2024-05-02T16:12:49.858Z

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Freuen sich über die erfolgreiche Kooperation des SCB Laurenzberg mit der örtlichen Grundschule und der Kita ?Der kleine Prinz?: Jugendleiter Hans-Jürgen Kube (l.) und Jugendmanager Sven Freialdenhoven. Foto: Michael Grobusch
Freuen sich über die erfolgreiche Kooperation des SCB Laurenzberg mit der örtlichen Grundschule und der Kita ?Der kleine Prinz?: Jugendleiter Hans-Jürgen Kube (l.) und Jugendmanager Sven Freialdenhoven. Foto: Michael Grobusch

SCB Laurenzberg zeigt, wie es gehen kann

Der in Eschweiler-Dürwiß beheimatete Sportverein kooperiert mit Grundschule und Kita und hat damit großen Erfolg

Es gibt dieses Sprichwort, in dem davon die Rede ist, aus der Not eine Tugend zu machen. Hans-Jürgen Kube kennt das natürlich. Und er hat es sich zu Herzen genommen. „Wir sind ein Sportverein aus einem Ort, den es nicht mehr gibt, und der viele Jahre lang im Schatten seines großen Nachbarn gestanden hat“, beschreibt der Jugendleiter die wenig günstigen Rahmenbedingungen des SCB Laurenzberg.

Schon 1974 hatte die namengebende Gemeinde dem Tagebau Zukunft weichen müssen. Der Verein fand eine neue Heimat und später auch eine sehr ansehnliche Sportanlage in Dürwiß, wo der Fußball aber in erster Linie mit dem Namen FC Germania verbunden war.

Das allerdings hat sich mittlerweile geändert. Was nicht alleine daran liegt, dass die Germanen innerhalb weniger Jahre einen kaum fassbaren Absturz aus der Mittelrheinliga erlebt haben, der sie aktuell bis an das Tabellenende der Kreisliga B geführt hat. „Wir haben eine Möglichkeit gesucht, uns ein Profil zu schaffen, das sich von dem anderer Klubs abhebt“, blickt Kube zurück. Und dann erzählt er von der Idee, die er und Jugendmanager Sven Freialdenhoven hatten: „Wir wollten eine Brücke zu Schule und Kindertagesstätte schlagen.“

Das Anliegen haben viele Sportvereine, die ihr Trainingsangebot und den Fortbestand der Nachwuchsmannschaften durch die fortschreitende Ausweitung des offenen Ganztagsbetriebes (OGS) gefährdet sehen. Die Verantwortlichen des SCB Laurenzberg haben diese Entwicklung jedoch nicht als Bedrohung, sondern als Chance interpretiert. Und sie haben in diesem Sinne auch gehandelt: Seit dem vergangenen Sommer gibt es eine Kooperation des Klubs mit der Grundschule Dürwiß. Und im Februar wurde nach diesem Vorbild auch eine Zusammenarbeit mit der Awo-Kita „Der kleine Prinz“ besiegelt. Die Resonanz ist in beiden Fällen enorm. „In der Grundschule war der Ansturm so groß, dass wir die Vergabe der 20 Plätze auf die Kinder des vierten Schuljahres beschränken mussten“, berichtet Kube. Und auch in der Kindertagesstätte gab es weit mehr Interessenten, als in dieser ersten Phase aufgenommen werden konnten. Das neue Angebot kommt also bestens an. „Und es hat sich schnell herumgesprochen, dass wir mit einem neuen Konzept unterwegs sind“, freut sich Sven Freialdenhoven.

Nun ist es keinesfalls so, dass sich die Kinder aus dem OGS-Angebot in Scharen beim SCB angemeldet haben. „Zwei oder drei von ihnen sind inzwischen Mitglied bei uns“, sagt Hans-Jürgen Kube. Der „Mehrwert“ ist ein anderer: „Unser Verein wird jetzt viel positiver wahrgenommen, hat einen hervorragenden Ruf und ist in kurzer Zeit zu einer sehr beliebten Adresse geworden.“ 210 Kinder und Jugendliche zählt der Verein derzeit. „So viele hatten wir noch nie“, freut sich Hans-Jürgen Kube.

