2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Pascal Loschke, Kassels jüngster Hessenliga Schiedsrichter
Pascal Loschke, Kassels jüngster Hessenliga Schiedsrichter

Im Gespräch mit Pascal Loschke

FuPa sprach mit Kassels derzeit jüngstem Hessenligaschiedsrichter

Wir sprachen mit dem 24 jährigen Hessenligaschiedsrichter über sich, seinen Job als SR und die Aussichten im Nachwuchsbereich.

Pascal, zum Einklang gleich die Frage die besonders junge, angehende Schiedsrichter interessieren dürfte. Was hat dich motiviert Schiedsrichter zu werden?

"Ich hatte damals mit 14 Jahren, als ich beim Spielverein 06 noch aktiver Spieler war, nicht mehr wirklich Lust und die Motivation selber Fußball zu spielen, wollte aber aus Freude am Sport weiterhin dem Fußball erhalten bleiben. Also wollte ich damals einfach was neues ausprobieren. Im Gegensatz zu manch anderen jungen Schiedsrichtern wurde ich damals nicht von Vereinsfunktionären angesprochen, sondern wollte damals einfach Schiedsrichter werden. Also wartete ich bis zum nächsten Schiedsrichterneulingslehrgang, meldetet mich an und absolvierte die Prüfung mit 15 Jahren."

Du bist seit 2005, also seit deinem 15 Lebensjahr, als Schiedsrichter tätig. 2009 hast du deinen ersten „Aufstieg“ in die KOL gefeiert. Nur ein Jahr später folgte die nächste „Beförderung“ in die Gruppenliga. Hier warst du zwei Spielserien im Einsatz, bevor du mit 21 Jahren in die Verbandsliga aufgestiegen bist. Erneut gute Leistungen waren dann das Kriterium für den nächsten Aufstieg in Deutschlands höchste Amateurspielklasse, die Hessenliga. Eine beeindruckende „Karriere“ mit deinen 24 Jahren. Wie kam`s dazu?

"Ehrlich gesagt müssen dies wohl andere Leute beurteilen, aber ich denke ich habe mich früh in der Rolle als Schiedsrichter wohl gefühlt und meine Leistungen wurden wohl nicht als schlecht eingestuft. Sicherlich kamen mir auch die Förderungen in den einzelnen Spielzeiten durch den HFV zu gute. Einzelne Förderkader haben mir sehr bei der Entwicklung geholfen, sodass ich früh die geforderten Leistungen zeigen und abrufen konnte. Auch hatte ich einige Unterstützer die mir auf diesem Weg geholfen haben und denen ich dafür sehr dankbar bin. Vielleicht kann ich mich auch immer noch ein Stück weit in die Rolle als Spieler hineinversetzen, was mir sicherlich kein Nachteil in den letzten Jahren war und ist."


Du bist als HL Schiri mit deinen Kollegen Wisam Awada und Ralf Orschulok einer der drei ranghöchsten Schiris im Kreis Kassel. Du kommst viel rum und leitest auch öfter mal Spiele der VL, GL, KOL und auch diverser Jugendspiele.

Was macht für dich als Schiedsrichter den Unterschied in den unterschiedlichen Ligen aus?

"In der Hessenliga und auch Verbandsliga wird mittlerweile ein sehr hohes taktisches Verständniss gefordert, dies macht sich dann auch in den einzelnen Spielen bemerkbar. Dort kann dann schon ein kleiner individueller Fehler das Spiel entscheiden. Dadurch muss man natürlich auch als Schiedsrichter fit und in jeder Sekunde des Spiels höchst konzentriert sein. Größtenteils hat man in diesen Ligen dann auch schon ein hohes professionelles Verhalten der Spieler, sodass man sich diesem natürlich „anpassen“ muss. Ich denke ab der Gruppenliga abwärts erkennt man dann doch schon einen Unterschied, vor allem im spielerischen Potential der Mannschaften. Dennoch werden auch in diesen Ligen teilweise attraktive Spiele geboten, da sich viele gute Einzelspieler in den Mannschaften befinden."


P.Loschke im Einsatz: Hier bei bei der GL Spitzenpartie TSG Sandershausen : SG Schauenburg

Wie empfindest du den Umgang untereinander auf den Plätzen? Gibt es da von Liga zu Liga Unterschiede?

