im DFB-Pokal steht. Vorher waren wir kaum auf der Landkarte, in der Oberliga fast gar nicht überregional wahrgenommen. Nun berichten die Sport-Bild, der Kölner Express und der Kicker über uns. Auch im Radio sind wir bei Bremen 1 und Bremen 4 ein Thema, das NDR-Fernsehen berichtet über Jeddeloh. Auch auf die Spieler ist viel eingeprasselt, der Rummel rund um den SSV Jeddeloh hat stark zugenommen. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Jungs den Kopf schnell wieder freibekommen und wie auch schon gegen Hannover 96 II und Altona mit vollem Einsatz spielen werden.

Frage: Und dann steht ja auch noch das Finale beim SV Drochtersen/Assel an?

Schnabel: Richtig. Das wird noch mal ein ganz besonderer Höhepunkt nach einer schon sehr aufregenden Saison. Man muss sich das einmal vorstellen: Wir spielen als Aufsteiger eine überragende Saison und stehen im Finale des NFV-Pokals. Wir werden in der nächsten Saison im DFB-Pokal gegen ein Profiteam antreten dürfen. Dies alles fühlt sich noch etwas unwirklich an.

Frage: Gibt es denn einen Wunschgegner für die erste Runde?

Meyer: Nein, eigentlich nicht. Uns wäre es natürlich schon recht, wenn es eine Traditionsmannschaft ist, die viele Fans mitbringt. Da ist es dann auch egal, ob es ein Erst-oder Zweitligist ist. Der SV Werder oder der Hamburger SV wären schon sehr schöne Gegner. Natürlich hoffen alle im Dorf auf den FC Bayern, aber die Chance ist natürlich verschwindend gering.

Frage: Stellt sich natürlich sofort die Frage nach dem Austragungsort. Man liest überall vom Bremer Weserstadion.

Meyer: Diese Frage kann abschließend erst dann beantwortet werden, wenn wir wissen gegen wen wir spielen. Da spielen natürlich auch noch ganz viele andere Faktoren mit hinein. Sollten es zum Beispiel tatsächlich die Bayern oder Borussia Dortmund werden, könnte es sein dass es zu einer TV-Übertragung kommt. Dann wären wir schon allein deshalb gezwungen, ein Stadion mit fernsehtauglichem Flutlicht zu finden. Ansonsten spricht nichts dagegen, die Partie in Oldenburg im Marschwegstadion auszutragen. Sollte es ein Gegner wie zum Beispiel Heidenheim werden, wäre es auch durchaus denkbar, bei uns in der 53acht Arena zu spielen.

Frage: Ein Pokalspiel im Marschweg wäre natürlich der nächste Schlag ins Gesicht der Oldenburger Fußballfans.

Schnabel: Nein, ich glaube schon, dass viele Oldenburger uns diesen Erfolg gönnen und sich das Spiel ansehen werden. Allerdings sind solche Bezeichnungen wie „Red Bull Ammerland“ vollkommen fehl am Platz. Natürlich muss man im Fußball sich den einen oder anderen Spruch anhören, das ist auch vollkommen in Ordnung. Aber es ist nun mal nicht so, dass wir nur mit der Geldschatulle wedeln und alle Spieler zu uns kommen. Da steckt auch viel harte Arbeit und Kontinuität hinter.

Frage: Musste es denn unbedingt sein, dass die Fanbusse nach Jeddeloh in Oldenburg am Marschwegstadion losfahren?

Meyer: Es gibt in Oldenburg genau zwei Möglichkeiten, wo man PKW in größerem Maße abstellen und Leuten den Buszustieg ermöglichen kann. Das eine sind die Parkplätze an der EWE-Arena, das andere der Parkplatz am Marschwegstadion. Was gegen die EWE-Arena spricht, ist die mögliche gleichzeitige Nutzung beim Basketball. Käme es zu einer Terminüberschneidung, wären die Zuschauer gezwungen die Parkgebühren zu entrichten. Die Option, die Busse ab dem ZOB in Oldenburg fahren zu lassen bestand nicht, da dort nur Linien-und Fernbusse halten dürfen. Es war also keine böse Absicht unsererseits, es war einfach organisatorisch nicht anders zu lösen.

