2024-04-25T14:35:39.956Z

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Ulrich (li. rot) gegen Emanuel (re. rot): Die Gebrüder Taffertshofer treffen in der 3. Liga aufeinander (Fotos: Bro/Sampics)
Ulrich (li. rot) gegen Emanuel (re. rot): Die Gebrüder Taffertshofer treffen in der 3. Liga aufeinander (Fotos: Bro/Sampics)

Taffertshofer vs.Taffertshofer: Bruder-Duell in der 3. Liga

Familie unter sich

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Der eine ist mit seinem Verein aufgestiegen, der andere musste einen Abstieg verkraften. Das hat zur Folge, dass die Brüder Ulrich und Emanuel Taffertshofer aus Abertshausen (Gemeinde Obersöchering) in dieser Saison als Konkurrenten in der dritthöchsten deutschen Spielklasse aufeinandertreffen.

Aufstieg Unterhaching, Abstieg Würzburg – zu erwarten war beides nicht unbedingt. Die Münchener Vorstädter mussten sich nach dem Abstieg aus der Dritten Liga komplett neu sortieren. Bei den Unterfranken war der Verbleib in der Zweitklassigkeit nach starker Vorrunde mit Rang sieben im Grunde schon geschafft. Aber so schnell geht’s im Fußball. Am 30. September treffen die beiden Brüder am Würzburger Dallenberg erstmals aufeinander. Nach einer Saison, die gegensätzlicher nicht verlaufen hätte können.

Würzburg gewann seit Ende November kein Spiel mehr und erlebte einen beispiellosen Niedergang in der Tabelle. Eigentlich unfassbar und für Emanuel Taffertshofer (22) entsprechend „schwierig zu erklären“. Anfangs waren es Tiefschläge in Form später Gegentore. Obwohl nahezu sämtliche Begegnungen „enge Spiele“ waren, habe sich der Negativtrend dann „so durch die Rückrunde gezogen“, berichtet der 22-Jährige. Am letzten Spieltag in Stuttgart wurde der Abstieg dann besiegelt.

Würzburg leitete daraufhin den Umbruch ein. Trainer Bernd Hollerbach musste gehen, auch der Großteil des Kaders verabschiedete sich. Nicht so Taffertshofer, dessen Kontrakt bis Juni 2018 Gültigkeit besitzt. Er gehörte zu einer Handvoll von Akteuren, auf die die Unterfranken bauen. Der Klub habe ihm kommuniziert, dass ein Wechsel nicht erwünscht sei. „Von daher habe ich mich nicht sonderlich mit anderen Angeboten beschäftigt“, stellt Emanuel Taffertshofer klar. Sein Bedauern darüber hält sich in Grenzen. Den Abstieg sieht er nicht als Rückschritt, vielmehr als „Herausforderung beim Neuaufbau“. Sofortiger Wiederaufstieg? Kein offizielles Thema. Für großspurige Parolen ist der defensive Mittelfeldspieler ohnehin nicht bekannt. „Wir müssen erst mal eine eingespielte Mannschaft werden“, betont er. Im Trainingslager in Bad Häring (Tirol) arbeiteten die Kickers auf dieses Ziel hin. Bisher lassen die guten Ergebnisse noch auf sich warten. Nach vier Spieltagen liegen die Kickers sieglos (zwei Remis) auf Rang 15. Die ersten beiden Partien hatte Taffertshofer verletzt verpasst. Am dritten Spieltag gegen Preußen Münster (0:1) wurde er nach einer Stunde eingewechselt. Bei der Pleite gegen Magdeburg (1:2) stand er 90 Minuten auf dem Platz.

Gleichwohl möchte Taffertshofer die 2. Liga nicht aus den Augen verlieren. Er habe schließlich eine „ordentliche Saison“ gespielt und sich in Folge dessen das Ziel gesteckt, „früher oder später“ dorthin zurückzukehren. Vor anderthalb Jahren wechselte Emanuel Taffertshofer vom TSV 1860 München nach Würzburg. Eine Veränderung, die er zu keiner Zeit bereut hat. „Ich hatte bislang eine gute Zeit bei den Kickers“, sagt er. Der Blick zum ehemaligen Verein bleibt wegen der über viele Jahre gewachsenen Zuneigung freilich nicht aus. Wenngleich die Situation durch das Abrutschen der Münchener in die Regionalliga nicht vergleichbar sei, hätte sich Taffertshofer auch zu seiner Zeit bei den „Löwen“ eine „ähnliche Rückendeckung“ für junge Talente erhofft.

„Im Herzen ist man ja immer noch ein Sechziger“, versichert auch sein Bruder Ulrich. Der 25-Jährige sieht den Neuaufbau bei den „Löwen“ als Chance. Seine eigene Zukunft liegt hingegen bei der SpVgg Unterhaching, wohin er zunächst gar nicht wechseln wollte, später aber heilfroh über seine Zusage war. Ursprünglich war die Dritte Liga oder ein entlegenerer Regionalligist die Präferenz. Als das Angebot aus Haching kam, sei er „skeptisch gewesen“. Bis zum intensiven Gespräch mit Trainer Claus Schromm und Klubchef Manni Schwabl. „Sie hatten die tragenden Argumente“, berichtet der 25-Jährige. Taffertshofer zeigte sich begeistert von der „akribischen Kaderzusammenstellung“.

Es ist laut Taffertshofer „kein kompletter Zufall“ gewesen, dass die Spielvereinigung mit großem Vorsprung Meister der Regionalliga Bayern wurde und anschließend auch in den Aufstiegsspielen gegen Elversberg die Nase vorn hatte. Selten sei er in den Genuss eines „besseren Mannschaftsgefüges“ gekommen. Taffertshofer ist hinter Sepp Welzmüller Vize-Kapitän der Hachinger und somit einer der Wortführer des Teams. Nicht nur bei der feucht-fröhlichen Rückfahrt aus Elversberg, wo die Hachinger den Aufstieg fixierten. „Wir haben angemessen gefeiert“, sagt Taffertshofer schmunzelnd mit Verweis auf die drei folgenden Nächte in Mallorca.

Jetzt aber gilt es, sich schnellstmöglich an die Erfordernisse der neuen Spielklasse zu gewöhnen. „Schön wäre es, mit Haching noch einmal aufzusteigen“, sagt der 25-Jährige. Der Auftakt ist zumindest schon mal geglückt. Aus den ersten vier Partien holte sein Team vier Punkte. Taffertshofer spielte dreimal 90 Minuten durch. Lediglich im vergangenen Heimspiel gegen Fortuna Köln musste er nach 51 Minuten vom Platz.

Auch er besitzt einen Vertrag bis 2018, auch er wäre entsprechenden Angeboten aus der Zweiten Liga nicht abgeneigt. Es gibt aber auch noch den Traum von der Insel. „England würde mich nach wie vor reizen“, verrät der bekennende Anhänger des FC Liverpool.

Aufrufe: 09.8.2017, 10:12 Uhr
Oliver Rabuser & Thomas Fritzmeier - Schongauer NaAutor