"Wie ich eben schon erwähnte ist der Umgang in der Hessen- und Verbandsliga schon sehr professionell. Die Spieler verhalten sich im Spiel teilweise schon anders in Bezug auf Fouls oder Kommunikation. Man kann dort als Schiedsrichter auch einmal etwas sagen ohne das dies gleich falsch verstanden wird. Aber ich denke das wir, größtenteils, im nordhessischen und hessischen Raum ein positives, sportliches und faires Verhalten in Bezug auf Umgang und Ton untereinander haben. Durch einige Austauschspiele in anderen Bundesländern bin ich zu dieser Erfahrung gekommen. Aber ich habe persönlich mit diesen Dingen relativ wenig Probleme, es gehört schließlich auch dazu das man sich nach dem Spiel (auch mal über andere Dingen) unterhält. Und mit der Zeit kennt man sich ja auch und man weiß wie der andere immer mal tickt und kann dies auch richtig einordnen."

Die Vorbereitung auf das Spiel. Ist die immer die gleiche oder bereitest du dich jeweils individuell auf deine Spiele vor? Unabhängig davon das du bei Spielen unterhalb der Gruppenliga keine Assistenten zur Verfügung hast.

"Ich reise grundsätzlich 1,0 bis 1,5 Stunden vor den Spielen an, meist mit Assistenten. Sicherlich schaue ich mir vor den Spielen auch den Tabellenstand an und denke an vergangene Spiele der Mannschaft, in denen ich Sie gepfiffen habe. Vor dem Spiel gehört dann auch die Absprache mit meinen Assistenten."

Wie siehst du die emotionelle Entwicklung auf den Plätzen? Zuschauer und Spieler treten immer öfter negativ in Erscheinung. Macht man auch hier innerhalb der Ligen unterschiedliche Beobachtungen?

"Ich denke das sich diese Entwicklung tatsächlich negativ entwickelt hat. Man liest ja teilweise monatlich oder phasenweise sogar wöchentlich von neuen Ausschreitungen unter Spielern oder Attacken auf Schiedsrichter in Amateurklassen. Meiner Meinung spielt hier nicht immer das sportliche eine Rolle, sondern es werden viel persönliche Probleme mit in diese Aktionen gebracht. Wie ich eben schon erwähnte, wird in den höheren Spielklassen ein sportlicher, professioneller und größtenteils positiver Umgang an den Tag gelegt, also hatte ich persönlich auch noch keine Erfahrung zu dieser Entwicklung. Aber um die bekannten Probleme zu lösen, sollte man sich immer vor Augen halten das wir im Endeffekt Woche für Woche alle aus dem selben Grund auf den Platz stehen. Nämlich aus Freude an unserem Sport. Ich denke wenn sich dies wieder alle Akteure (Spieler, Schiedsrichter, Trainer/Betreuer und auch Zuschauer) vor Augen halten wird dieser Trend in Zukunft wieder positiver ausfallen."


Hier als Leiter der Hessenligapartie FC Eschborn : RW Hadamar

Wie beurteilst du die Situation um den Schiedsrichter Nachwuchs?

"Ich denke qualitativ müssen wir uns um den Schiedsrichter Nachwuchs in Deutschland keine Gedanken machen. Dies zeigt auch das immer mehr junge Schiedsrichter den Sprung in die höheren Spielklassen schaffen. Allerdings fehlt es leider an der Anzahl von Nachwuchsschiedsrichtern in Deutschland. Viele Spiele können leider nicht mehr mit ausgebildeten Schiedsrichtern besetzt werden."

Warum ist das deiner Meinung nach so?

"Ich denke das sich viele vor der Aufgabe als Schiedsrichter immer noch sträuben. Es ist zwar immer leicht daher gesagt, aber ich kann nur sagen das man sich wirklich menschlich und persönlich weiterentwickelt. Die Erfahrungen die man macht und der Kontakt zu Spielern und Verantwortlichen kann einem nicht mehr genommen werden. Also an alle, die die Aufgaben als Schiedsrichter reizen könnte, im Januar 2015 gibt es einen Neulingslehrgang im Kreis Kassel und es gibt noch freie Plätze!"

Darauf haben wir bereits in einem Artikel hingewiesen.

