In der 2. Halbzeit verteilte Simon Schubert mit einer verunglückten Kopfballrückgabe ein noch größeres Geschenk (55.), doch Berlinski nahm es nicht an, sondern traf den Ball frei vor Hölscher nicht. Mehr und mehr übernahm der SC Wiedenbrück nun aber den aktiveren Part. Dazu trug auch bei, dass Tim Geller auf der Position sechs Oliver Zech hervorragend vertrat und dass sich der etwas überraschend aufgebotene Leon Tia als Rechtsverteidiger prächtig behauptete.
Fast hätte sich die effektive Einwechslung von Phil Beckhoff als Linksaußen gewinnbringend ausgezahlt. Gegen Gäste, die in einem Kampfspiel offensiv nun nicht mehr zum Zuge kamen und sich früh mit einem Punkt zufrieden gaben, blies der SCW nun zweimal mit einer schönen Angriffskombination zur Attacke. Erst wurde ein von Beckhoff eingestielter Treffer von David Hüsing wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht anerkannt (68.), dann traf Beckhoff nach einem Zuspiel von Aday Ercan den Pfosten (70.). Am Ende waren fast alle Beteiligten mit dem gerechten Remis zufrieden. „Wir haben die Tabellenspitze gehalten, das ist ein Teilerfolg“, sagte SCW-Kapitän Hölscher.
Schiedsrichter: Julian Engelmann (SF Sümmern) - Zuschauer: 470
Tore: - - -
Nach einem 0:5 im Hinspiel und einem 0:2 im Westfalenpokal erreichte der SC Wiedenbrück mit dem 0:0 gegen den RSV Meinerzhagen das beste Ergebnis. Auch deswegen war Daniel Brinkmann mit seinem Einstand als Oberliga-Trainer zufrieden. Wichtig für ihn: „Die Mannschaft hat ein gutes Gesicht gezeigt.“ Er stimmte in der Pressekonferenz voll und ganz den Ausführungen seines Kollegen Mutlu Demir zu. Der hatte in der ersten Halbzeit Vorteile für sein Team gesehen, fand nach der Pause aber den SC Wiedenbrück („Wir haben ihn nicht mit zwei Sechsern erwartet“) stärker. Sein Fazit: „Die Punkteteilung geht in Ordnung.“
Tim Geller hatte sich am Ende mehr gewünscht: „Hinten raus waren wir dem Sieg näher als Meinerzhagen, wir hätten drei Punkte verdient gehabt“, sagte der sonst als Innen- oder Außenverteidiger eingesetzten Defensiv-Allrounder nach seinem starken Saisondebüt auf der Position sechs. Daniel Brinkmann war davon nicht überrascht: „Ich bin froh, einen so flexiblen Spieler im Kader zu haben. Ich hatte hundertprozentiges Vertrauen in ihn.“ Auch bei der Beurteilung von Leon Tia benutzte der frühere Mitspieler diese Vokabel: „Er hat große Qualität und ist wahnsinnig schnell. Leon ist ein Typ, der Vertrauen braucht.“
Auswirkungen auf Titelkampf und Aufstiegsrennen hat der 0:0-Gipfel übereinstimmend nicht. „An der Konstellation hat sich nichts geändert“, hielt Mutlu Demir fest. Aber will der im vergangenen Sommer abgestiegene SC Wiedenbrück überhaupt in die Regionalliga zurückkehren, wozu Platz zwei reicht? „Wir sind Leistungssportler und haben immer das Ziel, so hoch wie möglich zu kommen“, erklärte Marcel Hölscher. Bisher hat der Verein aber noch keine Erklärung zu der Frage abgegeben, ob er einen Antrag einreicht oder darauf verzichtet. „Der Vorstand will noch weiter darüber nachdenken, und das akzeptieren wir“, gibt sich Daniel Brinkmann gelassen. Bis zum 1. April müssen die Anträge gestellt sein. „Natürlich macht man sich Gedanken, aber zum jetzigen Zeitpunkt lassen wir das nicht so nah an uns rankommen“, beteuert der Trainer. Die Kulisse im Jahnstadion übte jedenfalls keinen Druck auf den Verein aus: Nur 470 Zuschauer interessierten sich für die beiden besten Oberligateams.