2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Verbandschef: Hermann Korfmacher freute sich im Gespräch mit den NW-Redakteuren Wolfgang Temme (l.) und Uwe Kramme auf die neue Saison. Foto: ANDREAS FRUECHT
Verbandschef: Hermann Korfmacher freute sich im Gespräch mit den NW-Redakteuren Wolfgang Temme (l.) und Uwe Kramme auf die neue Saison. Foto: ANDREAS FRUECHT

Regionalliga-Auftakt: „Westfalen war einfach mal dran“

Hermann Korfmacher eröffnet am Freitag mit dem Kreisderby die Regionalliga. Der WDFV-Präsident tippt für SC Wiedenbrück und SC Verl einstellige Tabellenplätze und erwartet schwierige Ligastrukturreform.

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Heimspiel für Hermann Korfmacher. An diesem Freitag um 19 Uhr eröffnet der Präsident des Westdeutschen Fußballverbandes aus Gütersloh mit der Partie SC Wiedenbrück – SC Verl die Regionalligasaison 2018/2019. „Wir hatten Auftaktspiele in Wuppertal, in Köln, in Essen und in Oberhausen. Jetzt war Westfalen einfach mal dran, obwohl es nur mit kleineren Städten in dieser Spielklasse vertreten ist“, freut sich der 75-Jährige, der bis 2016 auch den westfälischen Verband führte.

Showeinlagen wie beim DFB-Pokalfinale, lange Reden oder gar Wolken von bunten Luftballons wie bei früheren Regionalligastarts werde es indes nicht geben, sagt Korfmacher. „Denn der Verband hat aus der Kritik an überzogenen Rahmenprogrammen gelernt. Zwei, drei Sätze, dann muss es losgehen, die Leute kommen doch, um Fußball zu sehen.“
Dass die neue Regionalligasaison im Wiedenbrücker Jahnstadion beginnt, wo mit der Meisterschaft des KFC Uerdingen auch die alte aufgehört hat, ist für den WDFV-Präsidenten „ein schöner Zufall, den der Spielplan hergegeben hat“. Für ihn hätte aber auch der SC Verl, immerhin seit der Neugründung der Regionalliga 1994 außer in vier Oberligajahren immer mit von der zwischen 2000 und 2008 sogar drittklassigen Partie, dieses Auftaktspiel verdient gehabt.



Beiden Viertligisten aus dem Fußballkreis Gütersloh, in dem er 1976 als Kreisvorsitzender seine Funktionärskarriere begonnen hat, zollt der profunde Kenner des Amateurfußballs nämlich „größte Anerkennung“ für ihre kontinuierliche Arbeit, mit der sie sich im Mittelfeld der sportlich und finanziell so herausfordernden Regionalliga West etabliert hätten. Gerade weil sie so „grundsolide wirtschaften“ würden, erwartet Korfmacher die Derbykontrahenten auch am Ende dieser Saison wieder auf einstelligen Tabellenplätzen. Ja, er gibt ihnen sogar eine Außenseiterchance, oben mitzumischen.



„Jeder Verein sollte in der Liga spielen, die er sich leisten kann.“ Mit diesen Worten lobt Korfmacher, dass weder in Wiedenbrück noch in Verl auf Deubel komm raus der Sprung in die Spitze oder gar der Aufstieg angestrebt wird. Der Kreis Gütersloh mache aber auch mit zwei Regional-, einem Ober- und zwei Westfalenligisten eine gute Figur in Ostwestfalen. „Dass wir nicht an Paderborn und Bielefeld herankommen, liegt halt an den wirtschaftlichen Möglichkeiten.“


„Jeder Verein sollte in der Liga spielen, die er sich leisten kann“

Solches Augenmaß wünscht der Verbandspräsident auch den finanziell nicht unbedingt auf Rosen gebetteten Traditionsvereinen aus dem Ruhrgebiet oder in Aachen, den von ganz besonderen Mäzenen gepushten Vereinen wie Viktoria Köln oder den Aufsteigern, die es immer so schwer hätten, sich in dieser Regionalliga zu behaupten. Dass sich Klubs aus finanziellen Gründen zurückziehen müssten, wie in der letzten Saison aus der Oberliga Westfalen, sei jedenfalls auch in der Regionalliga nicht undenkbar.
Die Domstädter sind indes auch der Meistertipp des WDFV-Chefs. „Jeder andere wäre dieses Mal wohl fahrlässig“, begründet Korfmacher. Der Erfolg des ewigen Favoriten stehe aber noch nicht fest. „Denn RW Essen und die Reserveteams von Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach sind zu beachten.“



Wer es auch immer schaffen würde, der Verbandschef ist heilfroh, dass der Meister der Regionalliga West dieses Mal direkt aufsteigt. An der Regelung, dass sechs aufstiegsberechtigte Teams in fünf Regionalligen drei Aufsteiger ausspielen, hatte es letzte Saison heftige, für Korfmacher nachvollziehbare Kritik gegeben.
„Wir haben jetzt aber nur eine Kompromisslösung. Um das Grundproblem zu beseitigen, müsste die Ligastruktur verändert werden.“ Korfmacher ist gespannt, ob die Arbeitsgruppe unter DFB-Vize Peter Frymuth beim Bundestag 2019 einen Vorschlag machen kann. Ideal wäre für ihn ein Pyramidensystem unterhalb der 1. und 2. Bundesliga mit einer 3. Liga, drei 4. Ligen und sechs Oberligen. Weil das Verzicht auf Ligen und Ligazugehörigkeiten bei Verbänden und Vereinen voraussetzen würde, ist der erfahrene Sportpolitiker indes skeptisch: „Vielleicht sind unsere Vereine ja auch deshalb leiser geworden, weil sie begriffen haben, dass auch sie dann betroffen sein könnten.“



Wichtig ist Korfmacher eine noch bessere Präsentation und Vermarktung des Produkts Fußball-Regionalliga. Mit der Übertragung ausgewählter Spiele durch Sport 1 und den Angeboten über Sportotal.tv sei man zwar auf einem guten Weg, um die Vereine zu unterstützen. „Aber wir müssen noch mehr tun“, sagt Korfmacher, der auf eine Umkehr des Abwärtstrends von 550.000 auf 503.000 Besucher in den letzten Serien hofft.

Aufrufe: 025.7.2018, 15:30 Uhr
Uwe Kramme / Wolfgang Temme / FuPaAutor