2024-05-08T14:46:11.570Z

Team Rückblick
Daniel Schöpf (rechts) und sein SSV Jahn kommen in Nürnberg unter die Räder.  Foto: Eibner
Daniel Schöpf (rechts) und sein SSV Jahn kommen in Nürnberg unter die Räder. Foto: Eibner

Jahn: Spitzenreiter mit Schönheitsfehlern

Nach der Vorrunde steht der SSV Jahn Regensburg ganz oben +++ Zuletzt wurden dem Team allerdings auch die Grenzen aufgezeigt

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Es hätte die Krönung einer bislang überaus guten Vorrunde werden sollen - am Ende wurde es ein herber Dämpfer. Der SSV Jahn Regensburg musste nach dem Spitzenspiel der Regionalliga Bayern beim 1. FC Nürnberg II anerkennen, dass er gegen ein Team verloren hatte, das an diesem Abend einfach den entscheidenden Tick besser war. Ob dies das Selbstbewusstsein des Topfavoriten auf die Meisterschaft dauerhaft schädigt, wird die Zukunft zeigen.

Jahn-Trainer Christian Brand arbeitete jedenfalls am Dienstagabend schon kurz nach Spielende fleißig daran, möglichst gar keine trübe Stimmung aufkommen zu lassen. Zwar hat der Jahn mit der Partie in Nürnberg nun nicht weniger als vier Spiele in Folge auf fremden Platz nicht mehr gewinnen können, die Debatte über eine Auswärtsschwäche versucht Brand aber im Keim zu ersticken. Es sei doch nicht wirklich was passiert, argumentiert er, der Jahn ist schließlich immer noch Tabellenführer - also alles gut.

Auch andere können kicken

Dass die Verfolger in der Tabelle nach dem Ausrutscher der Oberpfälzer zumindest wieder in Lauerstellung sind, wird allerdings auch er sehr genau registriert haben. In die Vorrundenbilanz mischen sich deswegen nun leise Misstöne. Zum einen ist da der Umstand, dass der Jahn in den Partien gegen die zweiten Mannschaften von Bayern München und dem 1. FC Nürnberg erkennen musste, dass auch andere Teams in dieser Liga sehr gut Fußball spielen können. Mehrmals hatten die Regensburger in der laufenden Saison dennoch die Möglichkeit, nach Patzern der härtesten Konkurrenten auf und davon zu ziehen. Diese Gelegenheiten konnten sie aber nicht konstant genug nutzen. Ein grundsätzliches Problem sieht Brand darin allerdings nicht. Sein Team habe keinesfalls ein Problem mit dem Druck des Favoriten, sagt er. Fußball sei eben so, dass man auch mal ein Spiel verliere, das sei nicht zu ändern.

Allerdings: Genau auf eines dieser Spiele könnte es am Ende ankommen. Im eigenen Stadion holte der Jahn in der Vorrunde aus acht Partien 20 Punkte - eine tolle Ausbeute. Auswärts gab es in neun Spielen 17 Punkte - und das stimmt mit den eigenen Ansprüchen sicher nicht ganz überein. Brand ist das andere Gesicht seines Teams auf fremden Plätzen natürlich bewusst. Bereits vor zwei Wochen räumte er ein, dass er hierzu auf Ursachenforschung ist. ,,Vielleicht fehlt wirklich der absolute Pusch der Zuschauer", wenn das Team nicht in der eigenen Arena spiele, spekulierte er.

Deutlicher äußerte sich da zuletzt Sportchef Christian Keller. Nach dem trostlosen Unentschieden beim SV Schalding-Heining las er den Spielern auf der kurz danach stattfindenden Mitgliederversammlung die Leviten: ,,Dafür gibt es keine Rechtfertigung mehr. Wir müssen die Grundtugenden in jedem gottverdammten Spiel zeigen." Die kleinen Ausrutscher seien allerdings auch Teil eines Lernprozesses, sagte er der MZ. Weiter habe er vollstes Vertrauen in Trainer und Mannschaft: ,,Mit diesem Kader sind wir sehr zufrieden." Und in der Tat: Mehr als Erster geht nicht.

Der Jahn ist Herbstmeister und damit voll im Soll. Keller weiß aber auch, dass im Umfeld des Jahn in dieser Saison nur der Titelgewinn akzeptiert wird. Alles andere wäre eine herbe Enttäuschung. Der Sportchef tut deswegen gut daran, sich nicht mit einem kleinen Vorsprung zufriedenzugeben. Ansonsten könnte es zum Saisonende eine Zitterpartie geben - und die wünscht sich niemand beim Jahn.

Nichtaufstieg als Stimmungskiller

Augen zu, siegen und ab in die dritte Liga - so in etwa könnte das Jahn-Motto für die Rückrunde lauten. Jedem ist bewusst, dass ein Nichtaufstieg den Zuschauerboom, den der Jahn mit dem neuen Stadion im Rücken zuletzt ausgelöst hat, wieder beenden könnte. Dies ist das Schreckensszenario, das über dem Klub, trotz der vielen Siege, immer noch schwebt.

Umso mehr, da hinter den Kulissen weiter mit voller Kraft daran gearbeitet wird, alles dafür vorzubereiten, dass der Jahn bei einem Aufstieg im Profi-Fußball voll konkurrenzfähig wäre. Klubchef Hans Rothammer konnte zuletzt stolz verkünden, dass der Klub in Sachen Organisation und Finanzen im vergangenen Jahr noch einmal einen großen Sprung nach vorne gemacht hat. Damit dies alles - zumindest kurzfristig - nicht umsonst war, muss der Jahn zum Ende der Saison auch den sportlichen Sprung in die 3. Liga schaffen.

Aufrufe: 04.11.2015, 15:15 Uhr
Jürgen ScharfAutor