2024-05-22T11:15:19.621Z

Interview
– Foto: Uta Schmidt

"Torhüter und Linksaußen..."

Dass beide dem Sprichwort nach einen an der Klatsche haben, ist hinlänglich bekannt. Im Interview packen die Torhüter Thomas Knecht vom FC Ellwangen und Timo Hirschmann vom Tabellenführer der Kreislig A2, den Sportfreunde Dorfmerkingen II, unabhängig voneinander dieselbe Phrase aus. Das macht dann aber bitte auch 2€ ins FuPa-Phrasenschwein.

Die Saisonverläufe des FC Ellwangen und der Sportfreunde unterscheiden sich sehr: Während Dorfmerkingen II mehr oder weniger souverän durch die Liga durchmarschiert und in dieser Saison insgesamt nur zwei Mal verloren hat, brauchte der FC etwas, um seine Form zu finden und den Kampf in der Liga anzunehmen. Doch zuletzt konnten auch die Ellwanger eine starke Formkurve verzeichnen. Zwei, auf die es immer ankommt, stehen mal wieder zwischen den Pfosten. Im Interview erzählen Thomas Knecht und Timo Hirschmann, worauf es bei einem guten Torhüter wirklich ankommt und was sie noch vorhaben, wenn die Saison fortgesetzt wird.

Thomas Knecht (24), FC Ellwangen: "Unsere Defensivarbeit lebt sehr vom Kampf"

„Ich denke, dass man als Torhüter auf jeden Fall etwas speziell sein muss. Es heißt ja nicht umsonst „Torhüter und Linksaußen …“. Sonst würde man sich wohl nicht freiwillig aus wenigen Metern abschießen lassen oder sich in die größten Matschlöcher werfen. Ein guter Torhüter muss heutzutage auf jeden Fall gut und viel mitspielen und fast als elfter Feldspieler agieren. Außerdem würde ich sagen, dass vor allem die Strafraumbeherrschung die guten von den sehr guten Torhütern unterscheidet. Das Spiel auf der Linie ist aber natürlich immer noch das Allerwichtigste. Schließlich ist man ja zum Verhindern von Toren auf dem Platz.

Unsere Defensivarbeit lebt sehr vom Kampf. Wir haben diese Saison relativ lange gebraucht, um die optimale Viererkette zu finden, haben mittlerweile jedoch eine stabile Innenverteidigung und zwei schnelle Außenverteidiger, die mir im Tor das Leben natürlich erleichtern.

Wenn der Ball dann doch einmal im Netz zappelt, regt man sich gelegentlich über einen Fehler in der Defensive auf. Manchmal muss man aber auch fast schmunzeln, wenn man mal wieder ein Traumtor kassiert. Immer wieder muss man sich aber auch nach einem eigenen Fehler fragen, wie das schon wieder passieren konnte und würde am liebsten im Boden versinken. Mein stärkstes Spiel in dieser Saison war definitiv das gegen den TSV Hüttlingen, das wir leider mit 1:2 verloren haben. Zwar hätten wir in der ersten Halbzeit zwei bis drei Tore schießen können, jedoch hätte es in der zweiten Halbzeit auch genauso gut drei oder vier Mal mehr auf unserer Seite klingeln können. In diesem Spiel hatte ich oft das Glück, das man in anderen Situationen eigentlich nicht hat, auf meiner Seite und konnte einige gute Chancen vereiteln.

Mein persönliches Ziel, wenn die Saison fortgesetzt wird, ist auf jeden Fall, meine steigende Form aus den letzten paar Spielen zu festigen und so wenig Gegentore wie möglich zu kassieren. Außerdem möchte ich mich natürlich persönlich weiterentwickeln, da ich gerade beim Mitspielen noch die ein oder andere Schwäche habe lacht. Im Vordergrund steht aber definitiv das Mannschaftsziel zu erreichen. Hier wollen wir mit dem Abstiegskampf so wenig wie möglich zu tun haben und im besten Fall auf einen einstelligen Tabellenplatz klettern.

