2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Mario Jost von der SG Nordpfalz bleibt trotz des ersten Saisonsieges seiner Mannschaft realistisch. Er spricht auch über die Zukunft der SG.
Mario Jost von der SG Nordpfalz bleibt trotz des ersten Saisonsieges seiner Mannschaft realistisch. Er spricht auch über die Zukunft der SG. – Foto: Julian Reimann

"Der Zusammenhalt zwischen den Jungs ist überragend"

Nachspielzeit mit Mario Jost +++ Der 44-jährige Trainer der SG Nordpfalz spricht über die Bedeutung des ersten Punktgewinns dieser Saison für seine Mannschaft, über die Zukunft der SG und eine ungewöhnliche Motivationsspritze in der Winterpause

Nahe. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Mario Jost, Trainer der SG Nordpfalz in der A-Klasse Bad Kreuznach. Am 19. Spieltag holten die Spieler der SG Nordpfalz die ersten Punkte der Saison durch einen Sieg gegen den TSV Hargesheim. Im Interview spricht Mario Jost über die Bedeutung dieses Erfolgs für die Mannschaft und darüber, ob der Abstieg nun doch noch zu vermeiden ist. Außerdem sagt er, wie es mit der SG Nordpfalz in den nächsten Jahren weitergeht.

FuPa: Hallo Herr Jost. Es ist gerade einmal wenige Wochen her, als Sie im Rahmen der Wintervorbereitung sagten, dass Ihre Mannschaft die Saison „auf keinen Fall ohne Punkte“ abschließen wolle. Im zweiten Spiel der Rückrunde haben Sie durch den 4:1-Erfolg über die TSV Hargesheim gleich dreifach gepunktet. Sind Sie überrascht, dass es so schnell ging?

Mario Jost: Grundsätzlich bin ich nicht überrascht. Wir hatten eine gute Vorbereitung und waren im Spiel davor gegen Meisenheim ja schon ganz dicht an unserem ersten Punktgewinn. Dass es allerdings ausgerechnet gegen diesen Gegner mit unserem ersten Sieg klappt, hat mich dann aber doch überrascht. Gegen Hargesheim waren wir im Hinspiel chancenlos, das muss man einfach so sagen. Daher muss man festhalten, dass am Wochenende einfach alles gepasst hat: die äußeren Umstände, der Platz, und womöglich hat uns Hargesheim nach dem Resultat in Hinspiel auch ein wenig unterschätzt.

Was hat der erste Saisonsieg in der Mannschaft ausgelöst? Hat sich durch den Erfolg etwas in der Mannschaft verändert?

Der Zusammenhalt zwischen den Jungs war und ist in Anbetracht unserer Situation überragend. Auch die Trainingsbeteiligung ist weiterhin sehr gut. Daher hat sich durch den ersten Saisonsieg eigentlich nicht viel geändert. Eine gewisse Erleichterung ist allerdings schon spürbar. In letzter Zeit mussten wir uns immer mal wieder den ein oder anderen flapsigen Spruch der Kollegen gefallen lassen. Diese kleinen Sticheleien sind jetzt erst mal vorbei.

Auch auf Rückkehrer Niko Frick lagen nach seiner langen Verletzungspause die Hoffnungen für die Rückrunde. Beim Erfolg gegen Hargesheim hat er gleich dreimal geknipst. Was bedeutet seine Rückkehr für ihn und die Mannschaft?

Für Niko ist es einfach wichtig, wieder bei der Mannschaft zu sein und mit seinen Freunden trainieren zu können. In der Hinrunde war er aufgrund seiner Verletzung zeitweise doch ein wenig außen vor. Für die Mannschaft ist es natürlich wichtig, jemanden vorne drin zu haben, der auch mal aus wenig ein Tor machen kann. In der Hinrunde haben wir sehr viele Chancen für unsere Tore benötigt. Niko ist einer, der immer für ein Tor gut ist. Wenn er an die tolle Leistung gegen Hargesheim anknüpft, ist er unheimlich wichtig für unsere Mannschaft.

Die gute Vorbereitung in der Winterpause haben Sie bereits angesprochen. Mit Bedacht wurden Gegner „auf Augenhöhe“ ausgesucht, um den Spielern zu vermitteln, dass sie „keineswegs chancenlos sind“. Welche Rolle hat die Vorbereitung für den gelungenen Rückrundenstart gespielt?

