2024-05-02T16:12:49.858Z

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Deutsches Top-Talent, nun in Salzburg: Adeyemi.
Deutsches Top-Talent, nun in Salzburg: Adeyemi. – Foto: Brouczek

Schwabl kritisiert DFB-Statuten um Mindestalter von Profispielern

“In anderen Ländern können junge Spieler mit 15, 16 ihr Profi-Debüt feiern“

Der Transfer des Junioren-Nationalspielers Karim Adeyemi zu Red Bull Salzburg hat der SpVgg Unterhaching zwar viel Geld in die Kasse gespült, aber Manfred Schwabl ist im Zuge dieser Personalie auch ein Strukturproblem in der deutschen Nachwuchsförderung aufgestoßen.

Der Präsident appelliert an DFB und DFL, etwas zu ändern. „Wir laufen Gefahr, der Musik hinterherzulaufen“, warnt er mit Blick auf das Ausbildungssystem.

„Wir haben im deutschen Fußball ein Problem, was die Förderung von Talenten angeht“, sagt Schwabl. Erst im Alter von 17 Jahren dürften Spieler in der Ersten und Zweiten Bundesliga auflaufen – in der Dritten Liga sogar noch später, erläutert er die Statuten. „Das ist doch paradox, weil gerade die Dritte Liga ja einst von DFB und DFL als eine ausdrückliche Ausbildungsliga gegründet wurde“, so Schwabl, der findet: „Da sollte es also eigentlich erst recht möglich sein, Talente schon früher einzusetzen – immer vorausgesetzt, sofern sie körperlich in der Lage sind. Ich denke, man sollte für solche Appelle offen sein. Der DFB investiert gerade sehr viel Geld in seine neue Akademie, doch es sollte in Zukunft nicht nur um die Hardware gehen, vor allem auch an die Software muss dringend gedacht werden.“

Adeyemi, der im Januar 17 wird, nahmen die Hachinger zum Anlass, um einen Antrag beim DFB zu stellen, der nun grundsätzlich grünes Licht erhielt. Die SpVgg leistete Pionierarbeit, künftig dürfen die Drittligisten ebenfalls 17-Jährige einsetzen. „Aber in anderen Ländern können junge Spieler mit 15, 16 ihr Debüt im Profibereich feiern“, reklamiert Schwabl. Auch deswegen habe bei Adeyemi der Wechsel Sinn ergeben. Österreichs Fußball geht gar noch einen Schritt weiter: Spezielle Kooperationsverträge erlauben es den Clubs, Jung-Profis ihrer aktuellen Qualität entsprechend in anderen Vereinen einzusetzen. Salzburg arbeitet etwa mit dem Zweitligisten Liefering zusammen. So stürmt nun ein deutsches Top-Talent in Österreich.

„Da besteht in Deutschland ein Strukturproblem, und wir laufen Gefahr, dass uns Nationen wie England oder Spanien überholen“, so Schwabl, „teilweise sieht man das bereits: Die Engländer sind aktuell im Nachwuchs das Maß aller Dinge. Bei uns wird über Laptop-Trainer, Rauten, falsche Neuner diskutiert – und zu selten über die Basis. Man sollte den Vereinen die Entscheidung freistellen, ob sie 16-Jährige einsetzen – gleichzeitig sollte in den Clubs aber Sorgfaltspflicht vorherrschen. Sonst ist jedes Talent schnell verheizt.“

Aufrufe: 07.6.2018, 13:27 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Andreas WernerAutor