2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

»In dem Moment habe ich gar nicht viel nachgedacht«

VL MITTE: +++ Kinzenbachs Yannik Mohr spricht im Interview über sein Traumtor, die verflixte Schlussphase der SG und die Chancen auf den Klassenerhalt +++

KINZENBACH (thos). Wenn Fußballspiele nicht 90, sondern 80 Minuten dauern würden, hätte die SG Kinzenbach in der Verbandsliga bei seinen jüngsten drei Auftritten zwei Siege und ein Remis eingefahren. Stattdessen ist der Neuling weiterhin sieglos und droht mit lediglich vier Zählern auf dem Konto schnell den Anschluss zu verlieren.

Wie in Langenaubach gab die SG auch unter dem neuen Coach Oliver Dönges in der Nachspielzeit eine Führung aus der Hand. Ein besonderes Match war das 1:1 gegen Germania Schwanheim am Sonntag für Yannik Mohr. Der Innenverteidiger kehrte nach seiner vier Spiele andauernden Rotsperre auf den (Kunst-)Rasen zurück und erzielte nach einem Alleingang über 50 Meter das 1:0 für seine Farben – davor hatte er zuletzt vor über drei Jahren ins Schwarze getroffen. Im Interview spricht Mohr über sein außergewöhnliches Solo und die Lage der SG Kinzenbach im Abstiegskampf.

Gegen Schwanheim meinte einer ihrer Kollegen in der zweiten Halbzeit sinngemäß zu seinem Gegenspieler, man gehöre eigentlich nicht abgeschlagen ans Tabellenende, kassiere aber immer wieder am Ende die entscheidenden Tore. Das lässt an eine sich selbsterfüllende Prophezeiung denken.

So etwas behält man natürlich irgendwo im Hinterkopf. Es ist nicht einfach, wenn man hinten steht, denn meistens ist das Glück dann nicht auf deiner Seite. Unser Coach hat zu uns gesagt, dass wir diese Spiele jetzt abhaken und nach vorne schauen, gut und konzentriert im Training und im Spiel arbeiten und das Glück erzwingen müssen. Ich bin da sehr zuversichtlich, dass in Zukunft solche Gegentore nicht mehr passieren werden.

Vor Ihrem 1:0 hatten Sie den Ball in der eigenen Hälfte am Fuß. Was ging da auf dem Weg bis zum Schwanheimer Strafraum in Ihnen vor?

Ich hatte in den letzten Wochen, in denen ich nicht spielen durfte, viel Zeit zum Nachdenken. Ich hatte mir vorgenommen, 200 Prozent zu geben und zu versuchen, die Sperre wieder gut zu machen. In diesem Moment habe ich gar nicht viel nachgedacht. Ich bin einfach gelaufen und habe gemerkt, dass ich gut durch komme. Vor der Abwehrreihe habe ich kurz gezögert und einen meiner Mitspieler gesucht, aber mich dann doch dafür entschieden weiterzulaufen, da nur noch ein Verteidiger vor mir stand und ich mit Tempo auf ihn zugekommen bin. Beim Abschluss habe ich einfach versucht den Ball ins Tor zu bringen und mich deswegen für einen flachen Schuss mit der Innenseite entschieden.

Erst dieses für Sie als Defensivakteur seltene persönliche Erfolgserlebnis, später der Ausgleich unmittelbar vor dem Abpfiff. Das muss sich im fußballerischen Sinne anfühlen, als käme man vom Himmel in die Hölle.

Ja, ich habe mich sehr gefreut, mal wieder ein Tor zu schießen. Natürlich geht einem dann mal durch den Kopf, wie es läuft, wenn man so ein Spiel dann gewinnt. Nach dem Schlusspfiff war ich selbstverständlich etwas niedergeschlagen, weil wir nur eine Punkt geholt haben.

Stimmt es, dass Ihr Spitzname „Bob“ von der Kinderserie „Bob, der Baumeister“ her rührt und damit zusammen hängt, dass Sie in der Jugend den Ball beim Schuss immer „geschaufelt“ haben?

Ja, das ist schon sehr lange her. Mein damaliger Jugendtrainer Daniel Steuernagel hat mich deshalb so getauft. Aber im Laufe der Jahre habe ich das gut in den Griff bekommen (lacht).

Ihr Team hat fast drei Tore im Schnitt kassiert, vorne fehlt oft die Durchschlagskraft. In welchem Bereich wird unter dem neuen Trainer zuerst der Hebel angesetzt, um die rote Laterne möglichst schnell abzugeben?

Wir arbeiten in erster Linie daran, aus einer gestaffelten Defensive zu agieren, um dann ein schnelles Umschaltspiel nach vorne zu gestalten. Da haben wir schnelle Spieler, die das umsetzen können.

Sofern fünf Verein absteigen werden, beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer bereits satte neun Zähler. Wie sehen Sie die Chancen auf den Klassenerhalt?

Ich für mich persönlich schaue von Spiel zu Spiel. Es ist wichtig alles zu geben und die Vorgaben des Trainers umzusetzen. Dann bin ich fest davon überzeugt, dass wir unsere Punkte holen werden.



Aufrufe: 017.10.2017, 21:10 Uhr
Gießener AnzeigerAutor