2024-05-02T16:12:49.858Z

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Heinz Eckl ist sich sicher, dass die ursprünglich geplante Umsetzung des Ligapokals nicht mehr möglich ist.
Heinz Eckl ist sich sicher, dass die ursprünglich geplante Umsetzung des Ligapokals nicht mehr möglich ist. – Foto: Ralf Ruder

Ligapokal: „Entweder du killst den Wettbewerb oder du änderst ihn“

Heinz Eckl glaubt nicht an Re-Start Anfang März

Es existiert nur noch eine winzig kleine Chance. Heinz Eckl weiß, dass es Sinn hat, daran zu glauben, auch wenn die Situation fast schon hoffnungslos ist.

Landkreis Als er noch selbst auf dem Platz stand, hat es der heute 63-Jährige aus Altenstadt oft genug erlebt. Zu Ende war ein Spiel erst dann, wenn es der Schiedsrichter abgepfiffen hat. Auch wenn nur noch wenige Sekunden blieben, Eckl gab nie auf, er machte einfach weiter. „Ich war schon immer eine Kampfsau“, charakterisiert er sich selbst.

Heute ist er Spielleiter im Kreis Zugspitze, und die Uhr läuft wieder gnadenlos gegen ihn. Es geht jedoch nicht um Minuten oder Sekunden, sondern um Wochen und Tage – aber die Zeit verrinnt. „Der 6. März ist für mich zu 99,9 Prozent nicht mehr möglich“, sagt Eckl. Er geht davon aus, dass der Ligapokal zum festgesetzten Zeitpunkt nicht starten kann. Eigentlich hatte er alles akribisch geplant. 150 Arbeitsstunden investierte er im vergangenen Sommer, um den Wettbewerb für seinen Zuständigkeitsbereich zu konzipieren und startklar zu machen. Das waren vier komplette Arbeitswochen und viel Herzblut, die er investierte. Der Funktionär aus Altenstadt hat dies gern getan. Die meisten Vereine waren begeistert, aber dann machte ihm „dieses verdammte Virus“, wie er es bezeichnet, einen Strich durch die Rechnung.

Heinz Eckl über Ligapokal: „Wir wollten die offenen Zeitfenster füllen“

Corona hat vieles verändert, auch im Selbstverständnis des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV). Vergangenes Frühjahr sprachen sich zwei Drittel der Klubs für die Empfehlung des Verbandes aus, die Saison trotz Corona zu Ende zu spielen. Sie hatten nur die Option. mit „ja“ oder „nein“ zu stimmen, eine weitere Alternative gab es nicht. Das Präsidium bestätigte dieses Votum mit hundertprozentiger Zustimmung. Der Optimismus der Funktionäre war trotz der Pandemie groß. So boten sie den Vereinen an, nicht nur die Runde regulär zu beenden, sondern parallel noch einen zweiten Wettbewerb auszuspielen: den Ligapokal. „Wir wollten die offenen Zeitfenster füllen“, erklärt Eckl das ambitionierte Vorhaben.

Doch dieses verdammte Virus verhielt sich nicht so, wie es die Oberen wollten, es spielte einfach nicht mit. Bald wurde die Zahl der offenen Zeitfenster immer kleiner. „Einzelne wissen es immer besser“, entgegnet Eckl genervt den Kritikern, „sie sollen es doch erst einmal selbst machen“. Er selbst ist für die Entscheidungen aus der Verbandszentrale nicht verantwortlich, er muss sie lediglich umsetzen. Dazu verlief der Herbst nicht so, wie sich das die Verantwortlichen ausgemalt hatten. Als die Saison am 19. September neu gestartet wurde, befand sich der ursprüngliche Terminplan schon zwei Wochen im Rückstand. Mehr als vier Spiele absolvierten die Fußballer in der Meisterschaft nicht, im Ligapokal waren es auch nicht viel mehr. Für zwei Wettbewerbe war die Zeit einfach viel zu knapp, um Strecke zu machen. „Hätten wir noch drei Wochen mehr gehabt, wäre es super gewesen“, räumt Eckl ein.

Bisherige Planungen? „Jetzt kann man alles in den Mülleimer schmeißen“

Aber die gab es nicht, weil das Land am 2. November wieder in den Lockdown geschickt wurde, von dem heute niemand sagen kann, wann er enden wird. „Jetzt kann man alles in den Mülleimer schmeißen“, sagt Eckl, die bisherigen Planungen seien hinfällig. Wie es mit dem Ligapokal weitergehen wird, wagt er nicht zu prophezeien. Das muss die Verbandsspitze erst noch bewerten. Für den Kreisspielleiter existieren zwei Alternativen. „Entweder du killst den Wettbewerb oder du änderst ihn.“

Auch die unvollendete Meisterschaft gerät zunehmend in Gefahr, eine solche zu bleiben. Anfang der Woche hat die stets ihre Worte abwägende Kanzlerin angedeutet, wenn es sein muss, den Lockdown bis Ostern zu verlängern. „Wenn die Regierung kategorisch nein sagt, haben wir ein Problem“, so Eckl. Dann seien die vorgesehenen Termine nicht mehr zu halten, zumal schon jetzt „alles total auf Kante genäht“ sei, wenn die Runde am 15. Mai enden soll. „Vielleicht kommt es so weit, dass wir die Saison abbrechen müssen“, gibt er angesichts der aktuellen Lage zu, dass auch der schlimmste Fall möglich ist.

Drei Coronafälle im Familienkreis von Heinz Eckl

Klar ist, dass die neue Spielzeit am 1. Juli beginnen soll und die Vereine und Spielleitungen auch eine gewisse Vorlaufzeit benötigen, um ihre Dinge zu ordnen. Für einen Spielleiter, dem es das größte Vergnügen bereitet, dafür zu sorgen, dass Hunderte von Kickern am Wochenende ihre Freude haben, ist dies normalerweise ein schwerer Schlag. Eckl liebt sein Amt als Kreisspielleiter, das er seit 2006 bekleidet. Damals erlebte Deutschland während der Weltmeisterschaft sein Sommermärchen, heute durchlebt es einen nicht enden wollenden Albtraum. „Es gibt Wichtigeres als Fußball“, stellt Eckl ganz nüchtern fest. Aus dem Mund eines Spielleiters klingt das genauso befremdlich, als würde ein Pfarrer sagen, es gäbe Wichtigeres als Gott auf dieser Welt.

Nur hat Eckl selbst erlebt, dass Corona nichts Abstraktes, sondern etwas ganz Konkretes im Leben sein kann. Im März machte die Seuche vor seiner eigenen Familie nicht halt. Sein Bruder war so stark betroffen, dass er kurzzeitig sogar auf der Intensivstation lag. Außerdem steckten sich noch dessen Frau und Tochter an. „Ich weiß, dass das kein Spaß ist“, betont Eckl. Die Sorgen, die sich viele Fußballer wegen ihrer Gesundheit oder ihres wirtschaftlichen Wohlergehens machen, sollte im Frühjahr recht schnell wieder der Ball rollen, sind ihm sehr wohl bewusst. Eckl mag zwar eine Kampfsau gewesen sein, aber er war nie ein Ideologe. „Wenn wir spielen, dann muss es auch Sinn machen und vertretbar sein“, stellt er fest. Anders ist dem verdammten Virus nicht beizukommen.

(Christian Heinrich)

Aufrufe: 018.1.2021, 12:24 Uhr
Weilheimer Tagblatt / Christian HeinrichAutor