2024-05-08T14:46:11.570Z

Spielbericht
Belel Meslem (rechts) spielte Finthens Emilio Doleschy schwindlig.	Foto: BK/Axel Schmitz
Belel Meslem (rechts) spielte Finthens Emilio Doleschy schwindlig. Foto: BK/Axel Schmitz

Meslem strotzt vor Spielfreude

RWO Alzeys Kapitän demoralisiert beim 4:2-Sieg Fontana Finthen mit zwei frechen Toren

AlZEY. Das Küsschen von der Freundin hätte es für Belel Meslem wahrscheinlich auch dann gegeben, wenn RWO Alzey nicht gewonnen hätte. So aber fühlte es sich besser an. An einem Nachmittag, an dem alles nach den Vorstellungen des Kapitäns des Fußball-Landesligisten lief.

Das Wartbergstadion, bevölkert von etwas über 160 Leuten, leerte sich schon, als Belel Meslem oben auf der Tribüne strahlend das Kompliment annahm, der beste Spieler auf dem Platz gewesen zu sein. Seine Raffinesse führte dazu, dass Fontana Finthen zum Auftakt dieser außergewöhnlichen Saison mit leeren Händen nach Hause fuhr. Meslem hatte beim 4:2-Erfolg seines Teams gleich dreimal die Finger – Entschuldigung: die Füße – im Spiel.

Simon Bumbs 1:0 leitete Meslem mit einem Zuckerpass ein. Sein 3:1 war an Schlitzohrigkeit nicht zu überbieten. Aus 40 Metern schlenzte er den Ball über die Abwehr inklusive Torhüter weg ins Tor. Und kurz nach dem Wechsel schloss er sein energisches Solo erfolgreich ab. Das war das Tor, das die anfänglich keinesfalls schwachen Finther letztlich vollends entmutigte.

Man muss sich das vorstellen: Da liegt Fontana Finthen mit 0:2 zurück. Dann gönnt ihnen Schiedsrichter Lars Busch einen berechtigten Elfmeter und schickt obendrein auch nach Innenverteidiger Philipp Hornung per Roter Karte vom Feld. Yannik Hochhaus schafft per Strafstoß den Anschluss. Die Überzahl sorgt dafür, dass das Spiel kippen könnte. Und dann kommt Belel Meslem und zaubert gewissermaßen aus heiterem Himmel mit dem Pausenpfiff das Leder ins Tor. Und schließlich erstickte er unmittelbar nach dem Wiederanpfiff die besten Vorsätze, indem er das 4:1 nachlegt.

Der 22-Jährige grinste später, als er von seinem Supertor erzählte: „Ich hatte das vorher gesehen, dass der gegnerische Torhüter oft weit vor seinem Tor steht“. Als er dann so kurz vorm Pausenpfiff an den Ball kam, habe er gar nicht lange nachgedacht, sondern das Leder blind im hohen Bogen Richtung Gäste-Kiste geschickt. „Dass der Ball dann reinging, das war perfekt“.

Perfekt war auch das Zuspiel von Max Kimnach vorm 2:0. Der Spielertrainer schnickte den Ball nach einer kurzen Ecke – übrigens von Belel Meslem getreten – parallel zur Grundlinie auf den Elfmeter-Punkt, wo der fleißige Björn Grimm in seiner unnachahmlich athletischen Art die Kugel per Scherenschlag ins Finther Tor donnerte.

Fontana Finthen wollte den Ball ins Alzeyer Tor tragen. Der Aufsteiger kombinierte fleißig und überlistete selten, aber doch nicht nie die RWO-Abwehr. Eine dieser Stafetten führte zum 2:1, allerdings nur indirekt. Dennis Gyamfi-Kumaning hätte das Tor aus kürzester Distanz wohl gemacht, wenn ihn Philipp Hornung nicht mit unlauteren Mittel gestoppt hätte. Schiedsrichter Busch wertete den Einsatz des Routiniers sogar einer Roten Karte würdig. Dessen Comeback nach zweijähriger Verletzungspause war nach 30 Minuten abrupt beendet. „So hatte ich mir das natürlich nicht vorgestellt“, kommentierte der 33-Jährige, der die für die Gesundheit des Gegners absolut ungefährliche Situation etwas anders deutete als der Referee. Er habe nicht nur, wie es Schiedsrichter offenbar sah, mit den Händen, sondern auch mit den Füßen verteidigt. Er hoffe nun auf eine milde Strafe: „Es war ja nicht so, dass ich ihn umgerissen hätte“.

Den Elfer verwertete Yannik Hochhaus sicher. Die Alzeyer, bei denen sich Max Groben für Hornung auf gleich hohem Niveau in die Viererkette einreihte, gerieten trotz der Unterzahl nicht nennenswert in Schwierigkeiten.

Eine bis zum 4:1 unterhaltsame Begegnung verflachte in den letzten 40 Minuten, in denen es nur noch drei Aufreger gab. Da war „der zweite saudumme Elfer, den wir uns einhandelten“, haderte Belel Meslem. Patrick Hochhaus verwandelte. Dann das Fast-5:1 durch den unermüdlich ackernden Björn Grimm sowie die Rote Karte für Lorik Restelica, dem Schiedsrichter Busch eine Tätlichkeit unterstellte. Wirklich dramatisch war die Aktion aber auch nicht.

Lars Weingärtner, in Personalunion mit Max Kimnach Trainer der Alzeyer, äußerte sich nach dem völlig ungefährdeten Auftaktsieg zufrieden: „Wir haben grundsolide gespielt“, kommentierte er. Die Mannschaft habe den Gegner erfolgreich an den Punkten angegriffen, die das Trainerteam im Vorfeld als wunde Punkte ausgemacht hatte.

RWO Alzey: Schneider – Sieker (78. Görlach), Niemann, Hornung, McCaslin – Kimnach, Bumb – Szymkow (33. Groben), B. Meslem (71. Kirchen), Shibuya (88. A- Meslem) – Grimm.

Aufrufe: 06.9.2020, 21:00 Uhr
Claus RosenbergAutor