Frage: War es denn dann unbedingt nötig, wenige Tage vor dem Rückspiel in Oldenburg den Wechsel von Torsten Tönnies zum SSV zu verkünden?

Schnabel: Wir hatten uns nach der Winterpause mit Torsten drauf geeinigt, dass er in der kommenden Saison für uns spielt. Wir haben dann mit dem Spieler vereinbart, dass er entscheidet wann der Transfer in Absprache mit dem VfB veröffentlicht wird. Weder Torsten noch wir hatten Interesse daran, vor dem Spiel Öl ins Feuer zu gießen. Als dann die Meldung im Online-Auftritt des Kicker erschien, waren wir gezwungen zu handeln.

Frage: Das untermauert aber den Ruf, eine Filiale des VfB zu sein?

Schnabel: Wir hatten in Jeddeloh schon immer Spieler, die hier aus der Region kamen. Ich selbst komme aus Oldenburg, Aaron Thalmann kommt aus Rastede, Basti Schaffer kommt aus Elmendorf. Mario Fredehorst kommt aus Westerstede, Keven Oltmer aus Ekern, Niklas von Aschwege kommt hier aus Edewecht.

Frage: Du weichst mir aber schon etwas aus, oder? Marcel Gottschling, Dennis Engel oder Shaun Minns haben eine VfB-Vergangenheit.

Schnabel: Ja, Kevin Samide, Nils Laabs, Alessandro Ficara und andere auch. Sind wir doch mal ehrlich: Die Spieler kennen sich alle untereinander. Man spricht miteinander, guckt zusammen Bundesliga oder Champions League. Viele der Spieler, die damals beim VfB waren, sind heute immer noch in Kontakt. Da ist es doch normal dass man sich austauscht.

Frage: Und dann ist das kleine Dorf vor den Toren der Stadt mit seinem potenten Geldgeber natürlich die richtige Adresse?

Schnabel: Die richtige Adresse Ja, aber das Märchen mit dem potenten Geldgeber wollen wir gleich einmal beenden. Der Unterschied zu anderen Mannschaften in der Regionalliga ist der, dass die Spieler bei uns nicht fünf Mal in der Woche trainieren müssen, teilweise zweimal am Tag. Jeder unserer Spieler hat einen Job oder studiert und kann auf Regionalliganiveau bei uns Fußballspielen. Anderseits ist der Verdienst bei anderen Mannschaften, die das beschriebene Trainingspensum aufweisen, höher als bei uns. Wir sind – so abgedroschen wie das klingt – Feierabendfußballer auf einem sehr hohen Niveau.

Frage: Aber es ist doch schon so, dass die Spieler beim Hauptsponsor einen Job bekommen, damit sie beim SSV spielen?

Meyer: Natürlich ist es so, dass in der Vergangenheit der ein oder andere Spieler bei Rolf Bley in der Firma gearbeitet hat. Im aktuellen Kader sind es jetzt zur Zeit fünf von 24 Spielern. Das ist auch überhaupt nicht schlimm! Für ihr Geld müssen sie arbeiten wie alle anderen auch.

Frage: Also wechselt Torsten Tönnies wegen Freundschaften nach Jeddeloh?

Schnabel: Nein, nicht nur. Für ihn war ausschlaggebend, dass er weiter in der Region leben wollte und dazu auf hohem Niveau Fußball spielen. Da er sein Referendariat macht, ist er beruflich stark eingespannt. Da kommt ihm entgegen, dass der Trainingsaufwand bei uns etwas geringer als bei anderen Regionalligisten ist. Oder nehmen wir als anderes Beispiel Nils Laabs. Er hat aufgrund seines Berufes als Polizeibeamter nicht die Möglichkeit, jeden Tag zu trainieren. Er ist auch von Berufs wegen schon topfit. Warum sollen wir also bitte so jemanden noch fünf Mal in der Woche zum Training bitten? Und der Erfolg gibt uns ja recht, wenn man sieht dass er inzwischen 15 Pflichtspieltore erzielt hat.

Im zweiten Teil lest ihr morgen, warum die Trainingsbedingungen in Jeddeloh sich verbessern werden und was mit den Einnahmen aus dem Pokalspiel passiert.

Aufrufe: 018.4.2018, 15:30 Uhr
Volkhard PattenAutor