Für den Regiosportbund Aachen hat sich der SCB Laurenzberg zu einem Vorzeigeverein entwickelt. „Er ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich offener Ganztag und Sportverein nicht ausschließen müssen“, lobt Präsident Klaus Offergeld, der sich mit seiner Organisation und vor allem mit seiner Kollegin Ingrid Schäfer intensiv um eben dieses Thema bemüht. Der eingeschlagene Weg wird auch vom Landessportbund honoriert, der dem SCB die Auszeichnung „kinderfreundlicher Sportverein“ verliehen hat. Außerdem wird das Laurenzberger Engagement in Kita und Grundschule im Rahmen des Programms „1000 mal 1000“ vom Land Nordrhein-Westfalen finanziell unterstützt.

Zugute kommt dem SCB Laurenzberg natürlich, dass er einen Übungsleiter in seinen Reihen hat, der auch in den Nachmittagsstunden zur Verfügung steht. „Ich bin selbstständig, deshalb ist das möglich“, weiß Hans-Jürgen Kube um den Vorteil, den er gegenüber vielen anderen Trainern hat. Eine Personalrotation, wie sie der Regiosportbund als Alternative vorschlägt, um Angebote im offenen Ganztag realisieren zu können, ist in diesem Fall also nicht nötig. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass sich zwischen Kube und den Kindern schnell ein Vertrauensverhältnis entwickelt hat. „Die freuen sich immer riesig auf den Freitag, wenn Ballsport auf dem Programm steht.“ Seinerseits ist die Freude groß, wenn er an die Entwicklung der Mädchen und Jungen denkt. „Die meisten haben unglaubliche Fortschritte gemacht.“ Und Kube fügt hinzu: „Manche Kinder waren nicht in der Lage, rückwärts zu laufen.“ Mit den koordinativen Fähigkeiten verbessert sich oftmals auch das Selbstbewusstsein. „Und das wiederum hat positiven Einfluss auf das Sozialverhalten“, hat Sven Freialdenhoven beobachtet. Rückmeldungen von Schul- bzw. Kita-Leitung bestätigen dies.

Bleibt noch die Frage, ob das Angebot im kommenden Schuljahr der hohen Nachfrage entsprechend angepasst wird. „Für mich persönlich ist eine Grenze erreicht. Zusätzliche Kurse wären nur mit einem zweiten Übungsleiter möglich“, betont Kube, der sich und den Verein nicht überfordern möchte. Gut möglich also, dass am Ende auch hier ein Sprichwort zum Tragen kommt: Weniger ist manchmal mehr . . .

Das Landesprogramm „NRW bewegt seine Kinder“

Zum Gesundheitszustand und den motorischen Fähigkeiten vieler Kinder und Jugendlicher vermelden zahlreiche Studien beunruhigende Ergebnisse. Der Landessportbund und seine Sportjugend sowie alle Mitgliedsorganisationen in Nordrhein-Westfalen haben deshalb das Programm „NRW bewegt seine Kinder“ aufgelegt. Es befasst sich mit der Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit im Sport. Angesichts der demografischen Entwicklungen liegen die Schwerpunkte des Programms auf der Ganztagesbetreuung und dem Ausbau von Kooperationen zwischen Vereinen und Schulen oder Kindertagesstätten. Hierdurch soll Kindern und Jugendlichen in ausreichendem Umfang Bewegung, Spiel und Sport ermöglicht werden.

Ansprechpartner beim Regiosportbund Aachen ist Ingrid Schäfer. Sie leitet die „Koordinierungsstelle Sport im Ganztag“ und ist unter
☏ 02403/7497062 und ingrid.schaefer@regiosportbund-aachen.de zu erreichen.

Aufrufe: 012.5.2016, 09:30 Uhr
Michael Grobusch I AZ/ANAutor