2024-05-02T16:12:49.858Z

Rote Laterne
Gefrusteter Griff zum Rechenschieber: Das 4:4 gegen Gimbsheim darf bei der SG Eintracht kräftig gefeiert werden. Trainer Franz Graber weiß aber, dass es im Kampf um den Klassenerhalt wohl nicht mehr hilft.	Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke
Gefrusteter Griff zum Rechenschieber: Das 4:4 gegen Gimbsheim darf bei der SG Eintracht kräftig gefeiert werden. Trainer Franz Graber weiß aber, dass es im Kampf um den Klassenerhalt wohl nicht mehr hilft. Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Mit Lust im Ligakeller

SGE Herrnsheim möchte nicht als Schießbude enden / Graber: Abstieg kein Beinbruch

Herrnsheim. Acht Tore, zwei Platzverweise. Die eigene Mannschaft - je nach Standpunkt - mal in Führung, dann wieder am Abgrund. Und in der Schlussminute der Treffer, der eine Seite zum ,,gefühlten", die andere zum scheinbaren Verlierer macht. Das Duell der Fußball-Bezirksliga zwischen der SG Eintracht Herrnsheim und dem SV Gimbsheim hatte am Samstag alles, was so ein Derby eben ausmacht. Und so brachen sich speziell auf Herrnsheimer Seite natürlich die Emotionen ihre Bahn, als Kai Hebenstreit in der Nachspielzeit den 4:4-Endstand markierte. Vergessen war da kurzzeitig, dass der SG Eintracht ein Punkt im Abstiegskampf schon längst nicht mehr weiter hilft.

Egal. Auch Mike Holzemer lag sich mit Franz Graber in den Armen. Für die beiden Verantwortlichen bei der SGE war nämlich eines nicht minder wichtig: ,,Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie lebt und Moral hat." Das ist keine Selbstverständlichkeit, stehen die Vorortler doch mit jetzt gerade mal sieben Punkten bei zehn Zählern Rückstand hilflos am Tabellenende. Holzemer macht auch niemandem etwas vor: ,,Wir haben wenig Hoffnung, noch die Klasse zu halten." Als Schießbude wolle man sich aber nicht aus der Liga verabschieden. Und genau deshalb freut sich Holzemer, dass sich die Mannschaft nicht aufgegeben hatte, als scheinbar alles gegen sie sprach. Nach dreimaliger Führung durch Tore von Gerlando Lauricella (5.) sowie Süleyman Kaplan (23., 59.) hatte Matteo Monetta dem Doppelpack von Bildiz Yildiz (7., 53.) noch einen Doppelschlag folgen lassen (75., 78.). Doch dann kam eben Hebenstreit - 4:4 (90.+2).

In den Augen von Franz Graber war es schon ein wenig kurios, dass es ausgerechnet der Oldie war, der - ohne Training - das Remis rettete. Irgendwie passe das ins Bild. ,,Wir müssen Woche für Woche improvisieren", schnauft der Trainer, der von einem Seuchenjahr spricht - und etwa auf langfristige Ausfälle von Bayram Kaplan und Malke Önder verweist. Wirklich zehn Punkte schlechter als die Konkurrenz sieht in Herrnsheim die eigene Mannschaft niemand. ,,Wir haben nur das Pech, dass wir nicht den verdienten Ertrag einfahren", sagt Holzemer, der als beispielhaft die überlegene Vorstellung gegen Schott II nennt. Die ging durch einen unglücklichen Standard verloren.

Mit dem sich abzeichnenden Abstieg kommt Graber (,,rein rechnerisch ist es ja noch nicht zu spät") mittlerweile ganz gut klar, da ihn die allgemeine Situation rund um den Schlosspark zuversichtlich stimmt. ,,Ich denke, ein Abstieg wäre kein Beinbruch", sagt er: ,,Das Drumherum macht Spaß."

Überzeugt ist der Trainer auch, dass Herrnsheim auf Sicht mehr als einen Bezirksliga-Absteiger hergibt. Er selbst möchte daran werkeln, dass es schnell wieder nach oben geht. ,,Wir werden nächstes Jahr eine gute Truppe zusammen haben", zeigt er sich überzeugt - und wird in dieser Annahme durch Mike Holzemer gestützt. Der Abteilungsleiter setzt dabei auch auf die ersten Früchte, die die forcierte Jugendarbeit mittlerweile abwirft. ,,Wir haben jetzt 120 Jugendliche in acht Mannschaften", listet er auf - und führt den möglichen B-Klassen-Aufstieg der Zweiten als eine positive Konsequenz an. Der Sprung von Jugend oder Reserve in die Bezirksliga sei zwar groß, Beispiele wie jetzt Torwart Marco Gießmann oder Alexander Plötz dokumentieren aber eine wachsende Verzahnung. Die beiden Youngster haben das 4:4 gegen Gimbsheim auf dem Platz munter mitgefeiert.



Aufrufe: 024.3.2015, 06:30 Uhr
Carsten SchröderAutor