2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die Fans der SG Sonnenhof Großaspach unterstützen Ihren Verein mit Herzblut. Foto: S. Schwellinger
Die Fans der SG Sonnenhof Großaspach unterstützen Ihren Verein mit Herzblut. Foto: S. Schwellinger
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SG Sonnenhof: Nicht die Masse zählt, sondern die Stimmung

Fans die Fußballer des Fußball-Drittligisten aus Großaspach sind sich einig: „Es kommt aufs Herzblut jedes Einzelnen an“

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So richtig begründen kann es hier keiner. Es scheint die Liebe zum Underdog zu sein, dabei zu sein, wenn der kleine Verein aus dem Schwabenland ehemaligen Bundesligaklubs wie Preußen Münster, dem KSC, Hansa Rostock oder dem SC Paderborn auf dem Platz gegenübertritt. Auswärts dabei, bei dem wohl kleinsten Fanklub der Dritten Liga.

Gästeblock H im Stadion am Lotter Autobahndreieck ist an diesem Tag reserviert für 25 Fans der SG Sonnenhof. Während die Spieler sich aufwärmen, probeweise die ersten Schüsse aufs Tor machen, gönnt man sich hier und da noch eine Cola oder ein kühles Bier – auch wenn es im Norden Westfalens sowieso schon kalt genug ist. Ob schwarze Dorfklub-Pullover, ein rotes Trikot, wehende Schals oder flatternde Fahnen – die Ausrüstung der Anhänger stimmt. Mit flatternden kurzen Röckchen kommen die Cheerleader aufs Grün, doch das interessiert auf den Betonstufen der Arena vorerst niemanden. „Ja wir sind da, das ganze Jahr“ stimmen die Jungs im Block an. Die meisten davon sind gar nicht aus Aspach, sie kommen aus dem niedersächsischen Esche, Paderborn oder Halle (Westfalen) und haben maximal zwei Stunden Zugfahrt hinter sich gebracht. „Die eher näher am Auswärtsspielort angesiedelten SG-Anhänger machen häufig bei Spielen in der Fremde sogar die Mehrheit im Fanblock aus. Hin und wieder gibt es größere geplante Auswärtsfahrten per Zug oder Bus von Aspach aus, zuletzt nach Unterhaching“, berichtet Colin Huber, einer von zwei Fanbeauftragten der SG.

Familiäre Atmosphäre

Die Stimmung ist gut, absoluter Liebling der Fans ist Timo Röttger. „Timo Röttger, Fußballgott“, schreit Simon aus Esche, als der Spieler gegen den Ball tritt. Der Kicker lacht und winkt, Simon prostet mit seinem Becher zurück. „Röttger ist in meiner Fifa-Elf. Da lost ihr alle ab“, sagt Niclas zu den Kumpels. „Aus Esche sind heute zwölf Leute gekommen“, beginnt Denis, schaut sich dann um, zählt und rechnet vor: „Das sind immerhin 48 Prozent der Fans im Block heute.“ Frank Langbein gehört zu den wenigen aus dem Raum Backnang, die nach Lotte gefahren sind. Er hat schon morgens die Mannschaft im Hotel besucht und angeheizt: „Ich mag die familiäre Atmosphäre. Es ist eben ein kleiner Verein und auch ein kleiner Fanklub. Aber es kommt hier nicht auf die Masse an, sondern aufs Herzblut jedes Einzelnen.“ Das zeigen die Jungs während der 90 Minuten. Sie haben sich so einiges überlegt, zaubern spontan noch ein paar Aktionen aus dem Hut. SG-Präsidiumsmitglied Philipp Mergenthaler erzählt später: „Auch auf der Haupttribüne waren unsere Fans Gesprächsthema.“ Sie singen in Wechselgesängen mit lauten, bierstarken Stimmen, verlassen den Block und trommeln von außen gegen die Blechwand. Für den Schluss haben sie sich die Polonaise aufgehoben. Es wird diskutiert, gefachsimpelt und herzlich gelacht. Nur eine Regel steht für die Fans ganz oben: „Wir buhen den Gegner nicht aus und wir beleidigen hier niemanden“, so Langbein.

