2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

Im Freizeitfußball regieren Angebot und Nachfrage

2. Hauptvorsitzender der SG 03 Ludwigslust/Grabow hält aktuelle Entwicklung im regionalen Männerbereich für „ungesund“

Die Fußballer hierzulande stehen in den Startlöchern. Am Wochenende werden die ersten Meisterschaftspunkte der Saison 2017/2018 ausgespielt. Dann fiebert auch Björn Kasch wieder Woche für Woche mit.

Seit 20 Jahren ist der Vermessungsingenieur, den es 1991 aus beruflichen Gründen nach Ludwigslust zog, in ehrenamtlicher Funktion aktiv. Ab 1997 zunächst als Jugendwart beim SSV Lindenstadt Ludwigslust, seit der Fusion mit dem Grabower FC im Jahre 2003 bei der SG 03 Ludwigslust/Grabow, wo er inzwischen über die Abteilungsleitung Fußball hinaus als 2. Hauptvorsitzender amtiert. Mit knapp 1000 Mitgliedern zählt der Verein zu den größten im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Rund die Hälfte sind aktive Kicker. Seinen „runden Geburtstag“ hat Kasch einmal zum Anlass genommen, sich ein paar Gedanken zur Entwicklung im regionalen Fußball zu machen. Herausgekommen ist eine kritische Betrachtung. Wobei der 53-Jährige gleich vorweg schickt: „Ich maße mir nicht an, andere zu kritisieren. Das steht mir gar nicht zu. Es geht um gesammelte Erfahrungen, darum, aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen.“

Die Vereinsfusion sei mit verschiedenen Zielen verbunden gewesen. Dem sportlichen Ehrgeiz von damals werde man in einem wesentlichen Punkt bis heute gerecht. „Seit 2001 ist die SG 03 immer mit mindestens einer Nachwuchsmannschaft in der höchsten Landesspielklasse vertreten. In der vergangenen Saison haben unsere C-Junioren die Meisterrunde der Verbandsliga auf Platz drei abgeschlossen. Darauf sind wir stolz.“ Perspektivisch sollte aber auch im Männerbereich der Sprung in die Verbandsliga angestrebt werden. „Das Ziel sehe ich eher in weiter Ferne, als in näherer Zukunft. Das hat ausschließlich wirtschaftliche Gründe.“ Einen Verein so zu strukturieren, dass man alle Altersklassen von den jüngsten Kickern bis hin zu den Alten Herren mannschaftlich besetzen könne und gleichzeitig den hohen selbst gesteckten Qualitätsanspruch zu erfüllen, erfordere einen großen Aufwand. Da müssten schon alle Rädchen ineinandergreifen. „Organisation und Infrastruktur müssen stimmen. Du brauchst qualifizierte Übungsleiter und – ganz wichtig – mitziehende Eltern.“ Ein wesentliches Stichwort sei auch die Nachhaltigkeit. „Wenn du nicht schon im Nachwuchs ansetzt, sprich dort auf entsprechendem Niveau arbeitest, wo soll dann die Qualität im Männerbereich herkommen.“ Natürlich könne man sich in diesem Abwägungsprozess von vorn herein ganz auf die Männer konzentrieren und die Gelder dafür aufsparen. Das dürfe aber nie das Ziel eines Freizeitvereins sein, als den sich die SG 03 sieht. „Da geht es doch auch um eine soziale Aufgabe. Gemeinsam Spaß haben, Kinder und Jugendliche für eine Teamsportart begeistern und sie dann auch bei der Stange halten.“ Wenn es um sportlichen Ehrgeiz gehe, lande man automatisch wieder beim Qualitätsanspruch. In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern mit vielen Nachwuchsmannschaften auf Landesebene aktiv zu sein, erfordere einen hohen finanziellen Aufwand. Und auch wenn das unterstützende Engagement aus der Wirtschaft ja da sei, bleibe nicht genügend übrig, um daneben im Männerbereich wettbewerbsfähig auf höchstem Niveau anzugreifen. Wie sehr sich inzwischen das Prinzip von Angebot und Nachfrage auf dieser Ebene niederschlage, habe man bei der aktuellen Kaderzusammenstellung und Trainersuche erfahren müssen: „Da ist mittlerweile ein Wettbewerb entstanden, der ungesund ist. Sehen wir einmal vom eigenen Nachwuchs ab. Die Tatsache, dass immer weniger Spieler auf dem ,Markt’ sind, führt zu überzogenen Forderungen.“ Das sei ein fragiles Gebilde, man laufe immer Gefahr, dass im Falle des Scheiterns der ganze Laden, sprich eine Mannschaft oder gar ein ganzer Verein, zusammenbreche.

Kasch möchte sich aber keinesfalls als Schwarzseher betätigen: „Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Es wird zu viel nach einem ,immer mehr’ geschaut. Wenn du einen Status quo erhalten kannst, so ist das doch als sehr positiv einzuschätzen, hast du doch schon viel geschafft.“ Die Entwicklung bei der SG 03 Ludwigslust/Grabow stuft er als durchaus stabil ein. Wenn es im Männerbereich dann doch noch einmal weiter nach oben gehen solle, müsse Geld in die Hand genommen werden, das aus seiner Sicht nur von außen kommen könne. Idealerweise von einem Sponsor, der ohne Eigennutz Sport, Verein und Region unterstützen wolle. Jetzt fiebert der Fußball-Abteilungsleiter der SG 03 erst einmal der neuen Saison entgegen, freut sich auf begeisterte E- und F-Jugend-Kicker ebenso wie auf die „neue“ Landesliga, in der sich das Männerteam „hoffentlich gut in Szene setzen kann.“

Aufrufe: 031.7.2017, 18:00 Uhr
Thomas WillmannAutor