2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Sehr (Archiv)

Schiri-Attacke: Der große DFB muss den kleinen Klubs helfen

Kommentar von Hanna Raif

Der Fußball schlägt Alarm: Die brutale Prügelattacke bei einem hessischen Kreisligaspiel hat die Dauerdiskussion um die Sicherheit der Amateur-Schiedsrichter noch einmal angefacht. Nach zunehmenden verbalen und körperlichen Angriffen haben viele ehrenamtliche Referees null Bockauf die Pfeife.

Seit 2011 geht die Gesamtzahl der Unparteiischen in Deutschland drastisch von 78 455 auf jetzt 56 680 zurück. Viele Schiedsrichter geben auf, sie wollen sich nicht von Spielern oder Zuschauern anpöbeln lassen.

Ein Kommentar von Hanna Raif:

Drei Spiele Sperre und 20 000 Euro Geldstrafe – so lautet das Urteil für Franck Ribéry. Der 36-Jähriger soll nach dem Spiel seines AC Florenz einen Linienrichter zunächst beschimpft und bedroht haben, ehe er ihn auch noch schubste. Für den ehemaligen Bayernprofi ist die Summe ein Klacks.

An diesem Wochenende, an dem in Berlin mehr als 1000 Amateur-Spiele wegen eines Schiedsrichter-Streiks entfielen und in Münster ein Referee von einem Spieler niedergeschlagen wurde, steht er exemplarisch dafür, dass Respektlosigkeiten gegenüber Unparteiischen ein Problem der gesamten Fußball-Welt sind. Sie kommen auf dem Dorfplatz und in der Champions League vor. Nur mit dem Unterschied, dass in der millionenschweren Spitze des Systems im Fall der Fälle unzählige Offizielle eingreifen, während die bemitleidenswerten Amateur-Schiedsrichter Aggression und auch Gewalt gegenüber meist nahezu alleine ausgesetzt sind.

„Vier Ordnerwesten“, so heißt es in den Gewaltpräventionsmaßnahmen des DFB, wurden 2014/15 an 22 000 Vereine geschickt. Mit Blick auf die steigende Gewaltstatistik auf Amateur-Plätzen ist das ein schlechter Scherz. Der große DFB sorgt sich um den großen Fußball, nicht um die kleinen Vereine. Es ist leicht, stets darauf zu verweisen, dass der Amateurfußball Ländersache sei. Man müsste aber trotzdem erkennen, dass die Basis Hilfe braucht. Wenn es an Vorständen, Trainern und Schiedsrichtern mangelt, bleibt die wichtigste Aufgabe des Breitensports – die Vermittlung von Werten – auf der Strecke.

Der Bolzplatz ist dann ein Ort zum Austoben, aber nicht zum Lernen, und gerade diejenigen (die Minderheit!), die im zwischenmenschlichen Bereich Unterstützung bräuchten, bekommen sie nicht. Wo Ehrenamt fehlt, können sich Aggression und Gewalt aufschaukeln, die traurige Konsequenz spüren unter anderem die Schiedsrichter. Wer zu lange zugesehen hat, sollte nach diesem Wochenende wachgerüttelt werden: Politik, DFB – es muss von höheren Stellen Geld in die Hand genommen werden.

Aufrufe: 030.10.2019, 14:58 Uhr
Hanna Raif / Münchner MerkurAutor