2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Niklas Berger ist aus dem Mittelfeld der SG Walluf nicht mehr wegzudenken.
Niklas Berger ist aus dem Mittelfeld der SG Walluf nicht mehr wegzudenken. – Foto: Christopher Martin/stock.adobe

"Jedes Training wie ein Ligaspiel"

Nachspielzeit mit Niklas Berger +++ Der Mittelfeldspieler über zwei Aufstiege und die besonderen Wallufer Heimspiel-Verhältnisse

Walluf. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Niklas Berger. Der 25-Jährige spielte von Kindesbeinen an beim SV Frauenstein, bevor es ihn im Sommer 2018 nach Walluf zog, wo er in seinen ersten beiden Saisons gleich zwei Aufstiege feiern konnte. Niklas erzählt uns, wie er sich als jahrelanger Kreisoberliga-Spieler so schnell an das neue Niveau in der Verbandsliga angepasst hat und wie der Klassenerhalt in dieser außergewöhnlichen Saison gelingen soll.
FuPa: Niklas, der Frühling steht vor der Tür und das Wetter wird besser. Wie sehr vermisst du das tagtägliche Fußballgeschäft?

Niklas Berger: Wenn es wie in den letzten Tagen so warm und sonnig ist, verspüre ich durchaus eine gewisse Wehmut. Ich vermisse das Gefühl, nach einem harten Training Abends mit den Jungs zusammenzusitzen und den Feierabend zu genießen. Gleichzeitig habe ich die Hoffnung, dass das lange Warten bald vorbei sein könnte und wir endlich endlich wieder zusammen auf dem Platz stehen können.



Bis 2018 hast du deine gesamte fußballerische Laufbahn beim SV Frauenstein verbracht. Was hat dich nach all den Jahren zu einem Wechsel nach Walluf bewogen?

Der SV Frauenstein war seit Kindertagen mein Heimatverein und ich habe mich bis zum letzten Tag super wohl gefühlt. Nach vier Herrenjahren keimte in mir aber das Verlangen auf, eine neue Herausforderung zu suchen. Ich hatte damals zwei Ziele. Erstens wollte ich mich in naher Zukunft in der Gruppenliga probieren und zweitens einmal mit meinem guten Freund Nils Balder zusammenspielen. Es war klar, dass sich Nils dafür ebenfalls einen neuen Verein suchen musste, da er zuvor beim starken Verbandsligisten Waldalgesheim aktiv war. So haben wir uns entschieden, gemeinsam nach Walluf zu wechseln. Die Ambitionen der SG haben uns zugesagt und es hat auch menschlich sofort gepasst. Dass Nils so schnell wieder in der Verbandsliga landet, hätte er wohl nicht gedacht.

Als ich letztes Jahr während des ersten Lockdowns mit eurem Trainer Andreas Bonß gesprochen habe, hat er trotz des Tabellenstands nicht mit einem weiteren Aufstieg gerechnet. Wie habt ihr auf die Nachricht reagiert, dass ihr die Saison 20/21 in der Verbandsliga starten werdet?

Dass wir es durch die Quotientenregel doch noch geschafft haben, hat uns alle extrem gefreut. Für mich persönlich ging damit ein kleiner Traum in Erfüllung, denn die Verbandsliga war schon immer ein großes Karriereziel für mich. Gleichzeitig war uns allen klar, dass die kommende Saison nochmal wesentlich schwerer wird. Durch die hohe Anzahl an Absteigern und die harte Konkurrenz dürfte der Klassenerhalt eine echte Herausforderung werden. Dies hat sich bisher auch bewahrheitet.

Du hast vor deinem Wechsel nach Walluf maximal Kreisoberliga gespielt, dich aber dann in der Gruppen- und Verbandsliga sofort als Stamm- und Führungsspieler etabliert. Wie hast du dich so schnell an das wesentlich höhere Niveau angepasst?

Ein wichtiger Faktor ist die extrem hohe Trainingsqualität, die bei uns Woche für Woche vorherrscht. Es sind immer mindestens 18 bis 20 Mann da, die alle an ihre Grenze gehen. Dieser Konkurrenzkampf macht dich automatisch besser. Dazu kommt, dass durch das sehr hohe Niveau kein großer Unterschied zu Ligaspielen auszumachen ist. An den höheren Spieldruck ist man ja durch die tagtägliche Arbeit bereits gewöhnt. Generell heißt eine höhere Liga, dass du die gleichen Dinge genauso präzise unter höherem Druck machen musst. Wenn du das schaffst, kannst du auch in einer höheren Spielklasse bestehen.

Durch Aufstiege verändert sich oftmals das Gesicht der Mannschaft. Welche Entwicklung hat Walluf in den letzten Jahren durchgemacht und wie gehst du mit den neuen Gegebenheiten um?

Im Vergleich zur Kreisoberliga merkt man schon, dass wir mittlerweile eine andere Qualität in der Mannschaft haben. Um sich immer wieder durchzusetzen, darfst du dich deswegen nicht auf vergangenen Taten ausruhen, sondern musst dich Jahr für Jahr immer wieder neu beweisen. Ich freue mich, dass ich weiterhin ein Teil dieser Mannschaft bin und werde auch in Zukunft alles dafür geben, im zentralen Mittelfeld auf reichlich Spielzeit zu kommen.

Mit 13 Punkten aus elf Spielen steht ihr momentan knapp über den Abstiegsrängen. Wie zufrieden seid ihr mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Unsere Achillesferse ist diese Saison ganz klar unsere Heimschwäche. Wir können uns selbst nicht erklären woher diese kommt, da wir in der Vergangenheit zu Hause eigentlich immer eine Macht waren. Unser schneller Kunstrasen stellte viele Gästeteams vor Herausforderungen, in der Verbandsliga scheinen die gegnerischen Teams damit weniger Probleme zu haben. Insgesamt haben wir uns bisher aber ganz ordentlich verkauft. Wenn wir zu Hause wieder besser punkten, haben wir gute Chancen, den Klassenerhalt zu packen.

Du hast es innerhalb von zwei Jahren vom Kreisoberliga- zum Verbandsligaspieler geschafft. Siehst du für dich das Potenzial, es eines Tages noch eine Stufe höher zu probieren?

Für mich kommt das eher nicht in Frage. Der hohe zeitliche Aufwand mit stundenlangen Auswärtsfahrten, die auf Oberliga-Niveau an der Tagesordnung sind, hat für mich überhaupt keinen Reiz. Auch fußballerisch bewegt man sich da in nochmal ganz anderen Sphären. Ich habe ganz klar das Ziel, mich mit der SG Walluf dauerhaft in der Verbandsliga zu etablieren. Wir spielen in einer tollen Liga mit vielen heißen Derbys, die jede Woche zu etwas Besonderem machen. Ich bin aktuell vollends zufrieden und kann es kaum erwarten, wieder in die Saison zu starten.
Aufrufe: 01.3.2021, 15:30 Uhr
Niklas AllmrodtAutor