2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der erste Vorstand schnürt selbst noch die Schuhe: Georg Wenninger am Ball.
Der erste Vorstand schnürt selbst noch die Schuhe: Georg Wenninger am Ball.

Wohl einzigartig: Wenn alle 3 Vorstände in der 1. Mannschaft kicken

Die SpVgg Mariaposching hat sich nach dem Abstieg aus der Bezirksliga 2019 freiwillig nach ganz unten zurückgezogen. Wie geht's dem Verein heute?

2019 ließ die SpVgg Mariaposching mit der Ankündigung in Fußball-Niederbayern aufhorchen: Die "Heiwischer" mussten nach fünf Jahren aus der Bezirksliga Ost absteigen - und entschieden sich zu einem drastischen Schritt: Alles auf null, zurück in die A-Klasse. Dem Verein aus dem östlichen Landkreis Straubing-Bogen drohte gar das Aus. Wie geht`s dem ehemaligen Bezirksligisten heute? FuPa hat sich mit dem ersten Vorstand Georg Wenninger (40), der auch selbst noch die Schuhe in der ersten Mannschaft schnürt, unterhalten.

Der nüchterne Blick auf das Tableau der A-Klasse Deggendorf gibt zunächst wenig Anlass für übermäßige Gefühlsausbrüche. Auf Platz neun geht die SpVgg Mariaposching in die nächste Corona-/Winterpause. Ausbaufähig, vorsichtig ausgedrückt. Aber ums Definieren von sportlichen Zielen geht`s im Moment ohnehin weniger bei den "Heiwischern". Deshalb sagt der erste Vorstand Georg Wenninger dann auch zunächst vielleicht ein wenig überraschend: "Wir sind zufrieden. Es ist das eingetreten, was wir uns erhofft hatten." Sportlicher Erfolg war nach dem bitteren, aber unausweichlichen Gang von der Bezirksliga in die unterste Klasse maximal sekundär, wie Wenninger betont: "Es ging darum, den Spielbetrieb in Mariaposching aufrecht zu erhalten und alles wieder in vernünftige Bahnen zu lenken." Auch wenn Fußball auf Bezirksebene immer noch tiefster Amateurbereich ist, ohne finanziellen Aufwand funktioniert das nicht. Diesen Aufwand konnten und wollten die "Poschinger" nicht mehr leisten.

Großer Dank gebührt Manfred Köglmeier.

In der Stunde Null sprang auch die lebende SpVgg-Legende Manfred Köglmeier seinem Heimatverein zur Seite und stellte sich als Trainer zur Verfügung. Keine Selbstverständlichkeit, war doch auch dem ehemaligen Bayernliga-Kicker der SpVgg Plattling durchaus klar, dass es kaum etwas zu gewinnen gab. "Wir sind Manfred enorm dankbar, dass er uns in dieser so schwierigen Phase selbstlos unterstützt hat", betont Wenninger. Auch Köglmeiers Sohn Florian holte die Fußballschuhe noch einmal aus dem Keller und half aus. Dass der mittlerweile 39-Jährige, der immer wieder mit schweren Knieverletzungen zu kämpfen hatte, noch immer weiß, wo die Kiste steht, hat er mit 14 Treffern in elf Partien bewiesen. Jetzt ist aber wirklich Schluss, obwohl die Saison bekanntermaßen noch nicht zu Ende ist. "Nein, nein. Flo wird nicht mehr spielen. Die Gesundheit, aber auch sein Beruf lassen das nicht mehr zu", verrät Wenninger. Gewehr bei Fuß stehe aber weiterhin Bernd Nadler, ebenfalls ein unverwüstlicher "Poschinger".

Vorstand Wenninger: »Das sportliche Niveau ist überschaubar.«

Nachdem die SpVgg im Sommer 2019 eine Vollbremsung hingelegt hatte, sei es gelungen, einige noch aktive Kicker zur Rückkehr zu bewegen. Ergänzt wurde die Mannschaft mit einigen jungen Akteuren. "Wir können wieder mit eigenen Leuten eine Truppe stellen", erzählt Wenninger und ergänzt schmunzelnd: "Das sportliche Niveau ist allerdings überschaubar." Der Spaß steht vor dem Wettkampfgedanken - das soll aber nicht heißen, dass in Mariaposching nicht irgendwann wieder die Blicke nach oben gehen. "Mit unseren beiden Spielertrainern Tobias Fuchs und Matthias Korzonek haben wir einen guten Fang gemacht. Die beiden haben einen super Draht zur Mannschaft. Wir sind schon zuversichtlich, eines nicht ganz so fernen Tages wieder eine bessere Rolle zu spielen. Weil jeder Fußballer steht auf dem Platz, um zu gewinnen." Übrigens, was es so wohl bei keinem anderen Verein gibt: Mit Georg Wenninger, Gerhard Waninger und Manfred Rauschendorfer stehen alle drei Vorstände des Vereins regelmäßig in der Startelf der ersten Mannschaft. Bemerkenswert - und aller Ehren wert!

Damit es in Zukunft wieder aufwärts geht, haben sich die "Poschinger" die Forcierung der Jugendarbeit ganz weit oben auf die Fahnen geschrieben. Dass dieses Vorhaben einen langen Atem erfordert, ehe Erfolge im Seniorenbereich sichtbar werden, das weiß freilich auch Georg Wenninger: "Wir haben wieder eine G-, F- und E-Jugend auf die Beine gestellt. Natürlich dauert das noch ewig, bis sich das irgendwann auszahlt. Aber hier gilt es eben den Hebel anzusetzen, einfach vom Baum fallen werden junge Fußballer nicht. Zudem sind in den älteren Jahrgängen wie der A-Jugend wieder mehr Spieler von uns in der JFG Donauwald vertreten, die wir gemeinsam mit unseren Partnervereinen aus Niederwinkling und Schwarzach betreiben."


Die Fans der Grün-Weißen halten dem Verein, wie hier im Auswärtsspiel beim FC Deggendorf, auch in der untersten Spielklasse die Treue.
Die Fans der Grün-Weißen halten dem Verein, wie hier im Auswärtsspiel beim FC Deggendorf, auch in der untersten Spielklasse die Treue. – Foto: Harry Rindler


Das Jahr 2020 stellt auch die SpVgg Mariaposching vor nie dagewesene Herausforderungen. Weniger sportlich, das lässt sich einigermaßen verkraften. "Wir hatten ein Dreivierteljahr Vorbereitung für ganze zwei Ligaspiele", fasst es Wenninger süffisant zusammen. Es ist mehr der Gesellschaftsfaktor des Vereins, der in den Dörfern Mariaposching und Loham, wo sich die Sebastian-Grassl-Sportanlage befindet, spürbar fehlt. Keine Feste, keine Versammlungen - und auch keine Christbaumversteigerung, die sich ähnlich wie bei vielen anderen Vereinen auch bei der SpVgg in normalen Jahren in der Weihnachtszeit großer Beliebtheit erfreut und großen Stellenwert genießt im jährlichen Vereinsterminkalender.

Von Corona ganz den Spaß verderben lassen wollen sich die "Poschinger" dann aber doch nicht und haben sich dahingehend etwas einfallen lassen: "Wir werden eine Art dezentrale Christbaumversteigerung machen. Die Leute können sich ihre Pakete oder Geschenkkörbe zusammenstellen oder auch vorbestellen, die wir dann an den Meistbietenden verkaufen. So etwas in der Art schwebt uns vor", erzählt Wenninger. Das Interesse am Verein sei groß, die Bevölkerung stehe hinter der Spielvereinigung. "Wir haben in der A-Klasse nicht weniger Zuschauer als in der Bezirksliga", meint der erste Vorstand lächelnd. Der Rückhalt ist also da. Damit sollte die SpVgg Mariaposching auch diese schwere Zeit - im doppelte Sinne - überstehen.

Aufrufe: 018.11.2020, 16:05 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor