2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Der Rest war Jubel: Marco Grüttner freut sich mit Marc Lais (links) über dessen Tor zum Sieg des SSV Jahn. F: Würthele
Der Rest war Jubel: Marco Grüttner freut sich mit Marc Lais (links) über dessen Tor zum Sieg des SSV Jahn. F: Würthele

Jahn: „So ein schönes dreckiges Tor“

Im Spiel gegen Chemnitz bahnt sich eine Tragödie an – bis Marc Lais doch noch fürs Happy End sorgt. Nun ist alles möglich.

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Von den etwas über 12000 Zuschauern, die am Samstag in die Continental-Arena gekommen waren, schauten einige gar nicht mehr hin. Zu sehr hatte der SSV Jahn zuvor ihre Nerven strapaziert. Binnen weniger Minuten gab es für die Regensburger Fans ein Wechselbad der Gefühle: Zunächst die große Freude über das scheinbar entscheidende 2:0. Dann das totale Entsetzen über den Doppelschlag der Gäste aus Chemnitz, mit denen die Aufstiegshoffnungen auf einen Minimum schrumpften. Es lief bereits die Nachspielzeit, als Andy Geipl den Ball einfach mal in den Strafraum drosch. Marc Lais hielt seinen Fuß hin – und von diesem kullerte der Ball wie in Zeitlupentempo über die Torlinie. Der Rest war Jubel.

Ende gut, alles gut. In einer an Dramatik nicht zu überbietenden Fußball-Show gewinnen die Regensburger mit 3:2 (1:0) gegen den Chemnitzer FC. In einer an Dramatik nicht zu überbietenden Fußball-Show gewinnen die Regensburger mit 3:2 (1:0) gegen den Chemnitzer FC. Da der direkte Konkurrent im Fernduell um den Relegationsplatz, der FC Magdeburg, in Aalen nur unentschieden spielte, klettert der Jahn in der Tabelle nach oben. Einen Spieltag vor Saisonende steht er tatsächlich – und nun sogar mit zwei Punkten Vorsprung – auf dem dritten Platz. Wenn er diesen noch eine Woche hält, spielt er in der Relegation um den Aufstieg in die 2. Liga.


„Brauch ein paar Tropfen Baldrian“

Zum letzten Saisonspiel muss der Jahn nach Münster. Ob es da noch einmal so turbulent zugeht, wie gegen Chemnitz, weiß keiner. Trainer Heiko Herrlich würde sich sicher darüber freuen, wenn es nicht gleich wieder so maßlos nervenaufreibend wird. Der Fußball-Krimi, den er am Samstag erlebt hatte, setzte ihm zu. „Ich brauch jetzt erst mal ein paar Tropfen Baldrian“, sagte er nach dem Schlusspfiff. Dass er dies aber mit einem Lächeln tun konnte, lag daran, dass für seine Mannschaft am Ende dann doch alles gut ausgegangen war. Benedikt Saller hatte die Regensburger in der ersten Hälfte in Führung geschossen. Eine Viertelstunde vor Schluss machte dann Kolja Pusch mit dem 2:0 alles klar – dachten zumindest die meisten. Die Jahn-Spieler schienen nun irgendwie Angst vor der eigenen Courage zu bekommen und luden in der Abwehr plötzlich zum Tag der offenen Tür ein. Innerhalb von drei Minuten glichen die Chemnitzer aus. Obwohl nur noch kurze Zeit zu spielen war, habe er den Glauben an seine Spieler aber nicht verloren, erzählte Herrlich später: „Ich habe auch nach dem Ausgleich darauf vertraut, dass meine Mannschaft dieses Spiel noch unbedingt gewinnen will – und das hat sie dann auch geschafft.“

Kapitän Markus Palionis war sich da nach eigener Aussage nicht ganz so sicher. Nach dem Ausgleich sei er „fast durchgedreht“, erzählte er: „Ich wollte einfach ein grundsolides 2:0, und dann nach Hause gehen.“ Dann habe aber „der Wahnsinn“ begonnen. Dass dieser ein gutes Ende hatte, komme jedoch nicht ganz von ungefähr: „Wir haben heute nicht das erste Mal gezeigt, dass wir nach Rückschlägen zurück kommen können.“


Duisburg und Kiel sind durch

Im Aufstiegskampf der 3.Liga fielen am Samstag bereits zwei Entscheidungen. Duisburg und Kiel sind ganz oben durch. Die besten Chancen auf den Relegationsplatz hat nun der Jahn. Der muss „nur“ noch in Münster gewinnen, dann kann ihn Magdeburg nicht mehr einholen. Um den heißen Brei redet bei den Regensburgern auch keiner mehr herum: „Wir sind Dritter und es ist nur noch ein Spiel. Also wenn wir jetzt nicht davon reden, dass wir Dritter werden wollen, dann sind wir fehl am Platz“, sagte Palionis. Der Trainer hatte nach der Partie in der Kabine ohnehin sofort zur Mannschaft gesprochen, um diese auf das Saisonfinale einzustimmen. Er habe den Spielern gesagt, dass „es jetzt keinen Grund gibt, abzuheben. Wir müssen weiter bescheiden bleiben“, erzählte der Coach.

Über eine große Auszeichnung konnte sich derweil Erik Thommy freuen. Er wurde von den MZ-Lesern bei der Wahl zum Jahn-Spieler der Saison mit 36,3 Prozent der Stimmen klar auf den ersten Platz gehievt. Zumindest beim Spiel am Samstag stand nach dem Abpfiff aber ein anderer im Mittelpunkt: Marc Lais. Der hatte sich genau den richtigen Zeitpunkt ausgesucht, um seinen Torriecher auszupacken. Er musste immer wieder erzählen, wie das denn gewesen ist, mit seinem Tor zum 3:2. „Ich halt meinen Fuß hin, erwisch den Torwart auf dem falschen Fuß und der Ball geht rein“, erzählte Lais – und fasste freudestrahlend zusammen: „So ein schönes dreckiges Tor.“

Aufrufe: 015.5.2017, 10:00 Uhr
Jürgen Scharf und Thomas Gottschling, MZAutor