2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Vor zwei Jahren führte Ulrich Theuer die SG Hettingen/Inneringen über die Relegation wieder in die Bezirksliga. Jetzt wollen Kapitän Florian Dangel (h-, gelbes Trikot) und sein Team dafür sorgen, dass die SG H/I drin bleibt.
Vor zwei Jahren führte Ulrich Theuer die SG Hettingen/Inneringen über die Relegation wieder in die Bezirksliga. Jetzt wollen Kapitän Florian Dangel (h-, gelbes Trikot) und sein Team dafür sorgen, dass die SG H/I drin bleibt. – Foto: Foto: Thomas Warnack
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Der (Team-)Geist aus der Flasche

Fußball-Bezirksligist SG Hettingen/Inneringen hat ein erstes Zwischenziel erreicht

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Bad Saulgau / sz - Der Ball ruht. Am 29. Oktober hat der Württembergische Fußball-Verband (WFV) entschieden, die Saison zu unterbrechen. Spiele und Training sind untersagt, um die Corona-Pandemie in Griff zu bekommen. Seit einigen Tagen steht fest, dass 2020 gar nicht mehr gespielt wird und es frühestens im Februar 2020 wieder los geht. Die "Schwäbische Zeitung" blickt in der fußballlosen Zeit hinter die Kulissen einiger Klubs. Dieses Mal geht es um den Bezirksligisten SG Hettingen/Inneringen. Die Mannschaft von Trainer Ulrich Theuer steht derzeit auf Position 13, mit vier Siegen und acht Niederlagen aus zwölf Spielen (15:28 Tore/12 Punkte), also knapp über dem "Strich". Das würde derzeit den Klassenerhalt bedeuten.

"So höre ich nicht auf", sagte sich schließlich Ulrich Theuer nach der vergangenen Runde. Schließlich, denn eigentlich hatte er nach drei Jahren sein Engagement beenden wollen - so wie er es eigentlich bislang immer gehalten hat. Doch dann trat der damalige Abteilungsleiter und Spieler Florian Flöß auf den Plan und überzeugte Theuer davon weiterzumachen. Theuer sagte zu. Pointe: Am Ende verließ - zur Überraschung vieler - Flöß selbst seinen Stamm- und Herzensverein SG H/I, wechselte nach Öpfingen, um näher an seinem Wohnort Dornstadt bei Ehingen Fußball zu spielen.

"Florians Abgang tut uns weh", gibt Ulrich Theuer Auskunft, "als Spielgestalter, als Typ. Genauso wie der von Armin Steinhart." Dennoch wäre Theuer nicht er, blickte er nicht nach vorne. "Wir haben eine junge Mannschaft, viele Spieler - bis auf wenige Ausnahmen - sind 23 Jahre und jünger. Wir haben sieben U19-Spieler rausbekommen, gut die Hälfte hat den Sprung geschafft. Wir lernen dazu. Wir sind mit einer A-Liga-Mannschaft in die Saison gestartet, sind jetzt in der Bezirksliga angekommen. Vielleicht hat die SG in zwei Jahren eine Mannschaft, die eine gute Rolle spielen kann", sagt Theuer.

Das Ziel in dieser Saison lautet: "Über dem Strich stehen, nichts anderes", sagt Theuer. Bislang sei er zufrieden. "Natürlich könnten wir ein paar Punkte mehr haben. Vor allem die Niederlage gegen Schelklingen/Hausen (0:1) oder das späte Tor gegen die SG Altheim (1:2) ärgern ihn. "Und unsere Leistung gegen Altshausen/Ebenweiler war desolat. Aber wir haben auch unerwartete Sieg gefeiert, wie in Hundersingen und in Uttenweiler", sagt der aus Nordbaden stammende bekennende KSC-Fan Theuer. "Wir haben uns verschiedene Taktiken zurechtgelegt, die wir je nach Bedarf spielen können. Zuletzt sind wir mit dem 4-5-1 gut zurechtgekommen", plaudert er aus dem Nähkästchen.

