2024-05-10T08:19:16.237Z

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Es war einmal...oben auf dem Daute(n)berg.	Foto: Schepp
Es war einmal...oben auf dem Daute(n)berg. Foto: Schepp

Schon fast ein magischer Ort

VERLORENE PLÄTZE: +++ Auf dem Burkhardsfeldener Daute(n)berg wurde Fußballgeschichte geschrieben / Und ein Stück weiter unten ebenfalls +++

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Gießen. Es fängt schon mit den Namen an. Ein Mohr sagt, der magische Ort hieße Dauteberg „ohne n“, ein Mohr sagt, er kenne ihn nur als Dautenberg – „mit n“. Der eine ist Andreas Mohr, der sein Fußball-Handwerk in seinem Heimatort Burkhardsfelden erlernte, mittlerweile längst in München lebt, der andere ist Henry Mohr, Kreisfußballwart, der schon zwei Jahrzehnte früher in Burkhardsfelden kickte. Ob ohne oder mit „n“, dieser Platz ist ohne jeden Zweifel ein ganz besonderer in unserer Serie.

Die Sportfreunde aus Burkhardsfelden, so klein der Ort auch ist, haben eine ruhm- und erfolgreiche Fußball-Historie, die auf und mit dem Daute(n)berg begann und unterhalb auf dem Rasenplatz viele Jahrzehnte lang ihre Fortsetzung fand. Burkhardsfelden war stets eine 1a-Fußballadresse. Und selbst, wenn es mal nicht so lief, galt der (neuere) Platz am Fuße des Bergs als einer der besten im Kreis. Was man von seinem Großvater oben nicht behaupten konnte. Als der Schreiber dieser Zeilen dort ehedem als Gast kickte, hieß es: „Heute spielen wir auf den Golan-Höhen.“ Kalter Wind und Stolperfallen auf einem Gras-Schlamm-Acker-sonst-was-Gelände machten dieser Bezeichnung alle Ehre.

Henry Mohr, als er noch kein Fußballwart, sondern ein kleiner Junge war, hat viel zu erzählen, über den Dautenberg. „Die Zuschauer sind da regelrecht hochgepilgert und schon von Weitem konnte man sehen, wenn der Gegner kam. ,Da kommen sie‘“, sei dann gerufen worden.

Schon damals habe man hochklassig gespielt. Unten wurde sich in der Turnhalle umgezogen, dann ging es zu Fuß in Stollenschuhen hoch. An ein „kleines Häuschen und eine Holzbaracke“ erinnert sich Mohr, der den Platz „außen mit holprigem Gras und in der Mitte nicht sehr grün, aber sehr braun“ vor seinem geistigen Auge hat. Als Kind habe er auf einem Felsbrocken gesessen, („das war der beste Platz“) der hinter dem einen Tor lag. Mit 14 oder 15 Jahren hat Henry fürs Abstreuen des Spielfeldes am Wochenende jeweils fünf Mark verdient. „Mit Sägemehl habe ich den abgestreut, damit man das auch irgendwie in den Pfützen erkennen konnte“, sagt Mohr, der auch noch weiß, dass die „fast wie Helden“ verehrten Spieler der ersten Mannschaft sich dann „in der Wirtschaft unten in blauen Wannen gewaschen haben“. Wunderbare Geschichte(n) über einen tatsächlich geschichtsträchtigen Fußball-Platz. Wenn man heute mit dem Auto gen Burkhardsfelden fährt, sieht man immer noch die Flutlichtmasten aus der Ferne – ein schönes Bild. Am Daute(n)berg. Rüdiger Dittrich



Aufrufe: 025.6.2020, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor