2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Der Deininger Hans Schröppel hat in seiner Zeit als Fußball-Trainer zahlreiche Talente im Landkreis gefördert. Fast fünf Jahrzehnte lang stand er bei verschiedenen Teams an der Seitenlinie. 	F.: René Lauer
Der Deininger Hans Schröppel hat in seiner Zeit als Fußball-Trainer zahlreiche Talente im Landkreis gefördert. Fast fünf Jahrzehnte lang stand er bei verschiedenen Teams an der Seitenlinie. F.: René Lauer

Der Jupp Heynckes aus dem Ries

Trainerlegende Hans Schröppel hat fast fünf Jahrzehnte lang Teams aus der Region an der Seitenlinie betreut +++ Ob er sich auch ein Comeback mit über 70 Jahren vorstellen könnte?

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Ob er etwas mit dem großen Jupp Heynckes gemeinsam hat? Hans Schröppel lacht. „Heynckes und ich, das sind schon zwei Paar Stiefel“, meint der Rentner und lässt sich in einen Stuhl auf der Terrasse sinken. Der Rasen in seinem Garten an der Deininger Hauptstraße ist akkurat getrimmt, im Beet stehen die Blumen in voller Blüte. Sie leuchten in rot, pink oder gelb.

Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich Schröppels zweite Heimat, die Deininger Sportanlage. Dort hat das Rieser Trainer-Urgestein im Jahr 1966 seine Karriere als Übungsleiter begonnen. In Augsburg hatte er in Wochenendkursen den Jugendleiterschein gemacht. Zu einer Zeit, in der Josef „Jupp“ Heynckes selbst noch für Borussia Mönchengladbach die Schuhe schnürte. Johann „Hans“ Schröppel betreute zunächst verschiedene Jahrgänge der Deininger Jugend, später lockte ihn der TSV nach Nördlingen, um den erfolgreichen Nachwuchstrainer mit der Betreuung der in die Bayernliga aufgestiegenen A-Jugend zu beauftragen. „Aber das war ein Flop“, konstatiert Schröppel. Der Jahrgang sei einfach nicht stark genug gewesen – der erste Rückschlag in seiner Trainerkarriere.

Als Jupp Heynckes 1979 seine erste Station als Co-Trainer antrat, hatte Hans Schröppel bereits den B-Schein in der Tasche. Mittlerweile war er auch im Erwachsenenbereich tätig, trainierte unter anderem in Laub, Fremdingen oder Möttingen. Und auf eine ähnliche Erfahrung wie der berühmte Trainerkollege sie jetzt beim FC Bayern macht, kann Schröppel ebenfalls zurückblicken. Anfang der 90er Jahre übernahm er mit Flotzheim ein Team, das ihm in einem „schlechten Zustand“ übergeben wurde. Sein Training – von ehemaligen Weggefährten wird der Deininger im Spaß schon mal als „Schleifer“ bezeichnet – sei für seine Spieler also Neuland gewesen. Zwei Dinge seien ihm besonders wichtig, sagt Schröppel: Disziplin und Ehrlichkeit. Sein Credo schien in Flotzheim zu fruchten, die Mannschaft stieg gleich im ersten Jahr mit ihm in die damalige A-Klasse (heute Kreisliga) auf.

Auch mit anderen Teams hatte er Erfolg, Pfäfflingen führte er Anfang des 21. Jahrhunderts zum Aufstieg und übergab das Team nach zwei Jahren in andere Hände. Doch wenige Monate später klingelte bei Schröppel das Telefon. Sein Ex-Klub steckte in der Winterpause mit sechs Punkten im Tabellenkeller fest. Ein Feuerwehrmann musste her. Ohne lange zu überlegen sagte er zu. „Wir haben die Situation genau analysiert und einen Umbruch gestartet“, erinnert sich der Trainer. „Als erste Mannschaft überhaupt im Ries haben wir mit Viererkette gespielt. Es hat ganz gut funktioniert.“ Mit der neuen Taktik habe er das Team stabilisieren können.

Wegen eines Arbeitsunfalls hatte Hans Schröppel, der als Vorarbeiter für ein Bauunternehmen gearbeitet hat, seine Karriere als Übungsleiter 2007 für beendet erklärt. Eigentlich. Denn dann musste er seinem Herzensverein einen „Freundschaftsdienst“ erweisen, wie es Jupp Heynckes formulieren würde. Die SpVgg Deiningen war in Not, der Abstieg drohte. Da konnte nur ein Mann helfen: Hans Schröppel. Der ließ sich überzeugen und schaffte das, was kaum einer für möglich gehalten hatte: den Klassenerhalt.

Die A-Junioren seiner Heimatgemeinde sind die letzte Station auf Schröppels langer Liste an Teams, die er betreut hat. Mit 65 hätte er entschieden, dass ihm das zu anstrengend sei. Nicht nur wegen der Reisestrapazen zu den Auswärtsspielen. Die Jugendlichen hätten vor dem Spiel auch gerne mal einen drauf gemacht. Das widersprach Schröppels Einstellung zum Fußball. „Wenn du dann an der Seitenlinie sitzt und keinen Einfluss mehr auf die Mannschaft hast, dann mag ich das nicht.“

Nächstes Jahr wird das Rieser Trainer-Urgestein 70 Jahre alt. Ob er sich ein Comeback wie Jupp Heynckes vorstellen kann? „Nein“, sagt Schröppel und schüttelt mit dem Kopf. Das Knie und der Fuß würden nicht mehr so mitmachen. „Ich überlasse das lieber den Jungen und genieße das Rentnerdasein.“ Dass Heynckes beim FC Bayern Erfolg haben kann, bezweifelt der Deininger allerdings nicht. So diszipliniert und geordnet wie in dessen letzter Amtszeit hätten die Bayern nie mehr gespielt. So unterschiedlich sind die beiden also doch nicht.

Aufrufe: 012.10.2017, 13:51 Uhr
Rieser Nachrichten / René LauerAutor