2024-04-30T13:48:59.170Z

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Vor dem Abflug: Ulrich Taffertshofer (l.) und Kapitän Sepp Welzmüller am Flughafen Manching. Die Profis der SpVgg Unterhaching Spieler beteiligen sich aus eigener Tasche an den Flugkosten. Foto: SpVgg Unterhaching
Vor dem Abflug: Ulrich Taffertshofer (l.) und Kapitän Sepp Welzmüller am Flughafen Manching. Die Profis der SpVgg Unterhaching Spieler beteiligen sich aus eigener Tasche an den Flugkosten. Foto: SpVgg Unterhaching

Spieler zahlen selbst: Haching fliegt wieder

"Ein sportlicher Mehrwert"

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Noch genießen die Kicker der SpVgg Unterhaching ihren Urlaub. Am Donnerstag geht es wieder auf den Trainingsplatz, am Sonntag gleich in die Luft: für ein einwöchiges Trainingslager in Spanien. Fliegen gehört in dieser Saison ohnehin wieder zum Programm. Und dafür zahlen die Spieler sogar selbst.

2017 war für die SpVgg ohne Zweifel ein Jahr der Höhenflüge. Aufstieg, starke Drittliga-Vorrunde. Und es war auch ein Jahr der Flüge. Denn der Aufsteiger reist zu Auswärtsspielen seit Sommer wieder mit dem Flugzeug. Sogar im Privatjet. Klingt abgehoben? Ist aber passend Unterhaching: Ganz geerdet. Denn die Spieler zahlen für diesen Luxus sogar selbst. Eine kleine und wenig bekannte Randnotiz, die den so bescheidenen Geist des Klubs ziemlich gut unterlegt.

Weite Auswärtsfahrten bedeuten vor allem eines: Lange Busfahrten hin und zurück, eine notwendige Hotelübernachtung, die Suche nach einem Platz fürs Abschlusstraining, Abendessen, Frühstück, Mittagessen. Für den Verein bedeutet das Ausgaben, für die Spieler zumindest keine bequeme Situation. Die Learjet-Reisen mit der Fluggesellschaft „Private Wings“ bringen die Bequemlichkeit zurück – und sind für die SpVgg gar keine finanzielle Zusatzbelastung. Weil Sponsoren für ihre Plätze im Flieger bezahlen – und die Mannschaft selbst ein Drittel ihrer Siegprämie dafür dem Verein überlässt.

„Win-Win-Situation“ könnte man das nennen. Findet Cheftrainer Claus Schromm auch. Sportlich gesehen sowieso. „Wir können zu Hause trainieren, in den eigenen Betten schlafen, haben An- und Rückreise an einem Tag mit jeweils nur 40 bis 70 Minuten Flugzeit“, sagt er, „das ist ein sportlicher Mehrwert.“

Beispiel Samstag, 9. Dezember, Auswärtsspiel in Osnabrück. Um 8.30 Uhr war Treffpunkt im Sportpark, um 20 Uhr war die Mannschaft an gleicher Stelle zurück. Dazwischen 550 Kilometer Luftlinie einfach, 90 Minuten Fußball (in diesem Fall leider ohne Punkte). 10.15 Uhr Abflug am Flughafen Manching bei Ingolstadt, wo die Airline ihre Basis hat, Rückflug 18.15 Uhr, im Bus jeweils nur der kurze Transfer von und nach Manching und vor Ort zum Stadion und zurück. „Unterm Strich konnten wir am Freitag in Ruhe trainieren, jeder war zu Hause, wir hatten weniger Reisezeit, das Essen nehmen wir mit“, so Schromm, „ich glaube, das ist wesentlich besser, um sportlich im Rhythmus zu bleiben.“

Die Kosten für die Flüge, die auch Mitarbeiter von Audi in Ingolstadt und andere Fußball- und Eishockey-Klubs nutzen, sind höher als die gewöhnlich geplanten Auswärtsfahrten im Bus. In den kleinen Maschinen mit rund 30 Plätzen bleiben aber immer sechs Sitze für Sponsoren frei, die fürs Mitreisen ihr Ticket recht fürstlich bezahlen. Und schließlich verzichtet die Mannschaft inklusive Trainerteam im Falle eines Sieges auf die Prämie für einen der drei Punkte. „Ein Modell, das nur funktioniert, wenn alle mitmachen wollen“, erklärt Schromm, „aber wir haben das zur Diskussion gestellt und die Mannschaft hat sich einstimmig dafür entschieden. Und dann haben wir auch den Präsidenten überzeugt.“

Hätte der gewusst, wie erfolgreich die Mannschaft spielt, hätte er weniger Bauchweh mit der Zustimmung gehabt. Denn: „Wenn wir gewinnen, macht der Verein Plus“, rechnet der Chefcoach vor. Und das war in der Vorrunde für den Liga-Neuling nicht die Ausnahme: Vier von acht Partien, zu denen die SpVgg mit dem Privatjet kam, wurden gewonnen.

Aufrufe: 03.1.2018, 09:37 Uhr
Christian Amberg - Münchner Merkur (Süd)Autor