Dorfklub erreicht langsam Kultstatus

Dann nach nur 13 Spielminuten versenkt Pascal Sohm von rechts ins lange Eck zum 0:1. Der Gästeblock tobt, strahlende Gesichter, Freudenschreie, Bier, das vor lauter überschwänglichem Jubel für nasse Pfützen sorgt. Für die Jungs ist jetzt schon eines klar: „Auswärtssieg.“ Doch warum kommen Jungs aus Paderborn, Esche oder Halle zu den Auswärtsspielen der SG, wenn es doch vor deren Nase heimische Klubs wie den SV Meppen, VfL Osnabrück oder den SC Paderborn gibt? Benedikt ist aus Paderborn angereist: „Wir finden Großaspach einfach sympathisch. So wenige und so eine Stimmung? Da müssen wir dabei sein. Wir sind zwar wenige, aber treu!“ Jonas und seine Jungs aus Halle trafen zum ersten Mal in Rostock auf die Aspacher Gemeinschaft: „Wir waren dort im Urlaub, hatten einfach Bock auf Fußball und fanden die SG-Fans einfach so geil, dass wir jetzt zu den Auswärtsspielen im Norden fahren.“ Mergenthaler fasst es so zusammen: „Nach so einem Auftritt wie in Lotte hat man gesehen, dass es auch die Fans im Norden gibt und der Dorfklub langsam Kultstatus erreicht.“

"Der Verein hat immer ein offenes Ohr"

Einerseits. Andererseits berichtet Tilo Tietz, Fanklub-Gründungsmitglied und Hubers Partner als Fanbeauftragter: „Die Zahlen stagnieren, sind gar eher rückläufig.“ Das Problem sei die hohe Dichte an Fußballklubs wie dem VfB Stuttgart oder der TSG Hoffenheim und allgemeinem Profisport. „Der VfB thront hier über allem“, sagt Tietz. Sehr viele Aspach-Fans seien gleichzeitig VfB-Anhänger. Auch Langbein meint: „Wenn der VfB und die SG zeitgleich spielen, hat Großaspach ein Zuschauerproblem.“ Wobei für Tietz der Grund klar ist: „Der Klub hat 1994 fusioniert, spielt seit 2009 in der Dritten Liga – Woher sollen die Fans denn kommen?“ Erst in etwa fünf Jahren rechnet er mit einem leichten Anstieg. „Die Kinder wachsen nun mit dem Verein auf, das ist der Fannachwuchs.“ Begonnen hatte alles 2008, noch zu Oberliga-Zeiten. „Wir waren fünf Freunde, die sich auf dem Sportplatz auf ein Bier und ne Wurst getroffen haben“, erklärt Tietz und fügt an: „Ein ordentlicher Verein direkt vor der Haustür, den wollten wir unterstützen.“ Der Anfang des „Projekts Waldameise“ war schnell gemacht. „Wir sind fußballbegeisterte Jungs, die ehrlichen Fußball lieben.“ Bis heute wird das Verhältnis zwischen Klub und Fangemeinde gepflegt: „Der Verein hat immer ein offenes Ohr und der Kontakt und Austausch ist wichtig.“ Colin Huber ergänzt: „Historisch waren lange Jahre Auswärtsfahrten im Mannschaftsbus üblich, so habe ich auch mein eigenes Fandasein begonnen.“

Das Menschliche gilt auch nach dem Aufstieg

Die Nähe und der Zusammenhalt im Verein spricht laut Tietz für die SG: „Das Menschliche gibt es immer noch, auch nach dem Aufstieg in die Dritte Liga. Man kann mit den Verantwortlichen fachsimpeln, die Spieler sind absolut korrekt. Hier helfen Ehrenamtliche mit, jeder duzt sich. Ich hoffe, der Klub bewahrt sich das, denn das ist einzigartig.“ Auch in Liga drei sind sie noch zu finden: Die lockere Sportplatzatmosphäre, das Begegnen auf Augenhöhe, das Miteinander. Gemeinsam legen die SG-Fans dann auch noch eins drauf. „Ohne Aspach, wär hier gar nichts los“, schallt es lautstark durchs Lotter Stadion und unterstreicht die stolze Bilanz einer langen Auswärtsfahrt: Ein 2:0-Sieg und 90 Minuten Vollgas – auf dem Rasen und dem Beton.

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Aufrufe: 011.11.2017, 19:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Sarah SchwellingerAutor