Finanzen, Kader, Trainer: Vor dem Duell zwischen dem TSV 1860 und Dynamo Dresden vergleichen wir die beiden Ex-Bundesligisten. An der Seitenlinie sind zwei Starkstrom-Typen.
Auch in Dresden haben Chaos und Misserfolg eine beachtliche Tradition. Seit 20 Jahren pendelt der achtfache DDR-Meister zwischen Zweiter und Dritter Liga. Nach dem jüngsten Absturz soll mit neu formierter Mannschaft die sofortige Rückkehr gelingen. Ein Projekt, das nach drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen schon einige Schrammen abbekommen hat. Unser Vergleich vor dem Duell am Sonntag (15. November):
Finanzen: Der TSV 1860 kann dank der Corona-Kreditlinie von Investor Hasan Ismaik, der knapp 11000 verkauften Dauerkarten und der Verdopplung des Sponsoring-Etats der Bayerischen zwei Jahre ohne Existenzängste planen, auch Dresden könnte es wirtschaftlich schlechter gehen. Klubsprecher Henry Buschmann zur tz: „Es gibt wahrscheinlich keinen Drittligisten, der finanziell so gesund ist wie Dynamo. Wir planen zwar mit einem Jahresverlust von sechs Millionen Euro, sind aber entschuldet und haben mehr als zehn Millionen Euro Eigenkapital auf dem Konto.“ Auf eine Dauerkarten-Aktion verzichtete Sachsens Zuschauermagnet. Buschmann: „Unsere Fans sind solidarisch, aber wir wollten die Leute nicht ausnutzen und Luft verkaufen.“
Kader: Dresden bestimmte die Drittliga-News in der abgelaufenen Transferperiode. Über 20 Abgängen (incl. Leihspielern) standen 14 Zugänge gegenüber, darunter der ehemalige Löwen-Profi Yannick Stark (aus Darmstadt gekommen) und die bei 1860 ausgebildeten Philipp Hosiner, Christoph Daferner und Patrick Weihrauch. Vom Branchenportal transfermarkt.de wird der Dynamo-Kader auf einen Gesamtwert von 8,78 Millionen Euro taxiert, Platz zwei hinter den nicht aufstiegsberechtigten „kleinen“ Bayern (31,58 Mio.). Die Löwen liegen mit 4,90 Millionen auf Platz 15 - zwischen Mannheim und Meppen.
Trainer: Wie der TSV 1860 mit dem phonstarken Michael Köllner (50) haben auch die Dresdner im zwei Monate jüngeren Markus Kauczinski einen herzhaften Starkstrom-Typen an der Seitenlinie. Der gebürtige Gelsenkirchener, nach erfolgreichen Jahren beim KSC in Ingolstadt und St. Pauli gescheitert, sammelte beim Dynamo-Anhang im Sommer Pluspunkte, als er die semi-clevere Frage von Sky-Reporter Markus Lindemann nach dem „theoretisch noch möglichen Klassenerhalt“ vor dem letzten Spiel (bei drei Punkten und 14 Toren Rückstand auf Platz 16) knackig mit „Wollen Sie mich jetzt hier verarschen, oder was?“ konterte.