2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Das neue Stadion war Sturm zufolge die Initialzündung für die phänomenale Entwicklung des SSV Jahn Regensburg.
Das neue Stadion war Sturm zufolge die Initialzündung für die phänomenale Entwicklung des SSV Jahn Regensburg. – Foto: Günter Staudinger

Erstliga-Standort Regensburg? »Mit ein bisschen Glück...«

Zweiter Teil des Exportschlager-Interviews mit Klaus Sturm: Der ewige Fußball-Verrückte über den SSV Jahn Regensburg, seine Vergangenheit und Perspektive

Wer mehr als fünf Jahrzehnte im Fußballgeschäft unterwegs war, hat einiges zu berichten. Und das macht Klaus Sturm auch - auf sehr sympathische, und keinesfalls langweilige Art und Weise. Während der 76-jährige Straubing im ersten Teil des Exportschlager-Interviews auf seine persönliche Spieler-/Trainer- und Funktionärskarriere blickte, ist im weitere Verlauf des Gesprächs einzig und allein der SSV Jahn Regensburg, mit dem der pensionierte Vermessungsbeamte durch dick und dünn gegangen ist, Thema.

Der Name Klaus Sturm ist eng mit dem SSV Jahn Regensburg verbunden. Was bedeutet Dir dieser Verein?
Da sind Gefühle im Spiel. In Regensburg hatte ich die erfolgreichste Zeit überhaupt. Und egal in welcher Funktion, irgendwie hat es sich immer wieder ergeben, dass ich dorthin zurückgekehrt bin. Das soll aber nicht heißen, dass sich die anderen Erfahrungen nicht schätze. Erst durch meine vielen Stationen konnte ich beim SSV so wirken, wie ich gewirkt habe. Beim Fußball ist nicht nur Wissen gefragt, sondern auch und vor allem Erfahrung.

Hast Du für die Oberpfälzer hauptberuflich gearbeitet?
Als Spieler und Trainer nicht. Erst dann nach meiner frühzeitigen Pensionierung als Manager rund um den ersten Zweitliga-Aufstieg.

Stimmt Du dem zu, dass der Jahn derzeit seine wohl beste Phase der Vereinsgeschichte durchlebt?
Die aktuelle Situation ist einfach nur phänomenal. Wobei die Entwicklung irgendwie logisch war. Unser großer Hemmschuh während meiner Zeit dort war immer das alte Stadion. Beim letzten Spiel habe ich wegen der vielen Erlebnisse dort schon das ein oder andere Tränchen verdrückt. Aber insgesamt muss man froh sein, dass diese Zeit vorbei ist. Wegen des einsturzgefährdeten Stadions stand die Lizenz jedes Jahr auf der Kippe. Wäre da nichts geschehen, wäre der Verein daran zu Grund gegangen.

Hein und Nachreiner: »Sie haben nicht von ungefähr diesen Status«

Experten unter sich: Karsten Wettberg (links) und Klaus Sturm.
Experten unter sich: Karsten Wettberg (links) und Klaus Sturm. – Foto: Sturm


Aber es kann doch nicht sein, das alles mit der neuen Arena steht und fällt.
Das nicht, aber es ist schon einer der Hauptgründe. Darüber hinaus muss man lobend erwähnen, dass die Verantwortlichen unfassbar gute Arbeit leisten. In allen Bereichen gibt es eine bombige Führung.

Von außen betrachtet herrscht große Ruhe beim Jahn.
Ja - und das ist sehr erfreulich. Als ich 1964 das erste Mal zum Jahn gewechselt bin, hat es bei den Mitgliederversammlungen noch regelmäßig extreme Reibereien gegeben. Will heißen: Es hat auch andere Zeiten gegeben. Umso schöner ist es, dass nun alles klar strukturiert ist, es klare Leitplanken gibt und alles für den gemeinsamen Erfolg getan wird. Ein Traum.

Die vorläufige Krönung konnte der Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale sein.
Puh, das wird aber sehr, sehr schwierig - auch wenn es nicht unmöglich ist. Gerade Zuhause ist eine Sensation möglich. Der Jahn ist heimstark, eigentlich schon immer. Auch ohne Zuschauer ist zu spüren, dass die Elf im heimischen Stadion einen Geist entwickelt, der gefürchtet ist.



Und das, obwohl die Fluktuation im Kader groß ist?
Ja. Denn die Verantwortlichen schauen nicht nur auf die Qualität der Spieler, sondern auch auf deren Charakter. Wie schon gesagt: Es wird gute Arbeit geleistet und ein Rädchen greift ins andere.

Und als Niederbayer siehst Du es gerne, dass zwei niederbayerische Kameraden - Oliver Hein und Sebastian Nachreiner - zu den Leitwölfen gehören?
Absolut, absolut. Ich kenne beide Burschen von klein auf. Der Oli - ein riesen Fußballer. Der Wastl mit seiner Schnelligkeit. Wahnsinn, wie sich die beiden gemacht haben. Sie haben nicht von ungefähr den Status, den sie haben.

Erzähl doch mal: Wie waren die Begebenheiten in Regensburg zu Deiner Zeit im Vergleich zu jetzt?
Das ist überhaupt nicht vergleichbar. Wenn man die Infrastruktur jetzt sieht, kann man eigentlich nur ins Schwärmen geraten.

Die Glückwünsche der Jahn-Fans zum 65. Geburtstag.
Die Glückwünsche der Jahn-Fans zum 65. Geburtstag. – Foto: Sturm


Nach vier Jahren Zweitliga-Zugehörigkeit darf man den SSV inzwischen als etabliert im Unterhaus einordnen. Ist es dann nicht ein Rückschritt, immer nur den Klassenerhalt als Ziel auszuloben?
Was heißt hier nur Klassenerhalt. Die Entwicklung geht ungebrochen weiter. Es ist doch nachhaltig, wenn das langsam, dafür aber solide vonstatten geht. Alles andere wäre Harakiri. Das passt schon so, wie es ist.

Ist der Jahn an seinem Limit angelangt - oder ist noch mehr drin? Vielleicht sogar 1. Liga?
Die Stadt Regensburg hat es im Kreuz, Erstliga-Standort zu sein. Die Wirtschaft dort würde das hergeben. Im Zusammenspiel mit den derzeitigen Verantwortlichen bin ich guter Dinge, dass es vielleicht mal klappen könnte mit dem Aufstieg. Wenn auch das Glück auf der Seite des Jahns ist..

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben

Aufrufe: 02.3.2021, 08:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor