2024-04-29T14:34:45.518Z

Analyse
Mann des Spiels gegen Italia - Sergej Sjunikaev. Archivfoto: Durillo.
Mann des Spiels gegen Italia - Sergej Sjunikaev. Archivfoto: Durillo.

Sjunikaevs Hattrick stürzt den Tabellenführer

Ausführlicher Spielbericht mit Stimmen: SC Klarenthal besiegt SV Italia in rassiger Partie mit 4:3 +++ Drei A-Jugendliche überzeugen +++ Polichronakis: "Können jeden schlagen"

KLARENTHAL. Überraschung in der Kreisliga A: Im Topspiel des Donnerstagabends bezwang der SC Klarenthal Spitzenreiter SV Italia mit 4:3 (1:1) und entpuppt sich gerade auf heimischem Platz immer mehr als Favoritenschreck. Dabei musste die Elf von Coach Stavros Polichronakis gleich zweimal einen unglücklichen Rückstand verdauen, bewies jedoch wiederholt große Moral und kam durch die überragenden Offensivkräfte Sergej Sjunikaev und Selim Dridi letztlich zum hochverdienten Dreier – der sechste in Folge.

Von Beginn an entwickelte sich eine leidenschaftlich geführte Partie mit viel Tempo und rassigen Zweikämpfen, in der Italia Ball und Gegner von Beginn an zu kontrollieren versuchte und auch optisch überlegen war. Mit der ersten Chance gingen die Italiener dann auch gleich in Führung. Klarenthal bekam den Ball nicht aus dem Sechzehner heraus, dies nutzte Michele Soccio nach einer Finte mit präzisem Linksschuss ins rechte untere Eck zur frühen Führung.

Knapp fünfzehn Minuten später schlug es dann auf der Gegenseite ein. Einen Freistoß von Sergej Sjunikaev konnte Italia-Keeper Jaroslaw Olesniewicz nur nach vorne abklatschen lassen, wo Selim Dridi goldrichtig stand und zum 1:1 einnetzte. Mit diesem Resultat ging es auch in die Pause.

Bitterer Start für Klarenthal

Gute zehn Minuten waren nach dem Seitenwechsel gespielt, als sich plötzlich die Ereignisse überschlugen. Nach einem Steilpass standen gleich drei (!) Klarenthaler Spieler frei vor Keeper Olesniewicz, Sjunikaev passte den Ball quer zu Dridi, der das Leder jedoch freistehend aus fünf Metern vertändelte. Die anschließende Hereingabe von Schambel Getnet bugsierte Vincenzo Lo Schiavo dann auch wieder komplett blank über das Gehäuse. Dieser Chancenwucher sollte sich alsbald rächen. Nach einer Hereingabe von rechts stand Daniele Vargiu völlig blank und netzte cool aus Nahdistanz ein.

Sjunikaev der Matchwinner – drei Tore in 15 Minuten

Nur eine Minute später stand es allerdings wieder Unentschieden. Erneut schnappte die Abseitsfalle von Italia nicht zu, wieder lief Sjunikaev allein auf das Tor zu, umkurvte diesmal allerdings den Keeper und schob zum Ausgleich ein. Und es ging weiter. Nach Freistoß aus dem Halbfeld zog Sjunikaev aus spitzem Winkel einfach mal ab – und versenkte die Kugel im langen Eck. Optisch ansprechend zudem: Der anschließende Jubel, als sich der Klarenthaler in Videospiel-Manier wie ein Stein zu Boden warf, dürfte dem einen oder anderen von der Spielekonsole bekannt gewesen sein. Wer danach einen Sturmlauf von Italia erwartet hätte sah sich jedoch getäuscht. Viel eher verzeichneten die Gastgeber durch Onur Alkin und Dridi weitere Chancen, ehe erneut Sergej Sjunikaev traf und damit den Deckel endgültig draufmachte. Einen Freistoß aus gut 18 Metern schweißte er ins Torwarteck.

Mehr als den Anschlusstreffer durch den eingewechselten Spiridou Vergos in der Nachspielzeit brachten die Gäste nicht mehr zustande – zu sicher präsentierte sich in der Schlussphase das Abwehrbollwerk des SC. Damit stolperte nach dem neuen Tabellenführer FSV Schierstein, der vor knapp zwei Wochen in Überzahl eine 2:0-Führung noch aus der Hand gab, auch die nächste Topmannschaft im Klarenthaler „Zwinger“.

Für beide Teams geht es bereits am Wochenende wieder weiter. Während der SC Klarenthal bei der Reserve von TuS Nordenstadt gastiert, spielt Italia nur einen Ort weiter beim FV Delkenheim.

SC Klarenthal: Degertas – Zadran, Alkin, Rashica, Aydin, Weiner, Sjunikaev, Lo Schiavo, Getnet, Dridi, Domberger
Eingewechselt: Anastasiou, Suppes

SV Italia: Olesniewicz – G. Soccio, de Paolis, M. Soccio, D. Massfeller, Cabboi, Incesu, Campanello, Bonelli, Vargiu, Taijiou
Eingewechselt: Dalbudak, Vergos

Tore: 0:1 M. Soccio (6.), 1:1 Dridi (21.), 1:2 Vargiu (61.), 2:2/3:2/4:2 Sjunikaev (62./65./76.), 4:3 Vergos (90./+3).- SR: Vrbanjac (Wiesbaden).- Zu.: 150.