Schiedsricherneulingslehrgang

Wie beurteilst die Qualität unserer Nachwuchsschiedsrichter insgesamt. Hältst du persönlich es für richtig, junge Schiedsrichter- du bist ja selbst einer der den Sprung in die HL mit jungen Jahren geschafft hat- in das Haifischbecken der höheren Ligen zu schmeißen oder läuft man da Gefahr das junge Kollegen dort eher verheizt werden?

"Wie ich schon gesagt habe müssen wir uns aufgrund der guten Aus und Fortbildungen keine Sorgen um die Qualität machen. Sicherlich gehört auch mal ein schlechter Tag als Schiedsrichter dazu, aber gerade aus diesen Spielen zieht man die meiste Erfahrung.

Ich denke das dies von Persönlichkeit zu Persönlichkeit unterschiedlich ist. Mir persönlich haben die frühen „Aufstiege“ gut getan, sodass ich heute bereits von den Erfahrungen in diesen Spielklassen profitiere. Für andere dagegen ist es vielleicht besser sich noch das ein oder andere Jahr in der nächstmöglichen tieferen Spielklasse weiterzuentwickeln."

Was empfiehlst du jungen Nachwuchsschiedsrichtern, bzw. was würdest du einem Nachwuchsschiedsrichter mit auf den Weg geben?

"Auch nach schlechten Tagen nicht den Kopf in den Sand stecken. Diese Erfahrung hat mir selber viel genutzt. Des weiteren natürlich in jedem Spiel 100% geben, so kann man aus eigenen Fehlern lernen und man diese auch meist richtig einordnen. Fortbildungen und Lehrabende in Anspruch nehmen, hier kann man sich, auch mit älteren Kollegen, über Spiele und Erfahrungen austauschen und erhält ein Feedback."

Zum Abschluss noch ein paar ganz persönliche Fragen:

Das schönste und das negativste Erlebnis für dich in deiner bisherigen Zeit als Schiedsrichter?

"Das schönes Erlebnis war sicherlich das erste Hessenliga Spiel im August 2012, damals in Hünfeld. Aber auch die beiden Kreispokal Partien 2010/11 und 2011/12 zwischen KSV Baunatal und KSV Hessen Kassel vor größeren Zuschauerkulissen die jeweils erst im Elfmeterschießen bzw. in der Verlängerung entschieden wurden. Zusätzlich war der Sunexpress Cup im Januar 2014 in der Kasseler Eissporthalle ein schönes Erlebnis."

"Als negatives Erlebnis bleibt mir leider ein B-Jugendspiel in meiner Anfangszeit in Erinnerung. Unabhängig von meiner Leistung in diesem Spiel fingen sich gegen Ende des Spiels mehrere Spieler an, sich gegenseitig körperlich zu attackieren. Das Spiel wurde damals, so glaube ich, mit 8 gegen 9 beendet."

Bist du noch ambitioniert höherklassig Spiele zu leiten oder ist die HL für dich Endstation?

"Natürlich will man als 24 Jähriger noch „höher kommen“ und dies muss auch für mich persönlich das Ziel sein. Aber zunächst gilt es in jeder Saison und jedem Spiel Leistung zu bringen und erst dann kann man auch auf höhere Aufgaben hoffen."

Wie lange haben es Hessens Fußballer noch mit dir als Unparteiischen zu tun?

"Schauen wir mal was die Zeit noch mit sich bringt aber die Chancen stehen gut das die Fußballer sich noch einige Zeit mit mir ärgern müssen. :-)

Dein Vorbild?

Knut Kircher.

Freistoßspray...Sinn oder Unsinn?

"Am Anfang hielt ich es ehrlich gesagt für sehr gewöhnungsbedürftig. Aber mittlerweile halte ich es für sinnvoll, dies zeigt ja auch die Quote in der Bundesliga das seit Einführung des Spray mehr Tore durch Standards gefallen sind."


Torlinientechnik?

"Dafür!"

Pascal, FuPa dankt dir für das interessante und ausführliche Interview, wünscht dir auch künftig viel Spaß und Erfolg als Schiedsrichter und weiterhin „gut Pfiff“!

"Ich bedanke mich auch für das nette Interview und wünsche allen Fußballern und deren Familien eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins Jahr 2015, vor allem viel Gesundheit. Bleibt auch im neuen Jahr fair und sportlich."

Aufrufe: 09.12.2014, 15:29 Uhr
Toni HeistAutor