Leider haben wir in dieser Saison so gut wie nie – oder tatsächlich eigentlich nie – zu null gespielt. In diesem Fall müsste dann wohl eher ich die Kiste Bier für die Mannschaft bezahlen. Allerdings geht schon das Gerücht herum, dass ich überhaupt nicht zu null spielen kann, da wir selbst bei Spielen, die wir relativ deutlich gewinnen, immer mindestens ein Gegentor bekommen haben lacht.“

Mehr über Knechtle erfahrt ihr hier.

Timo Hirschmann (28), Sportfreunde Dorfmerkingen II: "Man muss schon etwas bekloppt sein, um sich jedem Ball entgegenzuwerfen

"Torhüter sind definitiv spezielle Typen, es heißt ja nicht umsonst „Torhüter und Linksaußen haben einen an der Klatsche“ lacht. Man muss schon etwas bekloppt sein, um sich jedem Ball – egal aus welcher Distanz – entgegenzuwerfen. Oftmals sind Torhüter abergläubischer als andere Fußballer. Meiner Ansicht nach ist es für einen Torwart wichtig, Souveränität auszustrahlen und in den entscheidenden Momenten voll da zu sein. Außerdem sollte ein Torhüter seine Defensive organisieren und coachen können. Man sollte möglichst komplett sein, sowohl auf der Linie als auch in Sachen Strafraumbeherrschung, aber auch fußballerisch ein bisschen was draufhaben.

Unsere gute Defensive kommt von unserer mannschaftlichen Geschlossenheit. Durch das frühe Anlauf unserer Stürmer kann der Gegner oftmals nicht kontrolliert hinten herausspielen, sodass unsere Defensive ein etwas leichteres Spiel hat. Durch das Umschaltspiel gegen den Ball ist es uns oftmals gelungen, relativ schnell durch gute Zweikampfführung und Raumaufteilung wieder in Ballbesitz zu kommen. Außerdem sind unsere Defensivspieler individuell sehr zweikampfstark.

Wenn ich dann doch einmal ein Gegentor kassiere, ärgert man sich immer, egal ob man nach 30 Sekunden oder in der letzten Minute überwunden wird. Der Spielstand entscheidet dann, wie schnell man sich wieder beruhigt! Ich hole den Ball aus dem Netz und versuche mich und die Mannschaft wieder nach vorne zu pushen. Ich persönlich lasse das Tor nochmals kurz Revue passieren und überlege, ob ich etwas hätte besser machen und somit das Gegentor verhindern können. Andersherum war das 2:0 gegen Abstgmünd mein wahrscheinlich bestes Spiel in der bisherigen Saison. Nicht weil ich so viele spektakuläre Aktionen im Spiel hatte, sondern weil die wenigen Aktionen, in denen ich gebraucht wurde, aufgrund des lange sehr knappen Spielstandes (1:0) eine höhere Bedeutung hatten als in anderen Spielen.

Für mich persönlich wünsche ich mir, wenn die Saison wieder aufgenommen wird, natürlich wenige Gegentore und so viele Zu-Null-Spiele wie möglich, allerdings ist der Erfolg der Mannschaft deutlich wichtiger. Wenn wir weiterhin so attraktiven Fußball spielen und Spiele gewinnen, bin ich sehr zufrieden. Und falls wir am Ende der Saison – wie lange diese auch immer gehen wird – einen Gegentorschnitt unter einem Gegentreffer pro Spiel haben, wäre das phänomenal! Man will sich natürlich in jedem Training und in jedem Spiel weiterentwickeln, sodass ich permanent an mir arbeite.

Wenn ich aber mal zu null spiele, haben wir nichts Besonderes vereinbart. Ich erhalte von der Mannschaft und den Betreuern angeblich höchst verwunderte Gratulationen. Dies liegt daran, dass ich früher im Dorfmerkinger Tor eigentlich immer mindestens ein Gegentor erhalten habe, sodass es teilweise bereits am Samstag hieß: „Morgen müssen wir wieder drei Tore schießen, weil zwei kriegt der Hirschmann immer!“ lacht. Das hat sich inzwischen etwas geändert."

Zu Timmys Spielerprofil gelangt ihr hier.

Aufrufe: 03.12.2020, 09:19 Uhr
Michael FeindertAutor