2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Seine Trainerkarriere führte Klaus Sturm in jüngeren Jahren unter anderem zur SpVgg Landshut. Hier ein Bild aus dieser Zeit.
Seine Trainerkarriere führte Klaus Sturm in jüngeren Jahren unter anderem zur SpVgg Landshut. Hier ein Bild aus dieser Zeit. – Foto: Imago Images

Klaus Sturm - Netzwerker, Niederbayern-Experte, Jahn-Legende

Niederbayerische Exportschlager: Klaus Sturm - Teil 1: Der 76-jährige Straubinger wurde u.a. bei Jahn Regensburg zu einem überregional bekannten Fußball-Multitalent

Ein Beispiel dafür, dass dieser Mann ein positiv Verrückter ist wenn es um Fußball geht? Eine Frage im Rahmen des Exportschlager-Interviews reicht, und Klaus Sturm ist nicht mehr zu stoppen. Der 76-jährige Straubinger erzählt zunächst von seiner persönlichen Laufbahn als Spieler, Trainer und Funktionär, die ihn in Niederbayern und der Oberpfalz zu einer kleinen Berühmtheit werden ließ. Er reden wie ein Wasserfall, wobei dies keinesfalls negativ aufgefasst werden darf. Sturm lebt einfach für den Fußball, das wird deutlich...

Klaus, Dein letztes Engagement, das Dich zur SpVgg Hankofen-Hailing führte, liegt inzwischen drei Jahre zurück. Würde Dich eine Rückkehr zu welchem Verein auch immer reizen?
Natürlich. Ich bin nach wie vor jeden Tag mit Fußball beschäftigt, führe unendlich viele Telefonate. Mein Netzwerk ist sehr groß. Ich habe viele Kontakte in Deutschland, aber auch in der Österreich und der Schweiz. Und und und...

Handelt es sich bei diesen Gesprächen nur um Kontaktpflege?
Nein. Es geht auch um Entscheidungen, bei denen ich beratschlagen soll. (überlegt) Ich gebe ja gerne meine Erfahrungen weiter und helfe, wo ich kann.

Du könntest Dir also auch vorstellen, wieder für einen Verein zu arbeiten?
Freilich. Ich bin bereit. Jederzeit.

Du blickst auf knapp 50 Jahre als Trainer und Funktionär zurück. Wie würdest Du möglichst kurz und prägnant diese Zeit beschreiben?
Was ich Positives erfahren habe, lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Die Erfahrungen, die ich rund um den Fußball habe sammeln konnte, haben mich auch im Leben weitergebracht. Angenehmer Nebeneffekt meiner Tätigkeit: Ich habe viele interessante Persönlichkeiten kennenlernen dürfen. Puma hat mich ja gesponsert - genauso wie Luis Menotti und Boris Becker, weshalb wir uns immer wieder getroffen haben. Das sind Erlebnisse, die man nie vergisst.

Auch als Spieler war er dritt- und viertklassig unterwegs

Die Bayernliga-Aufstiegsmannschaft des FC Vilshofen 1981 mit Trainer Klaus Sturm (hintere Reihe 2.v.r). Weiter zu sehen (oben v.l.): Franz Bruckdorfer, Thomas Bogner, Gerhard Hallhuber, Günter Stockinger, Franz Wenzl, Bernhard Robl, Manfred Wasner, Sepp Weiß, Masseur Hans Haider, (unten v.l.) Christian Baier, Bruno Berger, Wolfgang Reischl, Alois Höpfl, Nobert Paintner, Armin Paulik, Hans Hausberger und Manager Helmut Kohlbauer.
Die Bayernliga-Aufstiegsmannschaft des FC Vilshofen 1981 mit Trainer Klaus Sturm (hintere Reihe 2.v.r). Weiter zu sehen (oben v.l.): Franz Bruckdorfer, Thomas Bogner, Gerhard Hallhuber, Günter Stockinger, Franz Wenzl, Bernhard Robl, Manfred Wasner, Sepp Weiß, Masseur Hans Haider, (unten v.l.) Christian Baier, Bruno Berger, Wolfgang Reischl, Alois Höpfl, Nobert Paintner, Armin Paulik, Hans Hausberger und Manager Helmut Kohlbauer. – Foto: Sturm


Gibt es keine negativen Aspekte im Rückblick?
Nein, eigentlich nicht. Natürlich steht man als Trainer unter Druck - egal ob bei Jahn Regensburg oder Vilshofen. Aber das weiß man ja, wenn man solche Aufgaben annimmt. Deshalb kann ich mich nur positiv äußern über meine Laufbahn.

Abseits des Platzes hast Du von Dir Reden gemacht. Doch was war auf dem Platz los? Erzähl doch mal von Deiner Spielerkarriere...
Da hab ich schon a bisserl was zum aufweisen. Der SC Rain ist mein Heimatverein. Mein weiterer Weg führte mich zu Jahn Regensburg und später Plattling. Ich habe Bayern- und Landesliga gespielt, also war dritt- und vierklassig aktiv.

