2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview

Es musste Veränderungen geben

Nach der durchwachsenen Serie wird Possendorf-Trainer Jens Wagner auf dem Transfermarkt aktiv ? und holt seinen Torjäger zurück.

Die vergangene Saison war in der jüngeren Possendorfer Fußball-Geschichte eine der schlechteren: Bis zum Schluss kreiste das Abstiegsgespenst über dem „Poisenblick“. Letztlich hielt die SG Empor mit Rang neun und drei Punkten Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz die Klasse. Für Trainer Jens Wagner kam die sportliche Talfahrt nicht überraschend, zumal Torjäger Andre Heinisch 2015 Empor verlassen hatte. Doch der kehrt nun aus Radebeul zurück.

Herr Wagner, wie fällt Ihr Saisonresümee aus?

Es war die erwartete schwere Saison. Dass wir aber bis zum letzten Spieltag bangen mussten, hatten wir uns selbst zuzuschreiben. Nehmen wir nur die beiden Spiele in Strehla und zu Hause gegen Lichtenberg. Die haben wir beide klar und verdient, weil leidenschaftslos, verloren und somit sechs Punkte verschenkt. Zudem waren wir immer wieder Ausfällen ausgesetzt und bekamen dadurch niemals Ruhe in die Mannschaft.

In welchen Spielen kam das Team Ihren Vorstellungen am nächsten?

In keinem, wenn man das Augenmerk auf das Spiel legt. Das war aber auch meist nicht möglich. In puncto Leidenschaft und Teamwork fällt mir spontan das Heimspiel gegen Gröditz ein. Hier hatte ich mich in der ersten Halbzeit mit unserem Spielsystem etwas verzockt und wir lagen 0:2 hinten. Wie die Jungs dann das Ergebnis nach der taktischen Umstellung mit Herz und Leidenschaft noch in ein 3:2 umgebogen haben, war schon klasse.

Wie groß war die Erleichterung nach dem letzten Punktspiel in Coswig?

Ich war echt froh, als der Schiedsrichter abpfiff und wir ein 1:1 erkämpft hatten. Wie wichtig der Punkt war, merken wir jetzt beim freiwilligen Heidenauer Landesliga-Abstieg. Plötzlich wissen die Meißner nicht, ob sie drin bleiben. Ich hatte vier Wochen vor unserem letzten Spiel ein Gespräch mit einem Heidenauer Verantwortlichen und ahnte danach, was dort passieren könnte. Ich denke, jetzt wissen meine Jungs, warum ich vor dem Coswig-Spiel so einen Druck gemacht habe...

Welche Ihrer Spieler bekommen die Bestnote?

Eine Bestnote zu verteilen wäre nach so einer Saison nicht richtig. Aber die Jungs und ich wissen, dass wir als Mannschaft durch diese schwierige Zeit gegangen sind. Und so etwas prägt im positiven Sinn. Das hat man in den drei Tagen unserer Abschlussfahrt ganz deutlich gemerkt.

Die Landesklasse Mitte stellt keinen Aufsteiger, sowohl Staffelsieger Sebnitz als auch sämtliche potenzielle Nachrücker haben verzichtet. Macht ein sportlicher Wettstreit so überhaupt einen Sinn?

Das betrachte ich differenziert. Auf der einen Seite hat man von einigen Vereinen noch zu Jahresbeginn gelesen, dass zum Beispiel ein Klub aufgrund seiner Tradition in die Landesliga gehöre. Ein anderer Verein sprach davon, wenn die Chance da sei, man diese auch nutzen würde. Als es dann um Entscheidungen ging, klang es auf einmal ganz anders. Andererseits verstehe ich jeden Verein, der den Weg in die Landesliga nicht geht, da diese Liga eigentlich pure Geldverschwendung ist. Das kann sich doch nur ein kleiner Teil der Vereine leisten. Wir reden hier über angeblich 50 000 bis 100 000 Euro Budget. Im Freizeitsport!

Sind die Verbände gefragt?

Wir Freizeit-Fußballer gehören dem weltweit größten und reichsten Sportverband an und erhalten keinerlei Anreize oder finanzielle Unterstützung, um ein maximales sportliches Ziel zu verwirklichen. Vielmehr werden Wechselgebühren einfach festgelegt, wo ein Spieler, wenn er zu einem Landesklasse-Verein wechseln möchte, 750 Euro dem abgebenden Verein einbringen soll. Steige ich als Verein in die Landesliga auf und will beziehungsweise muss einen Spieler verpflichten, kostet dieser dem Verein durch den Aufstieg plötzlich 1500 Euro! Da muss einfach ein Umdenken beim Verband stattfinden.

Und die Spieler?

Die meisten wollen schon so weit oben spielen, wie es geht. Dass da bei einigen Jungs in den verschiedenen Vereinen die Lust weg war, als es bekannt wurde, dass ihr Verein nicht aufsteigen will, ist normal. Von daher war die Saison nur bedingt interessant, denn es ging nur um die Absteiger.

Wird es in Ihrem Team Veränderungen beim Personal geben?

Ja, die musste es geben. Sascha Pöschel geht nach Reinhardtsgrimma, Kai Eisenbeiß zu den Reinickendorfer Füchsen, Oliver Göschick schließt sich Blau-Weiß Zschachwitz an und Andre Büttig spielt zukünftig in unserer zweiten Mannschaft. Neuzugänge gibt es bisher acht. Andre Heinisch, unser mit Abstand bester Torschütze der Saison 2014/15, kehrt aus Radebeul zurück. Mit ihm kommt auch Max Küttner aus der Karl-May-Stadt. Philipp Wagner wechselt vom Heidenauer SV zu uns, Pierre Oertel vom SV Liebstadt und Philipp Seddig vom SV Wesenitztal. Hinzu kommen Marcus Oddoy vom Dorfhainer SV, Philipp Telle von Einheit Dresden-Mitte sowie Stefan Zabel aus Rauschwalde.

Wann startet die Vorbereitung für die neue Spielzeit am „Poisenblick“?

Erst einmal rückt unser bisheriger Spieler Thomas Kühne in das Trainer-Team auf. Am Abend des 5. Juli starten wir in die Vorbereitung. Der erste Test steht zu Hause am 10. Juli gegen die Sportfreunde 01 an. Später testen wir daheim noch gegen Zschachwitz, Rotation Dresden, Dippoldiswalde sowie auswärts bei Hellerau-Klotzsche und in Weixdorf.

Und wo verbringt Familie Wagner den Sommerurlaub?

Wir waren die letzten sieben Jahre immer in der Türkei, aber dort ist es uns jetzt „zu heiß“. Daher fliegen wir nach Kreta und freuen uns absolut auf diese 14 Tage, zumal auch unser Sohn Max nochmal dabei ist.

Aufrufe: 04.7.2016, 16:10 Uhr
Jürgen SchwarzAutor