2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Auf neuem Terrain: Schwabl im Gespräch mit den Redakteuren Uli Kellner und Jonas Austermann.  Foto: Marcus Schlaf
Auf neuem Terrain: Schwabl im Gespräch mit den Redakteuren Uli Kellner und Jonas Austermann.  Foto: Marcus Schlaf

Haching-Präsident Manni Schwabl „Es kann eine neue Ära eingeleitet werden“

Börsenstart bei der SpVgg

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Nun ist es also so weit. Nach Borussia Dortmund im Oktober 2000 wagt der zweite deutsche Fußballklub den Schritt an die Börse. Durchaus überraschend: Es handelt sich um den Drittligisten SpVgg Unterhaching.

München – Seit Montag können die rund 955 000 Aktien (Ausgabekurs 8,10 Euro) an der Börse München gezeichnet werden. Die Frist läuft bis zum 26. Juli. Haching-Präsident Manni Schwabl sprach im Interview über das Projekt..

Herr Schwabl, Ihr Klub behält 50 Prozent der Aktien, 16,66 Prozent gehen an Sie. Wie werden die übrigen 33 Prozent verteilt?

Es gibt zwei Ankerinvestoren, die sich schon in der ersten Finanzierungsrunde große Aktienpakete für insgesamt vier Millionen Euro gesichert haben. Der eine ist ein Freund von mir, der die Spielvereinigung schon sehr lange begleitet. Der Zweite ist ein Unternehmer aus München. Ansonsten wünsche ich mir Anleger, die uns zutrauen, innerhalb von drei Jahren aufzusteigen, dann zu einem soliden Zweitligisten zu werden und weiter mit beiden Füßen am Boden zu bleiben.

Nach dem BVB ist Haching erst der zweite deutsche Club, der sich an die Börse wagt. Warum?

Die Frage kann ich schlecht beantworten, weil ich nicht in die Köpfe der anderen Verantwortlichen hinein schauen kann. Für einen Drittligisten macht der Börsengang schon Sinn, weil ein Wachstumspotenzial gegeben ist. Haching hat vor 20 Jahren mit dem Bundesliga-Aufstieg schon mal Geschichte geschrieben. Ich sage nicht, dass wir das wiederholen, aber es kann jetzt schon eine neue Ära eingeleitet werden.

Bei optimalem Verlauf hätten Sie Planungssicherheit für zwei bis drei Spielzeiten...

Bisher ging es in Unterhaching immer komplett um Mangelverwaltung. Ich habe jeden Sommer zaubern müssen, trotzdem haben wir es immer irgendwie geschafft. Claus Schromm hat so schön gesagt: Wenn die Finanzen nach dem Börsengang geregelt sind, kommt ein neuer Mitarbeiter für den Sport dazu – ich. Es ist auch mein Interesse, im Nachwuchsbereich und bei der Profimannschaft nah dran zu sein.

Unterhaching schaltet also einen Gang hoch?

Das Tempo im Verein wird sich entwickeln. Wir steigen jetzt in einen Zug, und irgendwann wartet der ICE auf uns. Wir wollen dieses Jahr einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. In den beiden Jahren danach wird das Ziel der Aufstieg sein. Ich gebe so lange keine Ruhe, bis wir oben sind.

Der Börsengang kann bis zu zwölf Millionen Euro einbringen. Was machen Sie mit so viel Geld?

Wir werden nach und nach die Infrastruktur verbessern. Im Stadion haben wir schon angefangen – mit neuen Sitzschalen, jetzt erneuern wir das Flutlicht. Wir setzen auf einen Mix aus Steinen und Beinen. Unseren Profi-Kader werden wir verbessern. Wir können endlich mal frei handeln, aber wir dürfen nicht anfangen zu spinnen. Stattdessen wollen wir noch mehr in die Jugend investieren, damit es noch mehr Spieler zu den Profis schaffen.

Kaufen Sie auch den Sportpark?

Wir sind mit der Gemeinde Unterhaching in fairen Gesprächen, den Sportpark auf Erbbaurecht zu übernehmen.

Hatten Sie Befürchtungen vor den Reaktionen auf Ihren Börsengang?

Ich habe Sorge gehabt, dass der Börsengang Häme hervorrufen könnte. Das ist zum Glück nicht passiert, sondern es gab Bewunderung und ein Interesse dafür. Ein Kollege hat gesagt: „Jetzt hast du es geschafft, dass Haching im Forbes-Magazin steht.“ Es ist ein Zeichen nach außen, aber es ist auch eine Aufgabe. Wir dürfen jetzt nicht herum laufen und meinen, wir wären irgendetwas Besonderes. Da schaue ich ganz genau hin.

Was hat Ihr Freund Uli Hoeneß gesagt?

Uli und der gesamte Bayern-Vorstand sind sehr gespannt, wie unser Börsengang ausgeht. Der Uli hat aber noch nicht verraten, ob er auch ein paar Aktien kauft. Wir haben aber Namensaktien, sehen früher oder später den Namen jedes Käufers. (lacht)

Sie als ABBA-Fan: Welches Lied legen Sie am Ende der Zeichnungsphase auf?

(Schmunzelt) Schon „The winner takes it all“. Oder vielleicht doch „Money, Money, Money“. Wahrscheinlich wird es ein ABBA-Hitmix. Denn selbst wenn nur die Hälfte aller Aktien gezeichnet wird, ist es für uns ein Erfolg. Wir haben schon jetzt ein positives Eigenkapital. Wie viele Fußballvereine in Deutschland haben das schon? Jede verkaufte Aktie verbessert unsere Position noch weiter.

Interview: Jonas Austermann und Uli Kellner

Aufrufe: 015.7.2019, 10:35 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Uli Kellner und Jonas AustAutor