Wie ist es dann dazu gekommen, dass Du Trainer geworden bist?
Interesse für dieses Gebiet hatte ich eigentlich schon immer. Der entscheidende Treiber war aber dann Hans Schmitt, der zu meiner Zeit Plattling trainiert hat und auch mal in Rain aktiv war. Mit ihm habe ich mich recht gut verstanden. Und er war es, der mich dazu animiert hat, die Trainerscheine zu machen. Mir war es aber sehr wichtig, das Ganze von der Pike auf zu lernen.

Das heißt?
Ich habe nicht vorher wild rumtrainiert, sondern habe zunächst meine Scheine gemacht. Nachdem ich die A-Lizenz erworben hatte, hätte ich sogar die Möglichkeit gehabt, den Fußball-Lehrer zu machen. Ich hatte dann aber genug von der Theorie und wollte endlich praktisch arbeiten. Außerdem wollte ich meinen Beamtenstatus nicht aufgeben. Haidlfing war meine erste Station, dort habe ich eine Jugendmannschaft trainiert, ehe das Ganze beim FC Dingolfing so richtig Fahrt aufgenommen hat.



Dingolfing, Deggendorf, Vilshofen, Weiden, Amberg und viele mehr - Deine Stationen als Coach lesen sich wie das "Who is Who" des ostbayerischen Fußballs. Hast Du angesichts dieser Fülle an Stationen noch explizite Erinnerungen an einzelne Vereine?
Selbstverständlich. Ich habe auch überall noch Freunde, zu denen regelmäßiger Kontakt besteht. Eine Herzensangelegenheit ist und bleibt der Jahn. Ach, das waren damals Zeiten, als ich dort Trainer war.

Erzähl.
Der Jahn ist in der viertklassigen Landesliga rumgegurkt. Es sind aber zu den Spielen gegen Augsburg, Sechzig und Bayreuth bis zu 15.000 Zuschauer gekommen. Das war irre. Als Trainer hatte ich damals einen Status, der unbegreiflich war. Die Fans haben immer gesungen: Wir brauchen keinen Derwall, wir brauchen keinen Held. Wir haben den Sturm Klaus, den besten Trainer der Welt.

Ist der Jahn Deine sportliche Heimat?
Nein, das ist und bleibt der SC Rain. Diesem Verein werde ich immer verbunden bleiben. Ähnlich verhält es sich inzwischen mit der SpVgg Hankofen-Hailing. Das familiäre Miteinander in diesem Club, der immerhin Bayernliga spielt, ist beeindruckend.

Auf Du und Du mit den Stars: Klaus Sturm nebst Juve-Legende Pavel Nedved.
Auf Du und Du mit den Stars: Klaus Sturm nebst Juve-Legende Pavel Nedved. – Foto: Klaus Sturm


Du bist also mittendrin statt nur dabei - und das seit mehr als fünf Jahrzehnten. Deshalb: Wie hat sich der (Amateur-)Fußball entwickelt? Zum Guten? Zum Schlechten?
Was den sportlichen Bereich anbelangt durchwegs positiv. Ansonsten hinken die Vergleiche etwas. Früher war es durchaus möglich, dass ein Spieler aus der B-Klasse plötzlich Profi wird. Sowas gibt es heute nicht mehr. Die Strukturen sind einfach anders. Was mich etwas stört, ist die Geschichte mit den Spielertrainern, Co-Spielertrainern und Co-Co-Spielertrainer.

Warum?
Entweder ich bin Spieler oder Trainer. Außerdem ist auf den unteren Ebenen wegen dieser Posten zu viel Geld im Spiel. Auf Dauer ist das nicht gut.

Und wie hat sich im Vergleich dazu der österreichische Fußball entwickelt, wo Du ja auch kurz aktiv warst?
Schneller als erwartet und anders als in Deutschland. In Österreich war der Fußball jahrelang bei Weitem nicht die Nummer 1. Der Stellenwert hat sich deutlich verbessert. Auch die Zugpferde wie Salzburg und Rapid Wien haben im europaweiten Vergleich aufgeholt. Was mich aber etwas stört: In Österreich sind viele Glückritter unterwegs, die den schnellen Erfolg wollen. Ein Beispiel hierfür ist Mattersburg, das Insolvenz anmelden und den Spielbetrieb einstellen musste. In Deutschland würde es sowas nicht geben. Da bin ich schon sehr froh um unsere Lizenzierungsverfahren.

Im 2. Teil des Exportschlager-Interviews spricht Klaus Sturm vor allem über "seinen" SSV Jahn Regensburg, über dessen Entwicklung und Perspektive.

Auch im fortgeschritteneren Alter macht Klaus Sturm im Kasten noch eine gute Figur bei diversen Benefizspielen.
Auch im fortgeschritteneren Alter macht Klaus Sturm im Kasten noch eine gute Figur bei diversen Benefizspielen. – Foto: Sturm

Aufrufe: 023.2.2021, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor