2024-05-02T16:12:49.858Z

Relegation
Jahn-Coach Heiko Herrlich bedankt sich bei den begeisterten Fans für den Empfang. Foto: Archiv
Jahn-Coach Heiko Herrlich bedankt sich bei den begeisterten Fans für den Empfang. Foto: Archiv

Tosender Applaus für die Jahn-Aufstiegshelden

Die Regensburger lassen sich von ihren Fans gebührend feiern +++ Auch ehemalige Weggefährten sind begeistert vom sensationellen Durchmarsch.

Regensburg. Als sich die Mannschaft des SSV Jahn Regensburg und ihr Erfolgscoach Heiko Herrlich unter dem tosenden Jubel der Fans vollzählig auf der Bühne auf dem Haidplatz versammelt haben, fehlt nur noch einer. Und das ist vor allem Alexander Nandzik nicht entgangen: „Wir wollen Christian Keller auf der Bühne sehen“, skandiert der Defensivmann der Oberpfälzer. Doch der Jahn Geschäftsführer, der die Aufstiegssause zuvor seitlich des Hauptschauplatzes verfolgt hatte, ziert sich noch etwas. Vor zwei Jahren nach dem Abstieg in die Regionalliga noch der Buhmann, lässt sich dann aber auch Keller zusammen mit seiner Truppe feiern – und quittiert die eine oder andere Bierdusche seiner Schützlinge mit einem Lächeln.

Jahn-Trainer Herrlich hatte zuvor bereits schon wieder auf die kommenden Aufgaben vorausgeblickt: „Das, was wir geschafft haben, wird erst dann veredelt, wenn wir nächstes Jahr wieder hier stehen – und in der 2. Liga geblieben sind.“


Reichlich Lob von Ex-Jahnlern

Nicht nur Tausende Fans, die zur offiziellen Aufstiegsfeier in die Domstadt strömten, und viele weitere in der Region, sind begeistert vom Regensburger Fußball-Märchen. Auch ehemalige Weggefährten ziehen den Hut vor der sensationellen Leistung, dem Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Liga. „Mich freut’s für den Jahn, obwohl ich Löwe bin“, sagt Karsten Wettberg, der „König von Giesing“, der im Stadion mitfieberte und auch am Tag danach noch fassungslos war, im Rückblick auf die fußballerische Magerkost, die die Münchner beim 0:2 im Relegationsrückspiel kredenzten. „Ganz großen Respekt der Mannschaft und dem tollen Trainer. Sie haben alles richtig gemacht“, lobt der Ex-Jahn-Coach. Geschäftsführer Christian Keller habe nach dem Abstieg in die Regionalliga viel Kritik einstecken müssen, dann aber das richtige Händchen bewiesen. Der Jahn habe am Dienstagabend die richtige Einstellung gehabt und sei im Gegensatz zu den Sechzgern mit einem Plan ans Werk gegangen. „Ein starkes Team hat eine Legionärstruppe geschlagen“, sagt Wettberg, der hofft, dass Investor Hasan Ismaik an Bord bleibt und dem Klub nicht auch noch die Insolvenz droht.

Auch Michael Köllner, Ex-Jahn-Juniorentrainer, ist beeindruckt von der furiosen Saison der Oberpfälzer. „Es freut mich für den Jahn“, sagt der Coach des 1. FC Nürnberg, der noch in Regensburg wohnt. Wie sich der Klub in den letzten beiden Jahren entwickelt habe, sei bemerkenswert. Er hofft, dass sich mit den Regensburgern ein weiterer bayerischer Klub länger in der 2. Liga hält und sich nicht wie Würzburg nach dem Durchmarsch gleich wieder verabschiedet. „Jetzt freuen wir uns auf ein schönes Derby in der nächsten Saison“, blickt Köllner auf die kommende Spielzeit im Fußball-Unterhaus voraus.

Hans Meichel hat vor dem Fernseher mit seinem Jahn mitgefiert. Der Teammanager des Landesligisten Fortuna Regensburg gehört zur Jahrhundert-Elf des Jahn. „Ein tolles Spiel haben sie abgeliefert. Das hätte ich ihnen nicht zugetraut, dass sie so überragend auftreten“, sagt Meichel der 1966/67 selbst mit dem Klub den Coup schaffte, zweimal hintereinander aufzusteigen und plötzlich in der 2. Liga auflaufen zu dürfen. Das sei jetzt aber ein riesen Sprung von der 3. Liga in die 2. Liga. „Mit St. Pauli oder dem Club warten da richtige Brocken.“ Daher gelte es, sich gezielt zu verstärken und künftig Fehler aus der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Aber da sei ihm nicht bange. „Der Jahn hat eine funktionierende Mannschaft und mit Heiko Herrlich den richtigen Chefcoach.“


„Riesen Euphorie entfacht“

Meichel freut sich über die „rießen Euphorie“, die der Jahn in der Stadt entfacht hat. „Überall gibt es nur noch ein Thema: den Jahn. Das ist toll.“ Jetzt heiße es aber, nicht wie in der Saison 2012/2013 gleich wieder abzustürzen. „Sensationell“, fasst Tobias Zellner den Durchmarsch des Jahn von der Regionalliga in die 2. Liga kurz und prägnant zusammen. Sein Ex-Klub hätte sich das vollauf verdient, sagt der aktuelle Co-Trainer des Bundesligisten Schalke 04. „Das freut mich besonders für die ganze Region“, sagt Zellner.

Ein wichtiger Mann neben Keeper Philipp Pentke, der bereits am Mittwoch in den wohlverdienten Urlaub aufbrach, fehlte bei den Regensburgern aber dann doch noch auf der Bühne: Jahn-Präsident Hans Rothammer, der noch vor der Aufstiegssause einen dreiwöchigen USA-Aufenthalt antrat. Auch einige Jahn-Spieler zieht es in die Ferne. Wie bereits im Vorjahr gipfeln die Aufstiegsfeierlichkeiten standesgemäß am Ballermann. Keller wird sich dann schon wieder ernsteren Themen widmen. Schließlich gelte es, einen schlagkräftigen Kader für die kommenden Aufgaben in der 2. Liga zu formen. Gesellschaft wird ihm dabei Heiko Herrlich leisten. Denn der Jahn-Blick richtet sich schon wieder nach vorne.

Aufrufe: 031.5.2017, 12:00 Uhr
Felix Kronawitter, MZAutor