Wir haben wie gesagt eine gute Vorbereitung absolviert. Unsere Mannschaft besteht hauptsächlich aus Freunden und Kumpels, es herrscht ein sehr enger Zusammenhalt. Durch die Vorbereitung sind wir vielleicht sogar noch enger zusammengerückt, die Trainingsbeteiligung war durchweg sehr gut, die Jungs ziehen super mit. Einen Schlüsselmoment außerhalb des Spielfeldes gab es: Bei der Jahreshauptversammlung stand der Opa unseres Kapitäns auf und appellierte an die Mannschaft, dass sie sich trotz der bisherigen Punktlosigkeit in der Rückrunde in jedem einzelnen Spiel so richtig reinhauen und weiterhin zusammenhalten solle. Das war für die Mannschaft und auch für uns nochmal eine Bestätigung, dass wir auf einem guten Weg sind und hat womöglich noch ein paar Prozentpunkte mehr herausgekitzelt.

Ist der Klassenerhalt jetzt doch noch möglich?

Nein, da sind wir ganz realistisch. Unser Ziel ist es, weiterhin zweistellig zu punkten, das können wir auch schaffen. Wenn kein Wunder passiert, spielen wir im Prinzip jetzt schon eine lange Vorbereitung für die kommende Saison.

Was würde ein möglicher Abstieg für die Mannschaft bedeuten?

Wir sprechen aktuell mit jedem einzelnen Spieler. Ein Großteil der Jungs hat uns bereits zugesichert, dass sie auch in der nächsten Saison bei der SG Nordpfalz kicken werden. Ich bin optimistisch, dass die anderen Jungs da bald nachziehen und ebenfalls die Zusage für die kommende Spielzeit geben. Der Kader würde also aller Voraussicht nach weitgehend zusammenbleiben. Man muss allerdings auch sagen, dass die nächste Saison in der B-Klasse dadurch kein Selbstläufer für uns wird. Als Absteiger wird uns automatisch die Favoritenrolle zugeschrieben, das wird dann eine herausfordernde, neue Situation für einige Spieler sein. In dieser Spielzeit waren wir schnell in der Außenseiterrolle und haben nichts mehr zu verlieren.

Wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung des Vereins?

In den kommenden zwei bis drei Jahren wird der aktuelle Kader für uns die Kohlen aus dem Feuer holen müssen, da machen wir uns nichts vor. Unsere nächste Jugendmannschaft ist eine C-Jugend. Bis diese Jungs also möglicherweise von unten nachkommen, dauert es noch circa fünf Jahre. Und man weiß nie, wie viele der Jungs bis dahin dranbleiben und was in der Zwischenzeit so alles passiert. Vielleicht kommt ja auch der ein oder andere Spieler zurück. Alle Abgänge zu anderen Vereinen erfolgten im Guten und nicht wegen, sondern trotz des Trainerteams. Viele ehemalige Spieler wie Levi Luy oder Julian Aff sind immer noch mit unserem Verein verbunden, bestellen Vereinsshirts mit oder schauen auch mal bei unseren Spielen vorbei. Ich denke, das spricht für den Zusammenhalt, der bei uns herrscht.

Wie sieht es mit (weiteren) Neuzugängen aus?

Wir sind natürlich immer bemüht, neue Spieler für unseren Verein zu gewinnen und freuen uns über jeden, der sich uns anschließen möchte. In der Winterpause sind mit Basti und Nick Grünewald zwei 18-Jährige dazugestoßen, die uns sofort weiterhelfen können. Allein im letzten Sommer haben wir allerdings um die 40 Absagen von potenziell interessanten Spielern bekommen. Zugegeben, vielleicht haben wir da auch ein wenig hoch ins Regal gegriffen, aber wir wussten, dass wir viel Qualität verlieren würden. Man muss aber leider auch festhalten: Wenn man als Verein kein Geld zahlen kann, ist es in der heutigen Zeit einfach schwierig, Spieler von einem Wechsel zu überzeugen.

Aufrufe: 012.3.2020, 11:42 Uhr
Tobias MissbrennerAutor