Stimmen zum Spiel:

Sergej Sjunikaev (dreifacher Torschütze): „Wir waren wie gegen Schierstein hochmotiviert heute. Mein Ziel war es, alles für die Mannschaft zu tun. Das habe ich heute gemacht. Ich sehe mich schon als Mann des Spiels, die Saison ist für mich bisher noch nicht so gut gelaufen, ich war verletzt und musste mich wieder ranarbeiten. Ich bin auf jeden Fall glücklich, dass wir gewonnen haben.“

Selim Dridi (Torschütze zum 1:1): „Wir waren meiner Meinung nach klar besser und hatten auch die besseren Chancen. Bei uns war einfach mehr Biss da als bei Italia. Bei meiner Großchance habe ich gedacht, dass mir der Ball verspringt, weil er auch ziemlich schnell ankam. Den muss ich einfach reinmachen. Zum Glück hat Sergej dann noch drei Tore gemacht. Das was zählt, sind dann die drei Punkte. Bei den Spielen gegen Schierstein und heute gegen Italia konnte man die unglaubliche Moral der Mannschaft sehen. Ich denke, dass es keine andere Mannschaft in der Liga gibt, die solche eine Moral hat wie wir.“

Stavros Polichronakis (Trainer SC Klarenthal): „Eine riesige Willensleistung, die meine Mannschaft gebracht hat. Gerade hier in Klarenthal kämpfen wir immer wie die Löwen und gewinnen auch wie die Löwen. Bei so einem Flutlichtspiel geht sowieso alles. Großes Lob an die drei A-Jugendlichen (Deniz Degertas, Onur Alkin, Selim Dridi, Anmerkung der Redaktion), dass sie so eine Leistung heute gegen den Spitzenreiter abgerufen haben. Wenn wir als Mannschaft auftreten, können wir in der Klasse sowieso jeden schlagen. In den letzten Wochen trainieren wir sehr gut und intensiv, das zahlt sich jetzt aus. Das Spiel in Gräselberg war der Knackpunkt für unsere Leistung. Wir wollen jetzt oben dranbleiben und vorne mitspielen. Man muss unserer jungen Mannschaft aber noch Zeit geben.“

Jaroslaw Olesniewicz (Italia-Keeper): „Das war das schlechteste Spiel, was wir bisher in der Saison abgeliefert haben. Ich habe auch gepatzt, aber die ganze Mannschaft hat nicht überzeugt. Ich glaube die kalte Dusche tut allen mal ganz gut, auch wenn es bitter ist. Die Saison ist noch lang und ein Spiel entscheidet gar nichts. Am kleinen Klarenthaler Platz lag es nicht. Wir hätten als Mannschaft mehr kämpfen müssen und müssen die Fehler bei uns selbst suchen. Beim ersten und vierten Treffer hätte ich besser reagieren können.“

David Massfeller (Italia- Spieler): „Obwohl wir es vorgehabt haben, haben wir den Kampf nicht angenommen. Wir haben zu oft die Bälle nach vorne gedroschen, das ist nicht unser Spiel. Die Klarenthaler haben es auch ganz klar verdient, heute zu gewinnen. Das wirft uns nicht zurück. Abhaken, das nächste Spiel gewinnen wir wieder.

Hartmut Freudenberg (Trainer SV Italia): „Klarenthal hat uns heute mit den Waffen geschlagen, mit denen wir sie eigentlich besiegen wollten. Wir sind hierhergekommen, um ein bisschen Fußball zu spielen und sie sind jedem Ball hinterhergejagt, haben immer den Ball gehalten. So greift dann ein Rädchen ins andere und dann funktioniert das ganze Spiel nicht mehr. Ich habe schon nach zwei, drei Minuten gesehen, dass wir dieses Spiel völlig falsch angenommen haben. Aber auch der beste Trainer der Welt hat dann keine Möglichkeit mehr, dass umzubiegen. Dann verlierst du so ein Spiel. Ich habe nicht verstanden, warum wir nach unserem 2:1 nicht mal ein bisschen Ruhe und Sicherheit ins Spiel gebracht haben. Da wollten wir erst Recht zeigen, dass wir der Tabellenführer sind. Wir haben nach meiner Rechnung noch drei Spiele, die wir verlieren dürfen. Wer mehr als fünf Spiele verliert, wird kein Meister. Den Titel werden wir, Schierstein und Kostheim unter uns ausmachen. In Klarenthal muss man erst mal gewinnen, hier werden noch einige stolpern. Es gibt eben Gegner, bei denen fast alle die Punkte lassen. Das war heute der Fall.“

Aufrufe: 016.10.2014, 23:25 Uhr
Philipp DurilloAutor