2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Jahn-Verteidiger Azur Velagic (links) weiß sich durchzusetzen. Foto: Nickl
Jahn-Verteidiger Azur Velagic (links) weiß sich durchzusetzen. Foto: Nickl

Einer, der das Spiel gern vor sich hat

Azur Velagic will die gegnerischen Stürmer stoppen, aber auch die Offensive des SSV Jahn ankurbeln. Bälle wegdreschen - das kommt nicht in die Tüte.

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Es ist ein feines, hintersinniges Lächeln, das sich auf Azur Velagic’ Gesicht abzeichnet. Wenn er über Fußball spricht, merkt man schon beim Reden seine Freude an diesem Spiel. Wenn er erzählt, was für ein schönes Gefühl es ist, aus der Bedrängnis einen riskanten Pass an den Mitspieler zu bringen, könnte man erwarten, dass er sofort hochspringt, sich einen Ball schnappt und auf den Platz rennt. Doch Velagic bleibt sitzen – und erzählt weiter.

21 Jahre jung ist der neue Verteidiger des SSV Jahn Regensburg. Seine Eltern kommen aus Bosnien – „daher der Name“, erzählt er. Geboren wurde Velagic aber in München. Beim großen FC Bayern hat er ein paar Jahre in der Jugend gespielt. Später, im Profi-Bereich, ist er für seine jungen Jahre schon viel herumgekommen. Die vergangenen zwei Jahre kickte er für den FC Ingolstadt II in der Regionalliga. Davor war er in der Premijer Liga, der höchsten Spielklasse seines Heimatlandes, für FK Olimpik Sarajevo aktiv. 2009/10 bestritt er zudem ein Länderspiel für die U-19-Auswahl Bosnien-Herzegowinas.

Nun also Regensburg. Bei Ingolstadt sah Velagic keine Perspektive, in die erste Mannschaft zu kommen. „Es hat da auch keine Gespräche mehr gegeben“, erzählt er. Da sein Vertrag auslief, war er auf Vereinssuche – und der Jahn schlug zu. Beim Regensburger Drittligisten wird sich Velagic voraussichtlich mit Sebastian Nachreiner und Gino Windmüller um die zwei Plätze als Innenverteidiger streiten. Doch was heißt hier streiten? „Konkurrenz ist doch ganz normal, das gehört dazu“, sagt Velagic.

„Es gibt schon was zu verbessern“

Wo sieht er seine Stärken? Bei dieser Frage hat Velagic keine Anlaufschwierigkeiten: Schnelligkeit, Spielaufbau, ein Spiel lesen können, Kopfballspiel, gute Technik, zählt er auf. Der perfekte Fußballer, könnte man da meinen. „Nein, nein, es gibt schon noch was zu verbessern“, setzt er mit einem Lächeln hinzu. Sein linker Fuß, mit dem müsse er noch arbeiten, „aber so ganz schlecht ist der auch nicht“.

Velagic weiß wohl zu gut, dass es im Profi-Geschäft, gerade als Neuzugang, auch wichtig ist, sich selbstbewusst zu präsentieren und sich zu behaupten. Beim Jahn werden die Karten derzeit neu gemischt. Für ihn ist es die große Chance, endlich richtig Fuß im Profi-Fußball zu fassen. Das ist das, von dem er seit der Kindheit träumt.

Um dieses Ziel zu erreichen, will er nicht zu viel ans Negative denken. Etwa, dass er im modernen Fußball als Innenverteidiger quasi die letzte Instanz des Teams ist. Es gibt keinen Libero mehr dahinter. Wenn er den Ball verliert, ist der Gegner meist frei durch. Doch vielleicht ist es gerade dieser Druck, der ihn beflügelt. „Die Bälle einfach wegdreschen, das kommt nicht in Frage“, sagt er. Er liebe es, das Spiel mit anzukurbeln, „wenn du alles vor dir hast“. Klar, das räumt er ein, wenn die Gegner pressen, kann es da schon mal eng werden: „Deswegen musst du eigentlich schon bevor der Ball kommt, wissen, wohin du ihn weiterspielen willst.“

Zimmer-Kumpel ein Österreicher

Velagic scheint gut in diese neue, junge Jahn-Truppe zu passen. Mit seiner modischen, leicht Mario-Gomez-mäßigen Frisur – an den Seiten kurz, oben länger –, scheint er auch optisch ein Trendsetter zu sein. Vergeben ist er allerdings bereits, die Freundin wohnt aber vorerst weiter in München. Das Zimmer im Trainingslager in Bad Gögging teilte er sich mit Torwart Bernhard Hendl. Ein spaßiger Typ, erzählt Velagic: „Okay, er ist Österreicher, aber das macht ja nichts“, sagt er mit einem breiten Grinsen.

Fußball, Fußball, Fußball – das ist seine Welt. Zeit oder Gedanken für andere Beschäftigungen bleiben da kaum. Bücher lese er kaum, zumindest ins Kino gehe er aber gerne. Action- oder Horror-Filme sowie Komödien gefallen ihm, „aber bitte keine Liebesfilme, das packe ich nicht“.

Romantik wird es bei Velagic auch auf dem Platz wohl eher selten geben. Er ist einer, daraus macht er kein Hehl, der gewinnen will. Vielleicht ist er mit demselben Ehrgeiz auch beim Play-Station-Turnier angetreten, dass die Jahn-Spieler im Trainingslager organisiert haben. „Ich habe zwar selbst eine, spiele aber eigentlich nie“, erzählt er. Dennoch habe er zugesagt: „Wenn die Jungs das schon organisieren, dann kannst du nicht einfach wegbleiben.“

Und so ist Velagic auch einer, der bei allem individuellen Ehrgeiz an die Mannschaft denkt. Und wahrscheinlich wird er auch auf der Play-Station beim Fußball die Knöpfe drücken, womit man einen gezielten Pass absetzt. Denn klar: Egal ob virtuelle oder reale Welt – Bälle einfach wegdreschen kommt nicht in die Tüte.

Aufrufe: 011.7.2013, 09:30 Uhr
Rainer PlankAutor