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Schiri verletzt - Calik bis Saisonende gesperrt

Sportgericht verhängt lange Sperre gegen Spieler des ASV Neumarkt

Schwerer Schlag für den Mitte-Landesligisten ASV Neumarkt. Das Sportgericht der Bayernliga hat den Spieler Soner Calik bis zum 7. Juli 2011 gesperrt. Der ASV-Spieler hat bei einem Hallenturnier am 8. Januar den Schiedsrichter angegangen und tätlich verletzt. Für den Spieler ist die Saison damit schon beendet. Der Schiedsrichter hat sich glücklicherweise inzwischen wieder von dem Vorfall erholt.

Tatort war die Hallen-Kreismeisterschaft des Spielkreises Neumarkt-Jura am 8. Januar 2011. In der Partie des ASV Neumarkt gegen den BSC Woffenbach stand es bereits 5:2 für den BSC. Nach einem Schuss von Calik, der vom Torhüter des BSC Woffenbach nach dessen Auffassung hinter der Torlinie abgefangenen wurde, ließ der Referee weiterlaufen. Daraufhin sei der Spieler Calik unter lautstarken Reklamationen auf den Unparteiischen zugerannt und habe ihm einen Stoß versetzt. Daraufhin soll der Schiedsrichter das Gleichgewicht verloren haben und mit Rücken und Kopf auf den Boden gefallen sein Das hatte nicht nur den Abbruch des Spieles zur Folge. Nachdem der sofort herbeigerufene Rettungsdienst noch an Ort und Stelle keinen unmittelbaren Handlungsbedarf gesehen habe, er aber nach wie vor Kopfschmerzen verspürt habe, habe er dann am folgenden Tag ein Krankenhaus aufgesucht, das eine Schädelprellung und eine HWS-Distorsion diagnostiziert habe.

In seiner Stellungnahme vom 17. Januar 2011 bestreitet der ASV Neumarkt mit Nachdruck, dass es zu einer körperlichen Berührung zwischen dem Spieler Calik und dem SR gekommen sei. Der SR sei lediglich dem auf ihn zukommenden Spieler Calik ausgewichen und dabei unglücklich zu Fall gekommen.
Das SG der Bayernliga, dessen Zuständigkeit in diesem Fall nach § 19 a RVO gegeben ist, hat sich aufgrund dieser widersprüchlichen Darstellungen, aber auch aufgrund seiner weiteren Ermittlungen entschlossen, zur Klärung des Sachverhalts eine mündliche Verhandlung anzuberaumen, die am 7. Februar 2011 in einer zielgerichteten und sachlichen Athmosphäre durchgeführt wurde.

Sportgerichtssitzung: Die Resultate der mündlichen Verhandlung.

Als Ergebnis dieser mündlichen Verhandlung sieht es das SG der Bayernliga als erwiesen an, dass der Spieler Calik, der den umstrittenen Torschuss abgegeben hatte, voller Wut über die Entscheidung des SR aus einer Entfernung von ca. 15 Metern mit hoher Geschwindigkeit und unter lautstarken Reklamationen ("Was hast Du gegen uns. Wir machen Dich fertig!") auf den SR zugestürmt und bei dieser Aktion mit erhobenen Händen bis auf Zentimeter an diesen herangekommen ist. Der SR, dessen Aufmerksamkeit in dieser Situation durch die Reklamationen eines weiteren Spielers des ASV Neumarkt abgelenkt war, konnte in seinem instinktiven Zurückweichen den Sturz auf den Hallenboden nicht vermeiden.

Ob es bei dieser Aktion darüber hinaus zu einem körperlichen Kontakt zwischen dem Spieler Calik und dem SR bzw. auch noch zu einem Stoß gekommen ist, lässt sich nach Auffassung des SG der Bayernliga - auch aufgrund der detaillierten Aussagen der beiden Abteilungsleiter des BSC Woffenbach, die ja aus neutraler Sicht kommen - trotz erheblicher Verdachtsmomente nicht mit einer für eine Verurteilung des Spielers Calik in diesem Punkt ausreichenden Sicherheit nachweisen. Der ursächliche Zusammenhang zwischen der Aktion des Spielers und dem mit Verletzungsfolgen verbundenen Sturz des SR liegt nach Auffassung des Gerichte aber auf der Hand und sei völlig eindeutig.

Besonders schwerer Fall unsportlichen Verhaltens.

Bei der Beurteilung des Spielervergehens ist das SG der Bayernliga davon überzeugt, in diesem Fall von einem "besonders schweren Fall" eines unsportlichen Verhaltens im Sinne von § 65, Absatz 2 RVO ausgehen zu müssen. Wenn ein Spieler über eine größere Strecke unter Drohungen auf den SR zustürmt und erst ganz kurz vor diesem abstoppt, nimmt er zumindest billigend in Kauf, dass dieser instinktiv zurückweicht, ins Straucheln kommt, zu Boden stürzt und dabei auch Verletzungen erleidet. An der Schwere dieses Vergehens vermag auch das Argument des ASV Neumarkt, es habe in diesem Spiel zuvor schon einige strittige SR-Entscheidungen zu Ungunsten des ASV Neumarkt gegeben, nicht das Geringste zu ändern.

Als strafmildernd könne allenfalls herangezogen werden, dass sich der Trainer des ASV Neumarkt einige Tage nach dem Spiel beim SR auch im Namen des Spielers Calik telefonisch für die Vorkommnisse entschuldigt und dass der Spieler Calik im Laufe der mündlichen Verhandlung sein Bedauern über die Ereignisse zum Ausdruck gebracht habe. Nach Überzeugung des SG der Bayernliga muss bei der Festlegung des Strafmaßes deutlich gemacht werden, dass ein derart aggressives Spielerverhalten, das beim SR noch zusätzlich zu körperlichen Schäden und völlig zu Recht zum Abbruch des Spiels geführt hat, keinesfalls toleriert werden kann. Es hält deshalb eine Spielsperre von sechs Monaten für schuldangemessen und notwendig.

Aufrufe: 09.2.2011, 09:59 Uhr
Dirk MeierAutor