Die Sonne scheint aus einem blauen Himmel herab, gut 350 Zuschauer haben sich eingefunden, eine Jugendmannschaft stimmt immer wieder Fangesänge an, die Senioren fachsimpeln – einzig das Geschehen auf dem Rasen mag nicht so recht mitspielen: „Heute“, sagt Dienstbier und verzieht das Gesicht, „ist es kein gutes Niveau.“ Dieses Urteil ist etwas Besonderes bei der „Spieli“, wie Dienstbier sagt. Seit 19 Punktspielen ist die Mannschaft unbesiegt, rechnet man den Pokalwettbewerb mit, wo der Tabellenführer am Mittwochabend (17.45 Uhr, Waldsportpark) auf Landesligist Sturm Hauzenberg im Viertelfinale des Verbandspokals trifft, sind es sogar noch mehr. „Wenn wir da nicht vom Aufstieg reden“, sagt auch Trainer Stefan Steiner, „dann denken alle, die haben sie ja nicht mehr alle. Nein, jetzt wollen wir natürlich rauf.“ Auch aus der Winterpause ist die Mannschaft großartig gestartet, wie ohnehin seit Frühjahr 2016 plötzlich alles rund läuft: Kaum noch Verletzungen, ein tiefer Kader, „eine Mannschaft“, so Steiner, „mit einer Superstimmung. Wir haben einen Lauf.“ Mit Kay Zollhöfer, Marcel Braun und Simon Exner sind drei Spieler gekommen, die man beim ATSV nicht mehr brauchte, auch Steiner kam von der A-Klassenreserve dieses Vereins. Mit Moritz Grundmann spielt gar ein Studenten-Nationalspieler mit, zum Derby aber ist er verhindert. Dabei fehlt ausgerechnet auf beiden Seiten die Ruhe, die Sicherheit.
Immer wieder fliegt der Ball wild von links nach rechts, von rechts nach links. Mehr als zwei, drei Anspielstationen gelingen nicht. „Es war nicht schön anzuschauen“, sagt auch Alexander Rambau später, der Trainer des Turnvereins. „70, 75 Minuten lang auf Augenhöhe“ spielt seine Mannschaft, ohne sich echte Torchancen zu erspielen. „Wir wollten lauern und zuschlagen“, so Rambau. „Stattdessen haben wir den entscheidenden Fehler gemacht.“ Der reicht dem Tabellenführer – er hat ja einen Lauf.
Zuvor, da beginnt die Schlussphase, und wenn man auf der Tribüne neben Wolfgang Dienstbier Platz genommen hat, spürt man das in den Füßen: Kaum nimmt das Spiel endlich an Fahrt auf, zieht auch Dienstbier sein Bein nach oben, wenn auf dem Rasen jemand über eine Grätsche springt. Er wischt mit dem Fuß leicht durch die Luft, wenn im Zweikampf einer den Ball wegspitzelt. Und er ruft, mehr zu sich selbst, wenn der TV kontert: „Oh weh, jetzt wird’s gefährlich. Oh weh.“ Die Bedenken aber sind umsonst: Nach einem weiten Abschlag von Torwart Christian Manicki steht Yannick Diederichs plötzlich allein vor dem TV-Tor. Sein Flachschuss schlägt ein, 1:0, Dienstbier explodiert, reißt die Arme hoch. Es ist ein verdienter Treffer. Nun packt die Partie alles, was man zuvor vermisst hat, in die letzte Viertelstunde: Torszenen, Zweikämpfe, Laufduelle und ein Lattenschuss von Tobias Kauf. „Durchschnaufen, nichts passiert!“, rät Dienstbier. Zurücklehnen darf er sich aber erst in der Nachspielzeit wieder, als Marcel Kohl der 2:0-Endstand gelingt.
Für den TV 48 bedeutet das, die Aufstiegsambitionen endgültig zu begraben: Ein Sieg aus fünf Partien ist zu wenig. Die „Spieli“ indessen reitet weiter auf der Euphoriewelle: „Unsere Stärke“, sagt Torschütze Diederichs, „ist eine Riesentruppe, die seit Monaten einen Lauf hat.“ Und manchmal, wie im Derby, „auch mal das nötige Glück.“