2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Markus Ziereis (li.) im Gespräch mit Coach Timo Rost. Die Bayreuther sind wie alle bayerischen Regionalligisten zum Pausieren gezwungen.
Markus Ziereis (li.) im Gespräch mit Coach Timo Rost. Die Bayreuther sind wie alle bayerischen Regionalligisten zum Pausieren gezwungen. – Foto: Johannes Traub

Zum Zuschauen verdammt: Markus Ziereis und sein Berufsverbot

Bayreuths Neuzugang im Interview: Start bei der Altstadt, Lebensmittelpunkt Regensburg und ein Junggesellenabschied mit Folgen

Ein Schritt zurück soll ihn nach vorne bringen: Markus Ziereis wechselte im Sommer vom TSV 1860 München zur SpVgg Bayreuth. Weil aber Pandemie-bedingt in diesem Jahr nichts wie geplant läuft, hat der 28-jährige Oberpfälzer sein Können bei der Altstadt bisher nur sehr dosiert zeigen können - und jetzt ist auch erst einmal wieder auf unbestimmte Zeit Schluss. FuPa hat sich dem gebürtigen Rodinger, der nächsten Sommer gerne seinen fünften Aufstieg feiern würde, unterhalten.

FuPa: Markus, ein halbes Jahr bist du nun schon fast bei der SpVgg Bayreuth. Als reibungslos kann man die Zeit aus bekannten Gründen nicht unbedingt bezeichnen. Magere fünf Pflichtspiele waren dir bislang vergönnt.
Markus Ziereis (28): Richtig ärgerlich und sehr schade, dass wir jetzt schon wieder pausieren müssen. Aber es hilft ja nichts, die Gesundheit geht vor, darüber brauchen wir nicht diskutieren. Mich ärgert nur, dass mit zweierlei Maß gemessen wird.

Was meinst du damit genau?
Ich vermisse mal wieder eine einheitliche Vorgehensweise. In der Regionalliga West darf weitergespielt werden, bei uns nicht. Der Fußball hat den Beweis erbracht, dass auch in der Pandemie durchaus sicher gespielt werden kann. Die Hygienekonzepte wurden in den letzten Wochen und Monaten erfolgreich umgesetzt, Infektionen in Zusammenhang mit Fußball sind nicht bekannt. Trotzdem muss nun wieder alles eingestellt werden. Mir ist es im Moment nicht gestattet, meinen Beruf als Fußballer auszuüben. Das ist ein bescheidenes Gefühl.

Rein sportlich gäbe es keinen Grund zur Beschwerde: Drei Ligaspiele, drei Siege. Die Altstadt ist vorne bei der Musik dabei.
Richtig. Trotz des Ärgers, dass nun schon wieder Schluss ist, nehmen wir das Positive mit. Auch für mich war der Einstand top, gegen Nürnberg II habe ich doppelt getroffen, zudem gelang mir im Ligapokal gegen Eichstätt ein Tor. Wir sind auf einem guten Weg, im kommenden Frühjahr unter den Top-Vier abzuschließen und die Aufstiegsplayoffs zu erreichen.

Der Regionalliga-Experte: Drei Meisterschaften für Ziereis.


Ist Bayreuth schon bereit für mehr als "nur" Regionalliga?
Ein Hauptgrund für meinen Wechsel zur SpVgg war ja, dass in Bayreuth im Moment die Strukturen geschaffen werden, um in den Profifußball vorstoßen zu können.

Im Optimalfall würde dann im Sommer, wohlgemerkt im Alter von 28, bereits die vierte Meisterschaft in der Regionalliga auf dich warten.
Ja, die Ausbeute ist gar nicht schlecht. (lacht) Mit den Sechzig-Amateuren, Jahn Regensburg und der ersten Mannschaft der Löwen ist mir das schon dreimal gelungen. Übrigens bin ich auch mit Darmstadt 98 in der Saison 2013/14 in die zweite Liga aufgestiegen. Es wäre also mein fünfter Aufstieg. Darum würden mich sicher einige beneiden. (schmunzelt)

Beim TSV 1860 wollte Markus Ziereis auch im zweiten Anlauf der Durchbruch nicht gelingen.
Beim TSV 1860 wollte Markus Ziereis auch im zweiten Anlauf der Durchbruch nicht gelingen. – Foto: Becherer


Was willst du in deiner Karriere noch erreichen?
Mein Ziel ist es, Stammspieler in der 3. Liga zu werden. In der Regionalliga läuft`s für mich richtig rund, nur in der 3. Liga hat`s bisher immer gehakt.

Warum will`s mit dem Durchbruch in Liga drei nicht recht klappen?
Hm, schwierig zu sagen. Ich bin prinzipiell ein Spieler, der das Vertrauen des Trainers braucht. Immer wieder wurden andere Stürmer gekauft und mir vor die Nase gesetzt. Ich tue mich dann schwer, von der Bank zu kommen und sofort zu liefern. Gefühlt sollst du dann in fünf Minuten Einsatzzeit drei Tore schießen. Das hat alles mit dazu beigetragen, warum es bisher nicht so recht geklappt hat.

Jetzt ist wieder eine Situation eingetreten, wie wir sie aus dem Frühjahr oder Frühsommer kennen: Mannschaftstraining ist untersagt, die Spieler müssen sich ohne richtige Perspektive selbst fit halten. Wie gehst du damit um?
Ja, es ist durchaus so eine Art "Déjà-vu". Unser Fitnesscoach Michael Gehret hat uns Pläne gegeben, wie wir uns jetzt individuell fit halten können. Eine Zeitlang kann man das schon durchziehen, auf Dauer wird das aber für einen Mannschaftssportler schon schwierig.

Mit dem Jahn schaffte Markus Ziereis 2016 den Aufstieg in die 3. Liga.
Mit dem Jahn schaffte Markus Ziereis 2016 den Aufstieg in die 3. Liga. – Foto: Würthele

Als gebürtiger Oberpfälzer und Ex-Spieler des SSV Jahn verfolgst du mit Sicherheit den Aufschwung des derzeitigen Zweitligisten in den letzten Jahren. Hand aufs Herz, würdest du nicht gerne noch einmal für den Jahn auflaufen?
Regensburg ist der Lebensmittelpunkt von meiner Frau und mir. Keine 50 Kilometer entfernt bin ich aufgewachsen. Es wäre also schon so eine Art Traum, noch einmal für den Jahn zu spielen. Sag niemals nie, ich hatte auch nicht gedacht, dass ich ein zweites Mal bei den Löwen landen würde. Aber im Moment ist das kein Thema.

Zum Schluss noch eine Anekdote: Robin Volland, Bruder von Nationalspieler Kevin Volland, musste beim Bayernligisten FC Ismaning gehen, weil er eine Einladung von dir nicht ausschlagen wollte.
Da hat Robin wohl Prioritäten gesetzt. (lacht) Robin ist ein guter Freund von mir und es ging damals um meinen Junggesellenabschied in Budapest. Robin hat ein Spiel abgesagt, weil er dabei sein wollte. Für ihn ist Fußball ein Hobby, und manchmal gibt`s im Leben eben Dinge, die sind wichtiger als ein Hobby. Ich rechne es ihm jedenfalls hoch an, dass er sich so entschieden hat. Es hat mir viel bedeutet, dass er dabei war.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 06.11.2020, 08:38 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor