2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der Mann fürs Grobe in Aktion: Uli Taffertshofer bevorzugt die eher körperbetonte Spielweise.
Der Mann fürs Grobe in Aktion: Uli Taffertshofer bevorzugt die eher körperbetonte Spielweise. – Foto: Oliver Rabuser

Uli Taffertshofer: "Bayrische Maschine" - Osnabrück feiert den Sheriff

Ex-Hachinger nicht mehr oft zuhause

Abertshauser Uli Taffertshofer vom SV Osnabrück ist bekannt für seine raue Spielweise. Aus Bayern zog er nach Osnabrück, wo er seinen Stammplatz gefunden hat.

Osnabrück/Abertshausen – Der „Kicker“, lange so etwas wie der Goldstandard der Fußball-Zensuren, bewertet noch immer zuverlässig jeden Spieler in der Ersten und Zweiten Bundesliga. Ein Blick auf das Notenblatt von Ulrich Taffertshofer in dieser Saison: Der Uli ist ein klassischer Dreier-Schüler beim VfL Osnabrück – was in seinem Fall wirklich keine schlechte Sache, sondern ein Beweis für Konstanz ist. Auf die Noten legt der Abertshauser zwar keinen großen Wert, weil er oft erlebt hat, „dass vogelwild bewertet wird“, doch in seinem Fall kommt das schon hin, der Dreier. „Bislang war das eine grundsolide Saison.“

Vielleicht ist das sogar untertrieben. Denn der VfL, vorige Saison noch Aufsteiger und Abstiegskandidat, startete direkt mit sieben Partien ohne Niederlage. Nicht einmal zwei Wochen Corona-Quarantäne haben da geschadet. Erst am vergangenen Montag, gegen den 1. FC Nürnberg, verlor das Team. Gleich richtig deutlich und richtig schmerzhaft mit 1:4. „Wir waren nicht bissig, hatten nicht die Qualität in der ersten Hälfte.“ Uli Taffertshofer ist der Mann für deutliche Worte, wie auch für die groben Aufgaben in Osnabrück. Die örtliche Zeitung hat ihn kürzlich „Bayerische Maschine“ genannt in ihrer stets launigen Spielbewertung. Wogegen er nichts einzuwenden hat, weil ja „sowieso koana aus Bayern kommt“ im Team, wie er witzelt. Und ja, bis auf 45 Minuten hat er jede Partie bestritten. Er läuft mit am meisten und „dazwischenhauen tu’ ich auch oft“ – in etwa so stellt man sich dann die Arbeit einer Fußballmaschine im defensiven Mittelfeld vor.

„Sheriff“ Ulrich Taffertshofer kommt nicht mehr oft nach Hause

Seinen Spitznamen „Sheriff“, verpasst vom Hachinger Spezl Josef Welzmüller in Anlehnung an Eishockey-Raubein Steve Pinizzotto, der auch Sheriff gerufen wurde, hat er natürlich nicht abgelegt. Es gibt tatsächlich einige Fans in Osnabrück, die ihn so rufen und ansprechen. Das sind derzeit nicht viele aufgrund der aktuellen Lage. Mit Kneipenbesuchen in der laut Taffertshofer „griabigen Altstadt“ von Osnabrück mit den vielen Studenten sieht es „momentan ganz mau“ aus. Wenigstens liegt die Wohnung recht zentral. Es sind nur ein paar Minuten zum Stadion, in das natürlich keine Zuschauer dürfen.

Früher in Unterhaching ging das leicht, an ein, zwei freien Tagen heim auf den Hof in Abertshausen zu fahren. Mittlerweile klappt das, wenn überhaupt, nur in den Länderspielpausen wie vor zehn Tagen. Schnell mit dem Flieger nach München „machst du auch nicht oft“, sagt Taffertshofer. Ansonsten sind es die kleinen Dinge, die ihm im Norden fehlen, etwa eine anständige Leberkässemmel oder ein richtiges Weißwurstfrühstück, die Berge, die man nicht einmal in der Ferne sieht. „Ist alles bisserl flach hier oben“, scherzt der 28-Jährige.

Mit dem SV Osnabrück läuft es für Ulrich Taffertshofer momentan gut

Hilft nichts, dafür läuft es sportlich sehr, sehr ordentlich. Taffertshofer ist gesetzt im Mittelfeld, hat auch in der Offensive seine Rolle als Spieleröffner. Das VfL-Team hat sich eine eigenartige Fähigkeit antrainiert. Es holt mit Vorliebe Rückstände auf, schon vier Mal in dieser Spielzeit. „Eine brutale Qualität“, findet Taffertshofer. Zum großen Teil sei das auf die Kaderplanung von Sportdirektor Benjamin Schmedes zurückzuführen, der geschaut hat, dass bei den Kickern der Charakter passt. „Wenn du ein paar Stinkstiefel dabei hast, drehst du nicht so viele Spiele.“ Der neue Trainer Marco Grote, der etwas mehr Wert auf den fußballerischen Part legt, hat schon mit der Mannschaft besprochen, „dass wir damit irgendwann aufhören sollten“, witzelt der Abertshauser. Gegen Nürnberg ging es schließlich schief.

Aber es geht auch anders. Im Bruder-Duell mit Emanuel Taffertshofer und dem SV Sandhausen führte der VfL 2:0 und siegte. Emanuel kam nach 79 Minuten ins Spiel. Bei einer Standardsituation lachten sich die zwei kurz an. Damit war auch dieses Ziel abgehakt. Sie standen nun schon in drei Ligen gemeinsam auf dem Platz. „Fehlt nur noch die Erste Liga“, scherzt Uli Taffertshofer. Der Weg dorthin ist lang – er führt auf jeden Fall am heutigen Freitag (18.30 Uhr, live auf Sky) nach Hamburg, St. Pauli, zum Tabellensiebzehnten ans Millerntor. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 027.11.2020, 08:59 Uhr
Weilheimer Tagblatt / Andreas MayrAutor