Theuer weiß, dass das Hauptproblem derzeit die Offensive ist, trotz Florian Dangel, der in zwölf Spielen schon zehnmal getroffen hat. "Durch den Abgang von Flo Flöß hat es bei Florian Dangel nochmals einen Schnalzer getan. Er konzentriert sich auf Fußball, bekommt Beruf und Sport unter einen Hut. Das ist als Polizist nicht immer einfach. Aber: Er hat mehr Trainingseinheiten denn je." Außerdem sei der Kapitän der unumstrittene Anführer auf und neben dem Platz. "Und die junge Mannschaft will, ist fleißig." Zu Dangel gesellen sich erfahrene Spieler wie Torhüter Johannes Schmidt (38). "Eigentlich wollte Johannes aufhören. Aber auf der Torwartposition hatten wir Pech. Zunächst spielte Sennad Delic - und verletzte sich, dann kam Max Teufel, der neue Abteilungsleiter - und verletzte sich ebenfalls. Johannes kehrte zurück. Auch er verletzte sich zuletzt. Drei Torhüter in zwölf Spielen, für eine Abwehr nicht immer einfach.

An der Offensive arbeite man. "Natürlich wissen wir um das Problem. Unser Ziel war es deshalb, zunächst gut zu stehen. Ziehen wir die Gegentore in Altshausen und Ehingen ab, sieht es ja ganz ordentlich aus", sagt Theuer. "Offensiv haben wir Standards eingeübt. Und gegen Uttenweiler hat das ja gut geklappt. Stand ja auch in der Schwäbischen", sagt Theuer und lacht. Gegen Ehingen habe man das Spiel in acht Minuten verloren. "In den ersten fünf und kurz vor und nach der Pause. Dazwischen hatten wir gute Chancen und vier Pfostenschüsse."

Auch ein Faktor: Die SG Hettingen/Inneringen plagen weniger Verletzungssorgen als in der vergangenen Saison. "Wir hatten bis zu 13 verletzte Spieler", sagt Theuer. Aber für die Verletzungen konnten wir meist nichts. Viele passierten nach Fouls oder unglücklich." Einer der Rückkehrer, die Theuer in absehbarer Zeit mehr Alternativen geben, ist Jan Kempf, der ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss wieder zur Verfügung steht. "Er wollte jetzt wieder spielen", bedauert Theuer den Unterbruch.

Auf der anderen Seite haben gerade einige junge Spieler gezeigt, dass die SG Hettingen/Inneringen auf sie zählen kann. "Niklas Birkle hat sich in der Viererkette hinten links einen Stammplatz erkämpft, Lukas Steinhart hat mit gerade mal 18 Jahren eine gute Halbserie in der Innenverteidigung gespielt. Ben Rösch hat in der vergangenen Saison schon viele Spiele gemacht. Jonas Pröbstle deutet immer wieder an, dass er eines Tages der Nachfolger von Florian Dangel werden könnte. Leider bremste ihn zuletzt eine Sprunggelenksverletzung", nennt Theuer einige Beispiele für SGH/I-Jugend forsch(t).

Mit dem, was nun komme, zum Beispiel Play-Offs, könne und müsse er leben, so Theuer. An der Vorbereitung soll es nicht scheitern: "Die Jungs gehen zwei-, dreimal pro Woche zum Laufen. Aber ich muss sie nicht kontrollieren", appelliert er an die Eigenverantwortung. Schon im Frühjahr trainierte Theuer, als es wieder erlaubt war, in zwei Gruppen zu je einer Stunde. "Wir sind eine Mannschaft, die über die Geschlossenheit kommt", berichtet Theuer.

Dabei hat Theuer ein weiteres Motivationsmittel parat: hausgemachten Schlehenlikör. "Kriegen sie einen, lassen die jedes Bier stehen", sagt Theuer und lacht. "Florian Dangel habe ich gesagt: Triffst du gegen Öpfingen, kriegst du ein kleines Fläschchen extra. Er hat dann alle vier Tore gemacht. Das Fläschchen wurde etwas größer..." Und Theuer wäre wohl nicht böse, müsste er in der zweiten Saisonhälfte noch das eine oder andere Fläschchen an einen Spieler rausrücken.

Aufrufe: 05.12.2020, 02:00 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor