2024-04-29T14:34:45.518Z

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Die idyllische Sportanlage des SSV Bobingen liegt direkt am Stadtwald.
Die idyllische Sportanlage des SSV Bobingen liegt direkt am Stadtwald. – Foto: Elmar Knöchel

Aus dem Leben der Siedlung nicht wegzudenken

Der SSV Bobingen feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag +++ Was der Verein bietet und warum er für viele unverzichtbar ist

Natürlich ist die Hauptaufgabe eines Sportvereins, seinen Mitgliedern das Ausüben ihrer Sportart möglich zu machen. Und natürlich geht es auch um sportliche Erfolge. Doch der SSV Bobingen ist mehr als das. Der Verein, dessen Sportgelände so idyllisch am Rand des Bobinger Stadtwaldes liegt, ist nicht nur Sportverein, sondern eine Art Weltanschauung.

Aus der Kultur der Siedlung ist er nicht mehr wegzudenken. Er legt ein Zeugnis ab über den Zusammenhalt und die Freude an der Gemeinsamkeit, die seit der Gründung der Bobinger Siedlung ein Bestreben der Menschen dort war. Mit knapp 750 Mitgliedern hat sich der Verein prächtig entwickelt. Theoretisch ist jeder dritte Siedler dort Mitglied.

Im Gründungsjahr des Vereins 1959 begann alles mit dem Fußball. Der damalige Platz wurde dort angelegt, wo heute die Kirche Zur Heiligen Familie steht. Bereits damals wurde festgelegt, dass beim eventuellen Bau einer Kirche der Fußballplatz weichen müsse. So kam es dann auch.

Allerdings konnte eine gute Alternative gefunden werden. Durch das Entgegenkommen der Viehweidegenossenschaft und der Familie Schlecht konnte das heute bekannte Areal am Stadtwald gepachtet werden und der Verein hatte eine Heimat. Der damals geschlossene Pachtvertrag hat noch heute Gültigkeit. Bald darauf wurde mit dem Bau des ersten Sportheims begonnen. Es war mehr eine Hütte, die, gebraucht in Haunstetten gekauft, abgebaut und dann in der Siedlung wieder aufgestellt wurde. Über lange Jahre tat sie dann ihren Dienst.

Im Laufe der Zeit wurde das Angebot des SSV breiter. Es kamen die Abteilungen Tischtennis, Kegeln, Gymnastik, Tennis, Ski, Wandern und zuletzt Volleyball dazu. Natürlich brachten die Zuwächse oft auch Arbeit mit sich. Nachdem die Mitglieder der Tennisabteilung anfänglich nur den Hartplatz an der Siedlungsschule zur Verfügung hatten, wurden in den späten Siebzigerjahren die vier Tennisplätze am Stadtwald bei den Fußballplätzen gebaut.

In den 80er-Jahren folgte dann der Bau des neuen, großen Sportheims. Es bietet nun Platz für die Ski- und Wanderfreunde in ihrem Stübchen, einen großen Raum für die Fußballer und fast ebenso viel Platz für die Tennisbegeisterten. Als weiterer Kraftakt kam dann der Anbau der Kegelanlage mit vier Bahnen hinzu. Die Kegler sind heute auch das sportliche Aushängeschild des SSV. Immerhin hat es die erste Herrenmannschaft bis in die zweite Bundesliga geschafft. Dadurch trägt Bobingen nun den inoffiziellen Titel „Bundesligastadt“.

Doch auch die anderen Abteilungen machten immer wieder auf sich aufmerksam. Die Herren 1 der Volleyballer spielen immerhin in der Landesliga, die Damen 1 Tischtennis in der Oberliga. Auch die Fußballer hatten „Große“ in ihren Reihen. So spielten mehrere aus der SSV-Jugend stammende Fußballer bereits in der ersten Mannschaft des FCA. Und einer, der das Kicken in der Siedlung erlernt hatte, brachte es später bis zum Nationalspieler der Türkei: Ahmet Ouz Çetin. Der Trainer dieses Ausnahmetalents war damals übrigens schon Siegfried Miethig, der den SSV Bobingen dann über lange Jahre als Vereinsvorstand führte und den Verein prägte wie kein anderer. Erst vor wenigen Wochen wurde die Straße, die zur Sportanlage führt, in Siegfried-Miethig-Weg umbenannt. Dies soll ein kleines Dankeschön an den 2017 verstorbenen Miethig darstellen.

Der heutige Vereinschef, Michael Lang, sagte kürzlich: „Wir können den Siggi nicht ersetzen. Wir können nur versuchen, den Verein in seinem Sinne weiterzuführen.“ Und das scheint in der Siedlung gut zu gelingen. Die Mitgliederzahlen stiegen zuletzt leicht, obwohl es den einzelnen Abteilungen nicht mehr so leicht fällt wie früher, Nachwuchs zu finden.

Aber aufgrund hervorragender Jugendarbeit, die im SSV immer schon großgeschrieben wurde, klappt es immer wieder. Als besonderes Beispiel sei hier Rudi Steber, der Abteilungsleiter der Tennisabteilung, genannt. Mit viel Einsatz und Engagement bescherte er dem Verein fast so etwas wie einen kleinen „Tennisboom“ und brachte mit Schnupperkursen und Trainerstunden viele Kinder und Jugendliche zum „weißen Sport“.

Auf die Frage, warum man Mitglied im SSV Bobingen werden sollte, antwortet Michael Lang: „Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Breitensport. Wir wollen eine sportliche Heimat für jedermann, insbesondere auch für Familien, sein. Das zeigt sich auch in unseren günstigen Mitgliedsbeiträgen. Aber auch der Spaß und die Geselligkeit sollen nicht zu kurz kommen. Aus diesem Grund zahlen wir auch keine Handgelder an Spieler. Wer zu uns kommt, der hat einfach Freude an der Bewegung und an einer geselligen Runde. Wer eine Karriere als Profisportler im Sinn hat, entscheidet sich wahrscheinlich nicht für den SSV.“

Und mit dieser Einstellung soll der Verein nach Aussage des Vorstandes genau das bleiben, was er immer schon sein wollte: ein Verein für die Menschen in der Siedlung, der das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt, Raum für sportliche Betätigung sowie den Menschen eine Plattform für ein geselliges Miteinander bietet und, in Bobingen seit jeher ein großes Thema, auch einen Beitrag leistet zur Integration von Mitbürgern, die keinen deutschen Pass haben.

So ist der SSV nicht mehr wegzudenken aus dem Leben in der Siedlung. Lang hofft, dass die Siedler „ihrem“ SSV weiter die Treue halten werden und die nächsten 60 Jahre mit ähnlichem Elan gemeistert werden können, wie die Jahre, die seit der Gründung des Vereins nun vergangen sind.

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Aufrufe: 025.9.2019, 18:36 Uhr
Schwabmünchner Zeitung / Elmar KnöchelAutor