2024-04-25T14:35:39.956Z

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Trifft am Freitag auf seinen ehemaligen Verein: Sandro Sirigu (links).
Trifft am Freitag auf seinen ehemaligen Verein: Sandro Sirigu (links). – Foto: Tobias Sellmaier

Sandro Sirigus Duell mit der Vergangenheit

Der frühere Bundesliga-Verteidiger erwartet mit Großaspachs Regionalliga-Fußballer seinen Heimatverein SSV Ulm im Fautenhau

„An der Qualität, am Willen, am Teamgeist liegt es nicht.“ Sandro Sirigu sucht selbst nach einer Erklärung, warum der Saisonstart der Großaspacher Fußballer in die Hose gegangen ist. Dabei gehört der 32-jährige Außenverteidiger zu den erfahrensten Spielern der SG Sonnenhof. Auch dank der 36 Erst- und 60 Zweitliga-Spiele für Darmstadt 98. Begonnen hat die Karriere des Deutsch-Italieners allerdings nicht in Hessen, sondern beim SSV Ulm und damit bei dem Klub, den Sirigu und Kollegen am Freitag ab 19 Uhr im heimischen Fautenhau erwarten.
Für ihn ist die Partie kein Spiel wie jedes andere. Nicht nur weil er in der Stadt mit dem höchsten Kirchturm der Welt geboren wurde. „Zwölf Jahre“, lautet ein weiterer Grund. So lange trug er das Trikot der Spatzen. Nach ersten Versuchen beim SB Ulm und beim FV Senden war er ab der E-Jugend beim Schwimm- und Sportverein Ulm 1846 am Ball. Schon als A-Jugendlicher durfte er unter Coach Marcus Sorg, mittlerweile bekanntlich Co-Trainer von Jogi Löw beim DFB, bei den Aktiven ran. Mit dem Klub aus der Donaustadt stieg er als 19-Jähriger unter Trainer Paul Sauter von der Ober- in die Regionalliga auf. Der Ex-Erstligist ist der Heimatverein, dem ein Teil seiner Familie heute noch die Daumen drückt. Das wiederum hatte diese Saison schon einmal nicht ganz so angenehme Folgen. „Da gab’s schon die eine oder andere Stichelei per Handy“, blickt Sirigu aufs 0:6 im Pokal-Halbfinale vor zwei Monaten im Donaustadion zurück und sagt zu der Klatsche: „So etwas kratzt am Ego und am Stolz, da ist man verletzt.“ Eine solche Niederlage gegen die alte Liebe „tut höllisch weh“, gesteht der Routinier und fügt an: „Ich hoffe, wir haben daraus gelernt. Nein, ich weiß, dass sich das nicht wiederholen wird.“ Ein Satz, den er von sich gibt, obwohl es für ihn und seine jetzigen Mitstreiter bisher nicht gut läuft. „Wenn ich wüsste, woran es liegt, dann würde ich’s ändern“, weiß auch er kein Patentrezept dafür, wie die SG aus dem Tief kommt. Ein Grund dafür sei sicher der große Umbruch, über den Sandro Sirigu sagt: „Einen solchen Neuaufbau kannte selbst ich nicht.“

„Fußballerisch war Darmstadt sicher meine schönste Zeit“

Dabei hat er im Fußball auf seinen Stationen in Ulm, beim SC Freiburg, dem 1. FC Heidenheim, beim SV Darmstadt 98 und dem Kurzzeit-Engagement beim Chemnitzer FC bereits viel erlebt. Aufstiege und Titel ebenso wie Abstiege. Besonders geprägt haben ihn die sechs Jahre in Darmstadt, in denen er mit den Lilien erst den Durchmarsch von der Dritten Liga in die Erste Bundesliga schaffte, um nach zwei Jahren in der Eliteklasse wieder in Liga zwei runter zu müssen. „Fußballerisch war Darmstadt sicher meine schönste Zeit.“ Auch weil er bei den Fans überaus beliebt war. Dieses Frühjahr wurde er zum Beispiel in die Lilien-Elf des Jahrzehnts gewählt. Schon zuvor hatte ein Musiker das „Sandro-Sirigu-Lied“ erschaffen. Zur SG-Partie in Alzenau waren gar zehn Darmstadt-Anhänger angereist, um den Verteidiger anzufeuern. „Ich war überrascht und habe mich sehr gefreut, dass sich die Fans die Zeit genommen haben und nach Alzenau gekommen sind. Das ist für mich eine Ehre und zeigt, dass ich in Darmstadt nicht alles falsch gemacht habe.“ In der Tat scheint zwischen 2013 und 2019 eine besondere Beziehung gewachsen zu sein „Ich habe mir nicht umsonst das Lilien-Logo tätowieren lassen.“ Und: „Ich hatte in der Zeit auch Angebote von anderen Vereinen.“ Klubs, die vielleicht ambitioniertere Ziele hatten. Er blieb trotzdem.

Berufliche Zukunft als Kriterium für die SG

Nun hofft er, dass die Zeit in Aspach ähnlich gut wird. Dass er im Fautenhau eventuell eine ähnliche Beliebtheit erlangt wie ein Kai Gehring, mit dem er vor mittlerweile eineinhalb Jahrzehnten in der A- und B-Jugend gemeinsam in der Abwehr des SSV Ulm stand. „Er hat sich gegenüber damals nullkommanull verändert“, sagt der Neue über den nunmehr in seine achte Aspacher Saison gehenden Kumpel aus früheren Tagen und schiebt nach: „Du freust dich einfach, wenn du so jemanden in deiner Mannschaft hast.“ Der alte Weggefährte war es dennoch nicht, weshalb sich der Schwabe vom Donauufer vor dieser Saison für den Regionalligisten vom Rand des Schwäbisch Fränkischen Walds entschied. Viel wichtiger war das Kriterium berufliche Zukunft: „Ich will zwar so lange wie möglich Fußball spielen, aber mit jedem Jahr macht man sich mehr Gedanken über das Leben danach.“ Die SG hat ihm, der in seinen Bundesliga-Jahren nebenher Sportmanagement studierte, den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht. Abseits von seinen Aktivitäten auf dem Rasen, koordiniert und organisiert er den Livestream zu den Regionalliga-Spielen. Eine Aufgabe, „die wegen der Rechte an den Bildern und den unterschiedlichen technischen Möglichkeiten in den verschieden Stadien nicht immer leicht ist.“ Selbst ein technisch versierter und sehr erfahrener Verteidiger gerät bei solchen Verhandlungen manchmal arg in die Defensive. Auf dem Spielfeld will er das morgen unbedingt verhindern, will gegen seinen Heimatklub nicht erneut kläglich die Segel streichen müssen. Erstens, weil „wir in dieser Situation einfach ein Erfolgserlebnis brauchen und am Freitag die Chance haben, das Glück zu erkämpfen.“ Zweitens weil die Familie diesmal aufs Handy „keine Sticheleien, sondern Glückwünsche“ senden soll. Und drittens, weil er zwei Tage nach seinem 32. Geburtstag nicht schon wieder nach Erklärungen dafür suchen will, warum er und die SG leistungsmäßig einfach noch nicht da stehen, wo sie sich selbst sehen.
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Aufrufe: 08.10.2020, 06:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Uwe FlegelAutor